Behandelter Abschnitt Jes 51,17-23
Verse 17–23 | Ende des Leidens des Volkes Gottes
17 Erwache, erwache; steh auf, Jerusalem, die du aus der Hand des HERRN den Becher seines Grimmes getrunken hast! Den Kelchbecher des Taumels hast du getrunken, hast [ihn] ausgeschlürft. 18 Da war niemand, der sie leitete, von allen Kindern, die sie geboren hatte; und niemand, der sie bei der Hand nahm von allen Kindern, die sie großgezogen hatte. 19 Zweierlei war es, was dir begegnete – wer sollte dir Beileid bezeigen? –: die Verheerung und die Zerschmetterung und die Hungersnot und das Schwert. Wie könnte ich dich trösten? 20 Deine Kinder sind ohnmächtig hingesunken, sie lagen an allen Straßenecken wie eine Antilope im Netz; sie, die voll waren vom Grimm des HERRN, vom Schelten deines Gottes. 21 Darum höre doch dies, du Elende und Betrunkene, aber nicht von Wein! 22 So spricht der HERR, dein HERR, und dein Gott, der die Rechtssache seines Volkes führt: Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Taumelbecher, den Kelchbecher meines Grimmes; du wirst ihn fortan nicht mehr trinken. 23 Und ich gebe ihn in die Hand deiner Peiniger, die zu deiner Seele sprachen: Bücke dich, dass wir darüber hinschreiten! Und du machtest deinen Rücken der Erde gleich, und gleich einer Straße für die, die darüber hinschreiten.
Dieser letzte Abschnitt des Kapitels beschreibt in anschaulicher Sprache die Folgen der Gerichte, die durch den Einfall des Königs des Nordens über das Volk kommen. Dies ist das Ergebnis von ihrem anhaltenden Aufstand gegen Gott, der in der Verwerfung von Christus gipfelte. Das Volk ruft zum HERRN, um aufzuwachen und zu handeln (Vers 9), woraufhin der HERR sein Volk zuruft, aus dem Todesschlaf ihrer Sünde aufzuwachen.
Das Volk muss aufwachen und sich fragen, warum ihnen diese Dinge widerfahren sind. Nach zweitausend Jahren des Leidens, dessen Tiefpunkt die Vernichtungslager der Nazis waren, sind sie in ihr Land zurückgekehrt. Der nächste Tiefpunkt ist der zukünftige König der Juden, der Antichrist. Er wird den schrecklichsten Götzendienst im Land einführen. Schließlich wird Israel von einer Koalition angegriffen, die vom König des Nordens angeführt wird und mehrere islamische Länder als Verbündete hat. Dieser Angriff wird Israel wieder Millionen von Menschen kosten (Sach 13,8).
Jerusalem wird als eine Frau dargestellt, die berauscht auf dem Boden liegt und den Kelch des Grimmes des HERRN getrunken hat. Nicht einer von all ihren Söhnen ist in der Lage, sie zu führen, sie bei der Hand zu nehmen, sie aufzurichten (Vers 18). Es ist die Zeit von Jakobs Bedrängnis. In kurzer Zeit werden zwei Drittel des Volkes, das ist die gottlose Masse, zugrunde gehen (Sach 13,8). Der Prophet sieht keine Möglichkeit, sie zu trösten in der Verwüstung, Zerstörung, Hungersnot und dem Schwert, die über sie gekommen sind (Vers 19). Dabei ist ein doppeltes Leid über sie gekommen: Verlust von Eigentum durch Zerstörung und Verwüstung und Verlust von Leben durch Hunger und Schwert.
So geschieht es auch mit der Gemeinde Gottes unter der Zucht, die Er über sie bringen muss. Ihre geistlichen Güter, wie z. B. das Wissen um ihre geistlichen Segnungen, werden ihr genommen. Auch das geistliche Leben verschwindet, es gibt kein Wachstum, keine Zunahme und keine neuen Bekehrungen. In dieser Situation ist es wichtig, Gottes Hand darin zu erkennen.
Die Söhne Jerusalems liegen hilflos da, unfähig zu helfen, wie eine Antilope, die erschöpft ist von dem vergeblichen Kampf, sich aus dem Netz des Jägers zu befreien, in dem sie gefangen ist (Vers 20). Die Befreiung kann nur von Gott kommen. In seiner Barmherzigkeit und seinem Erbarmen verspricht Er, ihnen diese zu geben (Verse 21–23). Er erinnert sie daran, dass sie sein Volk sind, und Er beschreibt sich selbst als Fürsprecher, der ihre Sache verteidigt (Vers 22).
Er wird auch mit den Nationen abrechnen, die Er benutzt hat und benutzen wird als Zuchtrute für sein Volk. Diese Nationen haben die Grenzen der Macht überschritten, die Gott ihnen gesetzt hat. Sie haben sich in den Dienst des Feindes stellen lassen, um seinen Grimm über das Volk Gottes zu bringen. Deshalb wird Gott diesen Völkern den Becher seines Grimmes zu trinken geben (Vers 23). Sie haben gedacht, das Volk wie Staub auf den Straßen zertrampeln zu können. Gott wird diese Situation umkehren und den Stolz der Menschen völlig erniedrigen. Dies wird in der Zukunft geschehen, wenn die Versuche Satans, Israel zu zerstören, ihren Höhepunkt erreicht haben.
Davor wird Israel zunächst – wie der verlorene Sohn (Lk 15,17-19) – mit sich selbst und mit dem HERRN ins Reine kommen müssen. Sie müssen sich – wie Jesaja – im Licht eines dreimal heiligen Gottes sehen (Jes 6,2-5), bevor der HERR sie in Zukunft als Diener gebrauchen kann. Sie müssen
wie damals die Brüder Josephs in Bezug auf Joseph – zu der Erkenntnis kommen, dass das Leid von dem kommt, was sie Christus angetan haben. Erst danach werden sie – wie damals Josephs Brüder – zu der Erkenntnis kommen, dass Gott ihre Sünde, Christus abzulehnen, zum Guten gewendet hat, um ein großes Volk zu retten (1Mo 50,20).