Behandelter Abschnitt Hiob 14,7-12
Verse 7–12 | Hiob sieht seine Situation als hoffnungslos an
7 Denn für den Baum gibt es Hoffnung: Wird er abgehauen, so schlägt er wieder aus, und seine Schösslinge hören nicht auf. 8 Wenn seine Wurzel in der Erde altert und sein Stumpf im Boden erstirbt – 9 vom Duft des Wassers sprosst er wieder auf und treibt Zweige wie ein Pflänzling. 10 Der Mann aber stirbt und liegt da; und der Mensch verscheidet, und wo ist er? 11 Es verrinnen die Wasser aus dem See, und der Fluss trocknet ein und versiegt: 12 So legt der Mensch sich hin und steht nicht wieder auf; bis die Himmel nicht mehr sind, erwachen sie nicht und werden nicht aufgeweckt aus ihrem Schlaf.
Hiob vergleicht die Hoffnungslosigkeit seiner Situation mit einem Baum, der gefällt wird (Vers 7). Es scheint, dass der Baum am Ende ist, aber das ist er nicht. Der Baum erneuert sich, das Leben erwacht wieder. Das sieht man an den jungen Trieben, die unaufhaltsam aus dem Baum wachsen. Es kann sein, dass seine Wurzel in der Erde alt ist und dass sein Stumpf absterben wird (Vers 8). Doch sobald die Wurzel Wasser „riecht“, d. h. sobald Wasser an sie herankommt, wird man feststellen, dass sie nicht tot ist (Vers 9). Während sie abzusterben scheint, bildet sie aus der Kraft des Lebens, das noch in ihr steckt, wieder einen Zweig, so wie es bei einer jungen Pflanze der Fall ist.
Mit „Mann“ und „Mensch“ – womit er wohl wieder sich selbst meint – ist es anders, sagt Hiob (Vers 10). Wenn er stirbt, ist es aus und vorbei mit seinem Leben auf der Erde. Es gibt kein Restchen Kraft mehr in ihm, um zu neuem Leben zu kommen. Obwohl Hiob dies sagt, scheint er nicht völlig ohne Hoffnung zu sein, denn er fragt sich, wo sein Geist bleibt, wenn er stirbt. Ohne Hoffnung kann der Mensch nicht leben. Ohne Hoffnung wird alles Leid unerträglich. Es muss eine Auferstehung geben. Die Natur macht dies sehr deutlich, wenn nach dem Tod des Winters im Frühling wieder neues Leben sichtbar wird. Das gegenwärtige Leiden macht das Leben eines Gläubigen zu einer schrecklichen Existenz, wenn es keine Auferstehung gäbe (vgl. 1Kor 15,19).
Hiob vergleicht das Leben mit Wasser, das aus einem See fließt oder in einem Fluss, der eintrocknet und versiegt (Vers 11). Wasser, das verschwunden ist, kann nicht wieder aufgefangen werden (2Sam 14,14a). So ist es auch mit einem Menschen, der im Grab liegt und nicht wieder auferstehen wird, um als Mensch auf der Erde zu leben (Vers 12). Das steht für Hiob ebenso fest, wie die Existenz des Himmels über der Erde kein Ende hat. Wenn jemand gestorben ist, wacht er weder von selbst auf, noch wird er von jemand anderem aus seinem Todesschlaf erweckt.
Hier geht es nicht darum, ob Hiob an eine Auferstehung glaubt oder nicht, denn das tut er (Hiob 7,4; 19,25), auch wenn für ihn noch unklar ist, wie sie aussehen wird. Das sehen wir in den folgenden Versen.