Behandelter Abschnitt Jes 23,10-14
Verse 10–14 | Neues Wohngebiet für Tyrus
10 Überflute dein Land wie der Nil, Tochter Tarsis! Es gibt keinen Gürtel mehr. 11 Er hat seine Hand über das Meer ausgestreckt, hat Königreiche in Beben versetzt; der HERR hat über Kanaan geboten, seine Festungen zu zerstören. 12 Und er sprach: Du sollst nicht mehr frohlocken, du geschändete Jungfrau, Tochter Sidon! Mach dich auf nach Kittim, fahre hinüber! Auch dort wird dir keine Ruhe werden. 13 Siehe, das Land der Chaldäer, dieses Volk, das nicht war (Assur hat es den Bewohnern der Wüste zugewiesen), richtet seine Belagerungstürme auf, schleift dessen Paläste, macht es zu einem Trümmerhaufen. 14 Heult, ihr Tarsis-Schiffe! Denn eure Festung ist verwüstet.
In Vers 10 wird die Kolonie Tyrus als „Tochter (von) Tarsis“ bezeichnet (Verse 1.6). Die reiche Vergangenheit ist abgeschnitten. Eine Rückkehr ist unmöglich. Tyrus existiert nicht mehr. Das Mutterland ist weg. Es gibt keinen Gürtel mehr (Vers 1), d. h. keine Mächte mehr, die sie gefangen halten und über sie herrschen. Sie können, wie der Nil, machen, was sie wollen. Sie sollen, wie der Nil, der das Land überflutet und fruchtbar macht, das Land als Einkommensquelle verwenden.
Die Septuaginta übersetzt den Anfang von Vers 10 mit „bearbeite dein Land“. Das bedeutet, dass sie anstatt Seemänner nun Bauern sein werden. Das Meer wird ihnen nicht mehr als Handelsweg dienen können, denn der HERR hat seine Hand darüber ausgestreckt, d. h. Er hat Gericht darüber gehalten (Vers 11). Sein Befehl über Tyrus, das mit dem Namen „Kanaan“ bezeichnet wird, was „Handel“ bedeutet, lautet, dass es zerstört werden soll.
Ebenso wie für Tyrus ist auch für Sidon das Baden im Reichtum und das Leben in Luxus und Vergnügen vorbei (Vers 12). Der HERR nennt sie
„du geschändete Jungfrau, Tochter Sidon“. Die Stadt wird entehrt, ihrer Schönheit und Anziehungskraft beraubt. Wenn die Sidonier, möglicherweise im Gefolge der Flüchtlinge aus Tyrus, auf dem Weg Zypern, „Kittim“, anlaufen, werden sie denken, sie seien dem Unheil dort entkommen. Aber wenn sie glauben, dass sie dort Ruhe finden, werden sie getäuscht. Der nächste Vers gibt den Grund dafür an. Das Land der Chaldäer, also der Babylonier, wurde in dieser Zeit von den Assyrern zerstört. In gleicher Weise wird Tyrus zerstört werden, durch die Hand des damals noch zerstörten Babels (Vers 13).
Nach dieser Beschreibung der Verwüstung, die auf Befehl des HERRN durchgeführt wird, wird der Aufruf von Vers 1 wiederholt (Vers 14).