Verse 35 | Der Spott von Tobija
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Und Tobija, der Ammoniter, [stand] neben ihm und sprach: Was sie auch bauen – wenn ein Fuchs hinaufstiege, so würde er ihre steinerne Mauer auseinander reißen!
In seinem Spott bekommt Sanballat Zustimmung von Tobija. Es bildet sich ein Kreis von Spöttern. Unheilige Spötter stacheln einander an. Tobija legt noch einen drauf, indem er die letzte Frage beantwortet und damit die Schwachheit des Werks ins Blickfeld rückt. Der Wunsch, eine Gemeinde nach Gottes Gedanken zu sein, lässt den religiösen, natürlichen Menschen aus dem Spiel. Das will der Feind nicht. Darum beginnt er, auf die Wertlosigkeit und Unzuverlässigkeit der Arbeit hinzuweisen. „Wollt ihr behaupten, dass ihr die Gemeinde Gottes seid?“ „Bildet ihr euch ein, dass ihr alles in Übereinstimmung mit Gottes Wort tut?“
Aber wenn es wirklich so schwach ist, wie der Gegner behauptet, warum steckt er dann so viel Energie in seinen Widerstand? Gerade die Tatsache, dass das Werk des Glaubens immer wieder und immer stärker angegriffen wird, ist ein Beweis dafür, dass es sich um ein Werk Gottes handelt. Je kräftiger der Glaube, desto heftiger der Widerstand. Das Maß des Widerstands entspricht dem Maß des Werkes des Glaubens. In dem Widerstand gegen ein Werk Gottes vereinen sich Parteien, die sonst Feinde voneinander sind (vgl. Lk 23,12).
Ein Fuchs ist ein listiges Raubtier, das nachts und allein loszieht. Er wird verschiedene Male in der Bibel genannt (Ri 15,4; Ps 63,10; Hld 2,15; Klgl 5,18; Hes 13,4; Mt 8,20; Lk 9,58; 13,32). Bis auf Matthäus 8,20 (und in der Parallelstelle in Lukas 9,58) wird der Fuchs überall negativ gedeutet. Er ist leichtfüßig und sehr geschickt im Fangen seiner Beute. Auf den ersten Blick scheint er nicht gefährlich zu sein, aber das ist er wohl. Der leichte
Sprung eines Fuchses gegen eine Mauer hätte natürlich keinerlei Folgen. Aber der Feind will uns glauben machen, dass die Mauer so schwach ist, dass sein leichter Sprung die ganze Mauer niederreißen wird.
Diese Taktik des Feindes, auf die Schwäche der Arbeit hinzuweisen, ist dazu gedacht, den Arbeiter zu entmutigen. Wenn der Feind es hinbekommt, den Arbeiter davon zu überzeugen, dass seine Arbeit doch nicht standhält, ist er erfolgreich. Der Arbeiter wird die Nutzlosigkeit davon einsehen und mit seiner Arbeit aufhören.
Jeder, der für den Herrn leben möchte, wird mit dieser Taktik des Feindes zu tun bekommen. Der eigene Mann oder Frau oder Kinder können mit Bemerkungen kommen, die bestimmt nicht motivieren, ein Leben in Hingabe an den Herrn zu leben. Du bist zu extrem oder zu inkonsequent, sie weisen auf allerlei Charakterfehler oder -schwächen hin, du hältst das doch nicht durch, du bist außer dir und blind für die Wirklichkeit. Der Herr kennt diesen Widerstand aus eigener Erfahrung (Mk 3,21).
Wenn ein Christ sein Zeugnis ablegt, wird der Feind ihn auf die Uneinigkeit zwischen Christen hinweisen. Er kann darauf zeigen, dass sogar Kriege in dem Namen Gottes geführt werden. Oder er verweist auf die ärmlichen Gebetsstunden. Oder er weist auf den Mangel an Organisation, an Geld, an einflussreichen Personen hin. Die Welt beurteilt alles nach Größe und Anzahl, nach beeindruckenden Methoden, nach ansprechender Werbung. Sobald dieses Denken in der Gemeinde oder dem Christen Fuß fasst, ist es mit ihrem Dienst getan. Wenn der Christ denkt, dass er der Welt beweisen muss, dass er in der Lage ist, ein großes Unternehmen zu leiten, kann Gott nicht mehr mit ihm sein.