Behandelter Abschnitt Jes 57,10-13
Jes 57,10-13 | Verlogene Gerechtigkeit
10 Durch die Weite deines Weges bist du müde geworden, [doch] du sprachst nicht: Es ist umsonst! Du gewannst neue Kraft, darum bist du nicht erschlafft. 11 Und vor wem hast du dich gescheut und gefürchtet, dass du gelogen hast und nicht an mich dachtest, es nicht zu Herzen nahmst? Habe ich nicht geschwiegen, und zwar seit langer Zeit? Und mich fürchtest du nicht. 12 Ich werde deine Gerechtigkeit kundtun; und deine Machwerke, sie werden dir nichts nützen. 13 Wenn du schreist, mögen dich deine Mengen [von Götzen] erretten! Aber ein Wind wird sie allesamt entführen, ein Hauch sie wegnehmen. Wer aber zu mir seine Zuflucht nimmt, wird das Land erben und meinen heiligen Berg besitzen.
All diese Schlechtigkeit erfordert viel Arbeit und Mühe (Vers 10), aber die Menschen machen diese Mühe gerne. Sie suchen neue Kraft bei den Mächten der Finsternis und nicht beim HERRN (vgl. Jes 40,31). Es ist möglich, dass sich ihre „Weite des Weges“ auf die Errichtung eines zweiten Bundes mit dem vereinigten Europa unter der Führung des Tieres von Rom (Dan 9,27) bezieht, mit dem Israel immer stärkere Verbindungen eingeht.
Sie sind so weit vom HERRN abgewichen, dass sie nicht mehr an Ihn denken (Vers 11). Anstatt die Hoffnungslosigkeit ihrer Situation einzusehen, finden sie immer wieder neue Kraft, um weiterhin Bündnisse mit den Heiden zu schließen. Der HERR griff nicht direkt ein, sondern ließ sie ihren Weg weitergehen. Er hat geschwiegen. Weil Er noch nicht durch Gericht eingegriffen hat, fürchten sie Gott auch nicht (Pred 8,11).
Aber Er wird nicht immer schweigen. Wenn Er zu sprechen beginnt, weist Er auf die Torheit ihres Handelns hin. Die Aussage: „Ich werde deine Gerechtigkeit kundtun“ (Vers 12), bedeutet nicht, dass diejenigen, mit denen Gott einen Streit hat, selbst gerecht sind. Das Gegenteil ist der Fall. Es geht darum, was Israel in seinem blinden Zustand für seine eigene Gerechtigkeit hält. Es ist eine verlogene Gerechtigkeit. Ihr wahrer Charakter wird von Gott bekannt gemacht, das bedeutet, von Ihm zur Schau gestellt und gerichtet. Dies wird durch das bestätigt, was in Vers 13a folgt.
Am Ende von Vers 13 wendet sich der HERR an die Getreuen unter seinem Volk, es ist nur ein Rest, ein Überrest. Für uns spricht das „Land erben“ vom In-Besitz-Nehmen der Segnungen in den himmlischen Örtern, während das „In-Besitz-Nehmen“ von „meinem heiligen Berg“ vom Genießen der Gemeinschaft mit Ihm spricht.