Verse 2 | Die Not, am Leben zu bleiben
Und es gab [solche], die sprachen: Unsere Söhne und unsere Töchter, wir sind viele; und wir müssen Getreide erhalten, damit wir essen und leben!
Der Schrei der Unterdrückten ist ein Ruf zu Gott um Gerechtigkeit (Jak 5,1-6). Gott verschafft ihnen durch Nehemia ihr Recht (Vers 6), der auch ihr Rufen gehört hat. Gott sieht die „Tränen der Bedrückten“ (Pred 4,1).
In den Versen 2–5 hören wir drei Klagen, die von drei verschiedenen Gruppen geäußert werden:
Die erste Klage betrifft einen Mangel an Nahrungsmitteln (Vers 2).
Die zweite Klage betrifft den Verlust von Eigentum, durch den Tausch gegen Nahrung (Vers 3).
Die dritte Klage bezieht sich auf den Verlust von Besitz, um damit Abgaben bezahlen zu können (Vers 4).
Vers 5 ist eine Zusammenfassung von dem Leid, das man erlebt.
Es ist etwas sehr Gutes, dass es unter dem Volk Familien mit vielen Söhnen und Töchtern gibt. Ein Volk ohne Söhne und Töchter stirbt aus. Aber wenn diese Söhne und Töchter kein Essen bekommen, stirbt das Volk auch aus. Das ist die Gefahr, die hier droht. Das Land ist übervölkert durch die zurückgekehrten großen Familien. Dadurch gibt es nicht für alle genug zu essen. Hat das Land zu wenig eingebracht? Vielleicht sind die Felder nicht versorgt worden, unter anderem wegen des begeisterten Bauens an der Mauer, sodass es keinen Ertrag gibt.
Es muss gearbeitet und gekämpft werden, aber es muss auch an den Ackerbau gedacht werden. Arbeiten und kämpfen kann man nur, wenn man sich regelmäßig von dem Ertrag des Landes ernährt. Für uns bedeutet das, dass wir uns die nötige Zeit nehmen, um uns mit Gottes Wort und seiner reichen Frucht zu ernähren.
Glücklicherweise gibt es noch Christen, die sich neben ihrem normalen Tageswerk für die Gemeinde einsetzen. Sie sind oft auch abends von zu Hause und ihrer Familie weg. Die Schattenseite ist, dass Frau und Kinder dadurch weniger Aufmerksamkeit bekommen als in einer „normalen“ Familie. Es wird viel in andere Familien investiert. Das ist auch notwendig, aber es gibt Grenzen. Diese Arbeit für den Herrn, dieser Kampf, der gekämpft werden muss, darf nicht auf Kosten der eigenen Familie sein. In solchen Situationen besteht die Gefahr, dass die, die zu Hause bleiben, verhungern.
Das Klagen beginnt. Zuerst, das ist zu hoffen, gegen den so oft abwesenden Mann und Vater. Wenn der, was nicht zu hoffen ist, nicht zuhört, suchen Frau und Kinder woanders ein offenes Ohr. Es ist gut, wenn sie das bei Menschen wie Nehemia tun. Leider gibt es solche nicht immer oder sie werden nicht aufgesucht und man sucht sein Heil bei anderen, die die Situation ausnutzen. Es entsteht ein Bruch zwischen dem Mann und seiner Frau und Kindern, ein Bruch, der nicht leicht geheilt wird.