Behandelter Abschnitt Hiob 14,3-6
Verse 3–6 | Gott bestimmt die Lebenszeit
3 Dennoch hast du über einen solchen deine Augen aufgetan, und mich führst du ins Gericht mit dir! 4 Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger! 5 Wenn denn seine Tage bestimmt sind, die Zahl seiner Monate bei dir ist, [wenn] du ihm Schranken gesetzt hast, die er nicht
überschreiten darf, 6 so blicke von ihm weg, damit er Ruhe hat, bis er wie ein Tagelöhner seinen Tag vollendet.
Hiob fährt mit seiner Selbstbemitleidung fort. Obwohl er so unbedeutend ist, beobachtet Gott alles, was er tut (Vers 3). Er tut dies jedoch nicht, um sich um ihn zu kümmern (vgl. Jer 32,19), sondern um ihn „ins Gericht“ zu führen. Ist das gerecht: er, der schwache, sterbliche Mensch, gegen den allmächtigen Gott? Natürlich wird Gott etwas finden, das nichts taugt. Wer kann vor Ihm bestehen, wenn Er richtet (Off 6,17)?
Er ist nicht nur schwach, sondern auch unrein durch seine Geburt von einem sündigen Menschen (Vers 4). In diesem Punkt hat Hiob recht. Er spricht hier von dem, was wir „Erbsünde“ nennen (vgl. Ps 51,5; Röm 5,12). Allerdings scheint Hiob dies eher als Entschuldigung, anstatt als Erkenntnis auszusprechen. Ist es seine Schuld, dass er sündigt? Kann Gott ihm das doch nicht übel nehmen? Hiob macht also indirekt Gott für seine Sündhaftigkeit verantwortlich. So sprechen viele Menschen über Sünde, sowohl Ungläubige als auch Gläubige.
Gott hat auch die Anzahl der Tage von Hiobs Leben in seiner schwachen Existenz bestimmt (Vers 5). Hiob rechnet auch in Monaten (Hiob 3,6; 7,3; 21,21; 29,2). Es weist auf die Vergänglichkeit des Lebens hin. Die Zeiten des Lebens eines Menschen sind in Gottes Hand (Ps 31,15). Der Mensch kann die Grenzen der verschiedenen Lebensabschnitte oder der verschiedenen Perioden des Wohlstands oder des Unglücks, in denen er sich befindet, nicht ändern.
Wenn Gott all das so bestimmt hat, bittet Hiob Ihn, Er möge ihm dann doch bitte etwas Ruhe geben, um seine Tage auf der Erde zu beenden (Vers 6). Möge Gott ihn ausnahmsweise einmal nicht beachten und aufhören, ihn zu quälen. Dann kann er das Leben noch ein wenig genießen, so wie ein Tagelöhner nach einem harten Arbeitstag die Ruhe genießt. Er ist dann frei von dem Druck seines Chefs. Das ist es, was Hiob vermisst.