Behandelter Abschnitt Hiob 28,1-6
Einleitung
Dieses Kapitel ist ein neuer Abschnitt im Monolog des Hiob. Das Thema dieses Kapitels ist, dass die Weisheit nur dem zugänglich ist, der Gott fürchtet. Das Thema der Weisheit knüpft gut an das vorangegangene Kapitel an, in dem der reiche Mann und sein irdischer Reichtum und dessen Ende beschrieben werden. Hier kommt nun der wahre Reichtum, der nicht vergeht, nämlich die Weisheit, die bei Gott ist. Es ist ein Lobgesang auf die Weisheit (Verse 12.20).
Dieses Kapitel lässt sich wie folgt zusammenfassen: Der Mensch kann die Erde durchwühlen (Verse 1–11), aber das Kostbarste, die Weisheit, kann er nicht finden (Verse 12–19). Gott allein hat sie (Verse 20–28).
Verse 1–6 | Die Schätze der Erde
1 Denn für das Silber gibt es einen Fundort, und eine Stätte für das Gold, das man läutert. 2 Eisen wird hervorgeholt aus der Erde, und Gestein schmilzt man zu Kupfer. 3 Er hat der Finsternis ein Ende gesetzt und durchforscht bis zur äußersten Grenze das Gestein der Finsternis und des Todesschattens. 4 Er bricht einen Schacht fern von dem Wohnenden; die vom Fuß Vergessenen hängen hinab, fern von den Menschen schweben sie. 5 Die Erde – aus ihr kommt Brot hervor, und ihr Unteres wird zerwühlt wie vom Feuer. 6 Ihr Gestein ist der Sitz des Saphirs, und Goldstaub ist darin.
Hiob ist mit dem Bergbau vertraut (Vers 1). Die Kupferminen von Timna liegen nicht weit von Hiobs Wohnort entfernt. Er beschreibt den schwierigen und gefährlichen Prozess der Mineraliengewinnung. Es wäre weise, wenn der Mensch die gleiche Energie, mit der er nach irdischem Reichtum strebt, auf die Suche nach dem wahren Reichtum, der Weisheit, verwenden würde (Spr 2,1-5; 1Kor 2,6-13).
Gott hat die Edelmetalle in die Erde gelegt. Sie liegen nicht an der Oberfläche, einfach so zum Einsammeln, sondern müssen in mühevoller Arbeit ausgegraben werden. Wenn Silber und Gold gefunden werden, müssen sie gereinigt werden, sodass reines Silber und reines Gold übrig bleiben. Das Gleiche gilt für „Eisen“ und „Kupfer“, wobei für deren Gewinnung unterschiedliche Methoden angewandt werden (Vers 2).
Um diese begehrten Metalle zu erhalten, muss der Mensch in die unterirdische Finsternis hinabsteigen (Vers 3). Er macht der Finsternis durch das Licht seiner Lampe ein Ende. Im Licht der Lampe sucht er nach den Grenzen des Gesteins, das in der „Finsternis“ und im „Todesschatten“ liegt.
Die Arbeit ist mühsam und schwierig, aber keine Mühe ist ihm zu groß. Ein Schacht muss gegraben werden (Vers 4). Je tiefer dieser wird, desto tiefer wird er an Seilen herabgelassen. Dort baumelt er, ohne Halt für seinen Fuß, und schwebt hinunter, immer weiter weg von dem Ort „der Wohnenden“, also von der bewohnten Welt.
In Vers 5 steht, was für die Erde normal ist, nämlich Brot hervorzubringen (Ps 104,14). Damit gibt sich der Mensch nicht zufrieden. In seiner Gier nach Schätzen stellt er auch das Innere der Erde auf den Kopf, sodass es aussieht, als habe dort ein Feuer gewütet. Er ist hinter dem wertvollen Saphir (2Mo 28,18; 39,11) und dem Goldstaub (Vers 6) her.