Behandelter Abschnitt Neh 3,36-37
Verse 36.37 | Gebet Nehemias
Höre, unser Gott, denn wir sind zur Verachtung geworden; und bring ihren Hohn auf ihren Kopf zurück und gib sie dem Raub hin in einem Land der Gefangenschaft! 37 Und decke ihre Ungerechtigkeit nicht zu, und ihre Sünde werde nicht ausgelöscht vor deinem Angesicht! Denn sie haben [dich] gereizt angesichts der Bauenden.
Wir sehen, auf welche Weise Nehemia auf Widerstand und Aggression reagiert:
Er betet (Verse 36.37),
arbeitet weiter (Vers 38; Neh 4,9),
ermutigt seine Mitarbeiter (Neh 4,8) und
ergreift Vorsichtsmaßnahmen (Neh 4,7.10-17).
Wenn wir persönlich oder als Glaubensgemeinschaft mit Widerstand zu tun bekommen – und das tun wir, wenn wir auf dem Weg des Herrn sind!
haben wir hier wichtige Hinweise für unsere Reaktion auf diese Angriffe.
Nehemia tritt ihnen nicht entgegen. Er schimpft nicht zurück. Er schlägt dem Feind auch nicht vor, sich miteinander zu beraten, um zu einer Lösung zu kommen. Er richtet sich an Gott (Vers 36; Neh 4,3). Er begegnet der Macht des Feindes mit der viel größeren Macht des Gebets. Nehemia ist ein Mann des Gebets. Das ist die Basis seiner Arbeit (Neh 1,4; 2,4). Das bildet seine Tragkraft während seiner Arbeit. Immer wieder nimmt er zwischendurch die Zuflucht zu Gott.
Es ist gut, wenn wir uns bei zeitraubenden Beschäftigungen regelmäßig zurückziehen, um Gott im Gebet zu suchen. Die Art unserer Arbeit spielt keine Rolle. Ob wir nun mit geistlicher Arbeit beschäftigt sind, mit Arbeit in der Gemeinde oder mit unseren irdischen Beschäftigungen, wir haben es nötig, Gott bei allem mit einzubeziehen. Gerade wenn wir sehr beschäftigt sind, bleibt das oft auf der Strecke. Alle Arten von Problemen, die auftauchen, wenn wir sie am wenigsten erwarten, dürfen wir als eine Einladung Gottes sehen, damit zu Ihm zu kommen.
Nehemia weist Gott auf den Widerstand und den Hohn hin. Gott hört den Hohn, der über seine Arbeiter ausgegossen wird, und fühlt mit ihnen mit. Nehemia erwähnt dabei auch, was Gott mit ihnen tun soll. Die Worte, die er benutzt, zeigen wenig Barmherzigkeit. Von Jeremia hören wir auch diese Art von Aussagen (Jer 12,3; 17,18; 18,21-23).
Um das zu verstehen, müssen wir daran denken, in welcher Zeit Nehemia lebt und was vor seinen Augen steht, der Auftrag, den er ausführen will. Er lebt in einer Zeit, in der es für die Juden normal ist, ihre Feinde zu vernichten. Das ist sogar ein Auftrag von Gott, wobei Gott selbst das Vorbild gibt (5Mo 9,3; Jos 8,1.2; 10,5-10).
Durch ihre Untreue sind sie nun nicht mehr in der Lage, dies selbst zu tun. Darum ist es zurecht, dass er Gott danach fragt. Der Grund dafür, dass er danach fragt, ist, dass die Feinde in Wirklichkeit Gegner Gottes sind. Er ist mit einer Arbeit für Gott beschäftigt. Wer das verhindern will, nimmt einen Kampf gegen Gott auf.
Für uns, als Christen, passt so ein Gebet, wie Nehemia es hier betet, nicht. Wir leben in der Zeit der Gnade. Wenn sich uns Feinde in den Weg stellen, sollen wir darauf mit der Liebe des Herrn antworten. Unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, wie es der Kampf der Israeliten wohl ist. Zu uns wird gesagt, dass wir für die beten sollen, die uns verfolgen und Böses tun und dass wir sie segnen sollen (Apg 7,60; Röm 12,14; 1Kor 4,12.13).