Behandelter Abschnitt Pred 3,18-21
Verse 18–21 | Mensch und Tier
18 Ich sprach in meinem Herzen: Wegen der Menschenkinder [geschieht es], damit Gott sie prüfe und damit sie sehen, dass sie an und für sich Tiere sind. 19 Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie ein [und dasselbe] Geschick: Wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier, denn alles ist Eitelkeit. 20 Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staub geworden, und alles kehrt zum Staub zurück. 21 Wer weiß vom Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts fährt, und vom Odem der Tiere, ob er abwärts zur Erde hinabfährt?
Das gerechte Urteil aus Vers 17 wird noch aufgeschoben, obwohl wir uns danach sehnen. Es kann ein unbefriedigendes Gefühl vermitteln, dass das Böse seinen eigenen Weg ungehindert gehen kann. Doch auch das hat einen Zweck: Jede Ungerechtigkeit in dieser Zeit wird zu einem Test, der unfehlbar deutlich macht, ob wir Gott fürchten oder nicht. Wir lernen die Wahrheit über uns selbst und entdecken dann, dass wir nicht nur Richter der Ungerechtigkeit um uns herum sind, sondern dass die Ungerechtigkeit auch in uns ist.
Menschliche Ungerechtigkeit beweist auf jeden Fall einen Aspekt des Vorhabens Gottes: Sie ist eine unbestreitbare Demonstration auf der Bühne der Geschichte unserer Unwissenheit über unsere eigene Natur und Bestimmung. Nichts ist wahrscheinlich besser in der Lage, den Menschen als Sünder und Gottlosen zu entlarven – und das in allen Klassen –, als das Schimpfen auf die Ungerechtigkeit der Welt. Jeder, der Gott fürchtet, kann Ungerechtigkeit ertragen. Jeder, der darauf schimpft, kennt sich selbst nicht.
Der Mensch ist nicht besser als die Tiere, solange er ohne Verbindung mit der Ewigkeit lebt. Solange die Menschenkinder Gott nicht fürchten, kennen sie Gott nicht. Und wenn sie Gott nicht kennen, sind sie sehr aufgebracht über all die Ungerechtigkeit in der Welt. Die Ungerechtigkeit zeigt, dass der Mensch genauso grausam und oft noch grausamer ist als die Tiere. Außerdem hat der Mensch mit den Tieren gemeinsam, dass er genau wie die Tiere stirbt. Ohne die Einbeziehung von Gott oder der Ewigkeit gibt es keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. Dann ist der Mensch auf der gleichen Ebene wie das Tier. Wir erkennen dies in der Evolutionstheorie, die so argumentiert, weil sie Gott von der Suche nach dem Ursprung der Schöpfung ausschließt.
Die Verse 19–21 erklären Vers 18. Es sieht aus, als ob Mensch und Tier zum gleichen Ort gehen. Sie alle haben den Odem des Lebens in sich (1Mo 7,22; Ps 73,22; Spr 7,22), und ein Mensch kann „mit dem Begräbnis eines Esels … begraben werden“ (Jer 22,19). Vers 19 zeigt die Sterblichkeit des Menschen als etwas, was er mit allen irdischen Geschöpfen gemeinsam hat. Wir werden mit dem Sündenfall und mit der Ironie konfrontiert, dass wir Menschen, während wir uns einbilden, dass wir Götter sind, wie Tiere sterben. Mensch und Tier haben den Staub des Erdbodens als gemeinsamen Ursprung (Vers 20). Durch die Sünde des Menschen kehrt der Mensch, und kehren auch die Tiere, dorthin zurück, wenn sie sterben (vgl. 1Mo 3,19).
Der Prediger bemerkt dennoch auch den Unterschied zwischen Mensch und Tier in dem, was auf den Tod folgt (Vers 21). Die Rückkehr zum Staub bezieht sich auf den Körper von Mensch und Tier. Der Mensch hat jedoch etwas, was das Tier nicht hat, und das ist ein Geist. Der Mensch hat seinen Lebensatem von Gott erhalten, durch den er zu einem lebendigen Wesen geworden ist (1Mo 2,7). Gott hat das bei den Tieren nicht getan. Er schuf sie durch die Kraft seines Wortes (1Mo 1,24.25).
Der Unterschied zwischen Mensch und Tier, der beim Tod vorhanden ist, liegt außerhalb der Wahrnehmung des Menschen. Das Wort „wer“, mit dem Vers 21 beginnt, ist ein Ausruf der Verzweiflung. Die allgemeine Auffassung des Menschen ist, dass es keinen Unterschied gibt. Der Prediger weiß, dass dieser Unterschied existiert (Pred 12,7). Wir können dies nur durch die Offenbarung Gottes erkennen. Der Prediger spricht von Menschen in ihrer Pracht (Ps 49,12.20) und nicht von dem Gläubigen, der von Gott aufgenommen wird (Ps 49,16).