Behandelter Abschnitt Jes 49,22-23
Verse 22.23 | Die den HERRN erwarten
22 So spricht der Herr, HERR: Siehe, ich werde meine Hand zu den Nationen hin erheben und zu den Völkern hin mein Banner aufrichten; und sie werden deine Söhne in [ihrem] Schoß bringen, und deine Töchter werden auf der Schulter getragen werden. 23 Und Könige werden deine Wärter sein, und ihre Fürstinnen deine Ammen; sie werden sich vor dir niederwerfen mit dem Gesicht zur Erde und den Staub deiner Füße lecken. Und du wirst erkennen, dass ich der HERR bin: Die auf mich harren, werden nicht beschämt werden.
Von Vers 22 bis zum Ende des Kapitels antwortet der HERR auf die erstaunten Fragen, die bei Zion im vorherigen Vers aufgekommen sind. Er zeigt, wie die Menge der verstreuten Israeliten befreit werden aus der Gefangenschaft und von denen, die sie unterdrückten, und wie Er sie in ihr Land bringen wird. Es kann sich nicht um die Rückkehr eines kleinen Überrestes aus der babylonischen Gefangenschaft handeln. Es geht auch nicht nur um eine äußere Rückkehr in das Land, sondern auch um eine innere Umkehr zum HERRN durch den Glauben an den Erlöser. Was hier beschrieben ist, wird sich in der Endzeit genauso ereignen.
Der HERR wird die Nationen benutzen, um die Sammlung seines Volkes herbeizuführen. Zu diesem Zweck wird Er seine Hand erheben (Vers 22). Das Erheben der Hand setzt ein Zeichen voraus, an dem die Völker erkennen, was sie tun sollen. Das Erheben eines Banners kommt in Jesaja häufiger vor (Jes 5,26; 11,10.12; 18,3; 62,10). Es hat mit Kampf zu tun. Wenn Er sein Banner erhebt, ist es ein Kampf, den Er zu bewältigen hat, und gleichzeitig ist der Ausgang sicher.
Die Völker werden Söhne und Töchter in ihrem Schoß und auf ihren Schultern zurückbringen. Könige und Fürstinnen werden sich der Fürsorge für das Volk Gottes widmen (Vers 23). Diejenigen, die selbst Gegenstände der Ehrerbietung sind, werden diesem Volk Ehre erweisen. Dabei werden sie nicht als großzügige Wohltäter auftreten, sondern sich diesem Volk bis in den Staub unterordnen, was eine totale Umkehrung der Verhältnisse bedeutet. Zu diesem Dienst der Reinigung der Füße werden sie gezwungen werden. Wir sollen dem Beispiel der Fußwaschung durch den Herrn Jesus folgen und uns gegenseitig die Füße waschen, wie Er es seinen Jüngern tat (Joh 13,1-17). Das bedeutet, dass wir uns gegenseitig in Demut dienen sollen.
Früher haben die Herrscher der Welt dieses Volk bis in den Staub gedemütigt, aber jetzt sind sie es, die gedemütigt werden bis in den Staub (Mich 7,17). So tief werden sich die Feinde auch vor dem Messias beugen (Ps 72,9), woraus wiederum zu entnehmen ist, wie eng das Volk an seinen Messias gebunden ist. Israel sollte ein Segen für die Nationen sein. Wenn sie das schlussendlich sind, dann werden die Nationen vom HERRN gebraucht, um Israel zu segnen.
In diesem allem wird Zion den HERRN und seine Wege anerkennen. Sie werden den gewaltigen Trost entdecken, dass diejenigen, die den HERRN erwarten, nicht beschämt werden. Das ist eher negativ, während Jesaja 40 positiver ist, wo mit „erwarten“ „Kraft“ verbunden ist (Jes 40,31). Hier geht es um die Übung der Geduld, das Ausharren inmitten von Schwierigkeiten und Widerständen, bis die Zeit der Befreiung durch den HERRN gekommen ist.
Wir erwarten es gegenwärtig von Ihm im Gebet. Wir warten auf Ihn, wenn es um zukünftige Dinge geht. Dabei dürfen wir die feste Zuversicht haben, dass sich die gegenwärtigen Umstände der Prüfung und des Kummers in Freude verwandeln und von Frieden geprägt sein werden. Diese Veränderung kann nur durch das direkte und öffentliche Eingreifen des Herrn selbst erfolgen.