Behandelter Abschnitt Jes 37,21-29
Verse 21–29 | Der HERR richtet Assyrien
21 Da sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ [ihm] sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du zu mir gebetet hast wegen San-
heribs, des Königs von Assyrien – 22 dies ist das Wort, das der HERR über ihn geredet hat:
Es verachtet dich, es verspottet dich die Jungfrau, die Tochter Zion; die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt hinter dir her.
Wen hast du verhöhnt und gelästert und gegen wen die Stimme erhoben? Gegen den Heiligen Israels hast du deine Augen emporgerichtet!
Durch deine Knechte hast du den Herrn verhöhnt und hast gesprochen:
„Mit der Menge meiner Wagen habe ich die Höhen der Berge erstiegen, das äußerste Ende des Libanon; und ich werde umhauen den Hochwuchs seiner Zedern, die Auswahl seiner Zypressen, und ich werde kommen auf seine äußerste Höhe, in seinen Baumgarten.
Ich habe gegraben und Wasser getrunken; und mit der Sohle meiner Füße werde ich alle Ströme Mazors austrocknen.“
Hast du nicht gehört, dass ich es von fern her gewirkt und von den Tagen der Vorzeit her gebildet habe? Nun habe ich es kommen lassen, dass du feste Städte zu öden Steinhaufen verwüstest.
Und ihre Bewohner waren machtlos, sie wurden bestürzt und beschämt; sie waren [wie] Kraut des Feldes und grünes Gras, [wie] Gras der Dächer und [wie] ein Getreidefeld, ehe es aufschießt.
Und ich kenne dein Sitzen und dein Ausund dein Eingehen und dein Toben gegen mich.
Wegen deines Tobens gegen mich und weil dein Übermut in meine Ohren heraufgekommen ist, werde ich meinen Ring in deine Nase legen und mein Gebiss in deine Lippen und werde dich zurückführen auf dem Weg, auf dem du gekommen bist! –
Kurz nach seinem Gebet erhält Hiskia die Antwort vom HERRN, die Er dem Propheten Jesaja mitgeteilt hat (Vers 21). Jesaja bringt die Antwort nicht selbst zu Hiskia, sondern lässt sie durch Boten überbringen. Diese Antwort wird in Form eines Spottlieds gegeben, vergleichbar mit dem Schluss des Liedes von Debora (Ri 5,24-30).
Das Gebet Hiskias ist ein Gebet mit einem Thema. Es betrifft „Sanherib, König von Assyrien“. Es ist gut, dass wir auch mit konkreten Themen zum Herrn gehen und nicht in allgemeinen Begriffen beten. Wir können dann eine konkrete Antwort erwarten.
Die Antwort enthält daher ein Wort des HERRN über Sanherib (Vers 22). Die Antwort liegt in Form eines Gedichts vor. Wir sehen, dass der HERR sich vom König von Assyrien nicht beeindrucken lässt. Ganz im Gegenteil. Er legt dem verachteten Jerusalem Worte der Verachtung und des Spottes für diesen König in den Mund. Mitleidsvoll wird Jerusalem, die Tochter Zion, hinter ihm den Kopf über den schmachvollen Rückzug schütteln, den der HERR von den Truppen, die so unbesiegbar schienen, bewirken wird.
Der HERR nimmt die Sache sehr ernst. Der Kern der ganzen Situation wird durch zwei Fragen erfasst, in denen die Antwort liegt. Gegen wen sind diese verleumderischen Worte eigentlich gerichtet? Gegen den machtlosen, kleinen Überrest? Gegen Hiskia? Nein, der König von Assyrien hat es gewagt, sich zu erheben gegen den Heiligen Israels, den dreimal heiligen Gott (Vers 23; Hiob 15,25).
Durch seine Knechte hat er seine Verachtung gegen den Allmächtigen zum Ausdruck gebracht, indem er so tat, als gäbe es den Herrn, Adonai, den souveränen Herrscher, nicht (Vers 24). Er hat im Vertrauen auf seine eigene Kraft und Einsicht gehandelt, erfüllt von seinem eigenen „Ich“. Voller Selbstherrlichkeit spricht er von „ich werde dies“ und „ich werde das“ tun (Verse 24.25). Er listet alles auf, was er erreicht hat.
All dieses hochmütige Reden schrumpft zusammen, wenn das „Ich“ des HERRN erklingt (Vers 26). Die Frage „hast du nicht gehört?“ unterstreicht die Unwissenheit über das, was der HERR tut. Hier stellt Er diese Frage dem heidnischen König von Assyrien. Bald wird Er seinem Volk dieselbe Frage stellen (Jes 40,21.28). Die Menschen denken in ihrem Stolz, dass sie die Weltgeschichte kontrollieren können. Sie werden entdecken, dass Gott alles kontrolliert.
Der HERR hat vollbracht, was Er schon lange geplant hatte. Damit bezieht Er sich auf den Einsatz der Assyrer, um seinen Plan auszuführen. Das degradiert den mächtigen König von Assyrien zu einem Werkzeug in Gottes Hand, ein Werkzeug, das nichts anderes tut, als Gottes Plan auszuführen (Verse 26.27). Dadurch war er erfolgreich in seinen Unternehmungen, er konnte Städte zerstören und ihre Bewohner töten. Aber er dachte nicht an Gott, der ihn dazu befähigte.
Der HERR stellt das Herz und die Überlegungen des Königs von Assyrien bloß (Vers 28; vgl. Ps 139,2-4; Heb 4,12). Der HERR ist der Allwissende. Er zeigt, dass der König von Assyrien gegen Ihn wütete. Damit besiegelte dieser aufgeblasene König sein eigenes Urteil. Der HERR hat seinen Hochmut gehört (Ps 94,9a). Er wird dafür sorgen, dass seine Macht gebrochen wird und dass er zum Rückzug blasen wird (Vers 29).