Behandelter Abschnitt Ps 6,1-3
Verse 1b–3 | Gebet um Gnade und Heilung
1b HERR, strafe mich nicht in deinem Zorn und züchtige mich nicht in deinem Grimm! 2 Sei mir gnädig, HERR, denn ich bin dahingewelkt. Heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind bestürzt. 3 Und sehr bestürzt ist meine Seele – und du, HERR, bis wann?
Die in diesem Psalm zum Ausdruck gebrachte Not gilt nicht nur für die Erfahrung von David, sondern auch für die des Überrestes in der Endzeit. Die Bedrängnis des Überrestes wird schwer sein. Wie gesagt, das liegt nicht nur an den Feinden um sie herum, sondern auch daran, dass ihr Gewissen ihnen sagt, dass sie wegen ihrer Sünden von Gott bedrängt werden. Deshalb spricht David davon – und so wird auch der gläubige Überrest Israels in der Endzeit davon sprechen –, dass der HERR, der Gott des Bundes, ihn bestraft (Vers 2). Das entfremdet und entfernt ihn nicht von Gott, sondern er klammert sich dadurch gerade vielmehr an Ihn.
David leugnet nicht, dass er Strafe und Züchtigung verdient. Er fragt nicht, ob Gott ihn bestrafen und züchtigen wird, sondern ob Gott dies nicht in seinem Zorn und in seinem Grimm tut. Wenn Gott seinen ganzen Zorn und Grimm über ihn ausgießen würde, bliebe nichts von ihm übrig (vgl. Jer 10,24). Er ist tief beeindruckt von der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes und erkennt, dass er nicht vor Ihn stand halten kann, wenn Er „auf die Ungerechtigkeiten“ achtet (Ps 130,3).
Alles, was David tun kann, ist, Gott zu bitten, ihm gnädig zu sein (Vers 2). Es gibt kein Recht, auf das er sich berufen könnte. Auf Grund des Bundes sollte Gott ihn strafen, doch er bittet um Barmherzigkeit. Er ist völlig geschwächt und steht unmittelbar vor seinem Untergang. Er ist krank und hat keine Kraft in den Gebeinen, sich zu bewegen, geschweige denn zu gehen. Sein Körper ist verfallen und kraftlos. Er bittet Gott um Barmherzigkeit und Heilung. Alles muss von Ihm kommen. Die Zucht ist von Ihm gekommen. Nur Er kann sie wegnehmen (Ps 39,10). Deshalb hat er in seiner hoffnungslosen Situation seine Hoffnung auf Ihn gesetzt.
Es ist nicht nur sein Körper, der von der Zucht betroffen ist, sondern auch seine Seele (Vers 3). Ein Mensch kann manchmal sehr viel körperliche Leiden ertragen, aber wenn die Seele zusammenbricht, ist die Kraft, das Leid zu ertragen, weg. David erkennt, dass er keine Kraft hat, sich selbst aus dem Elend zu retten, und dass er kein Recht hat, dass Gott dies tut. Er ist ohne Kraft und ohne Recht.
Das Einzige, das nur bleibt, ist trotz allem auf Gottes Erlösung zu hoffen. Wir lesen das in der zweiten Zeile von Vers 3. Durch die Verzweiflung hindurch hören wir, dass er ein Ende seiner Gewissensnot erwartet. Nur, wie lange muss es noch dauern? Er stellt diese Frage an Ihn, der allein die Antwort geben kann.