Verse 5 | Kinder als Sklaven vermieten
Und nun, unser Fleisch ist wie das Fleisch unserer Brüder, unsere Kinder sind wie ihre Kinder; und siehe, wir müssen unsere Söhne und unsere Töchter dem Knechtsdienst unterwerfen; und manche von unseren Töchtern sind [schon] unterworfen, und es steht nicht in der Macht unserer Hände, [sie zu lösen]; unsere Felder und unsere Weinberge gehören ja anderen.
Das in den vorigen Versen geschilderte Elend führte zu noch größerem Elend. Vorher hat Nehemia dem Volk noch mit ermutigenden Worten zugesprochen, gegen den Feind zu kämpfen für die Freiheit von „euren Söhnen und euren Töchtern“ (vgl. Neh 4,8). Nun scheint es, dass gleichermaßen hinter seinem Rücken dieselben Söhne und Töchter von ihrem eigenen Fleisch und Blut zu Sklaven gemacht werden! Die verschuldeten Menschen haben keinen anderen Ausweg gesehen. Und die Blutsauger zeigen ihre völlige Gefühlslosigkeit, indem sie dieses extreme Mittel zur Schuldentilgung einfach akzeptieren. Wer von Geldsucht erfüllt ist, verliert jedes Gefühl von (Mit)Menschlichkeit und schreckt vor nichts zurück (1Tim 6,9.10).
Die genannten Missstände werden unter dem Volk Gottes gefunden, zwischen Angehörigen desselben Volkes. Sie klagen Nehemia ihre Not. Es sollte doch nicht so sein dürfen, dass der eine über den anderen herrscht und ihn ausnutzt. Aber es gibt immer Leute, die versuchen, aus der Not von anderen Kapital zu schlagen. Sie benutzen das Elend anderer, um selbst davon zu profitieren. Für solche Menschen bedeutet es nichts, dass der andere vom selben Fleisch und Blut ist, also Familie.
Die Geschädigten sind machtlos. Sie befinden sich in einer Position, die es ihnen unmöglich macht, etwas zu tun, um sich selbst aus dieser Situation zu retten. Doch es gibt einen Ausweg. Der ist: sich ehrlich der Situation bewusst machen, sagen wie es dazu kommt und das zu der richtigen Person bringen.
In der Gemeinde kommt es auch vor, dass Mitglieder darauf aus sind, ihren eigenen Vorteil auf Kosten von anderen zu suchen. Sich selbst zu begünstigen, kann materiell sein, aber auch geistlich. Jemand, der auf Anerkennung und Ehre aus ist, sucht auch seinen eigenen Vorteil. Das sollte nicht so sein, aber unser Herz ist nicht besser als das der Israeliten von früher. Die Heilsepoche mag anders sein, der Mensch von Natur aus hat sich nicht verändert. Einander zu belügen und zu bestehlen kommt vor, sogar in der Gemeinde, zu der über die höchsten Segnungen gesprochen wird (Eph 4,25-28).