Verse 34 | Spottende Fragen
und sprach vor seinen Brüdern und dem Heer von Samaria und sagte: Was machen die ohnmächtigen Juden? Wird man es ihnen zulassen? Werden sie opfern? Werden sie es an diesem Tag vollenden? Werden sie die Steine aus den Schutthaufen wieder beleben, da sie doch verbrannt sind?
Der Widerstand kennt verschiedene Formen und kommt auch von allen Seiten. So gibt es Spott durch den Feind und später auch Drohung mit Gewalt und List. Wir werden später sehen, dass da neben dem Widerstand von außen auch Widerstand von innen heraus zu sein scheint (Vers 4; Neh 5,1-15) in Form von Entmutigung.
Der Widerstand von außen äußert sich zunächst in Spott. Der Schreiber des Hebräerbriefes nennt Verhöhnung eine Prüfung des Glaubens: „Andere aber wurden durch Verhöhnung … versucht“ (Heb 11,36). Mit der ersten Verhöhnung (Neh 2,19) ist der (unbegründete) Vorwurf verbunden, dass der Bau ein Beweis für den Aufstand gegen den König sei. Hier ist zum zweiten Mal die Rede von Spott. Dieser Spott äußert sich in dem Abfeuern von fünf Fragen. Alle Fragen sind dazu gedacht, das Werk lächerlich zu machen. Die Fragen werden nicht an die Bauenden gestellt. Die Feinde stellen einander die Fragen. Die Fragen haben zwei Ziele. Einerseits sprechen die Feinde sich gegenseitig durch diese provokanten Fragen Mut zu. Andererseits sind die Fragen dazu gedacht, die Juden, die dieses Gerede hören, zu entmutigen.
In der ersten Frage geht es um Kraft. Daran fehlt es – den Gegnern zufolge – den Juden vollständig. Sie werden „ohnmächtige Juden“ genannt. Der Feind will sich selbst und den Juden einreden, dass die Juden „elend“, „verwelkt“, „kraftlos“, „zerbrechlich“ sind, alles Bedeutungen, die im Wort „ohnmächtig“ enthalten sind. So beschrieben zu werden, ist nicht gerade ein Ansporn, ein Werk fortzusetzen. Was tun diese schwachen Christen? Was stellen sie dar im Vergleich zu großen Zusammenkommen um sie herum? Sind sie in der Lage, die Trümmer zu beseitigen? Wenn solche Kritik uns gilt, spüren wir, dass uns das nicht unberührt lässt.
Die zweite Frage beinhaltet eine Drohung. Der Feind suggeriert hiermit, dass diese Arbeit eingestellt werden muss. Sie werden nicht tatenlos zusehen, wie die Stadt mit dem Vorankommen des Wiederaufbaus der Mauer immer mehr ihrem Griff entgeht.
Die dritte Frage bezieht sich auf den Opferdienst der Juden. Es ist dem Feind ein Dorn im Auge, dass Gott geehrt wird. Auch deshalb wird er all seinen Einsatz darauf richten, dass die Stadt offen bleibt, zugänglich für ihren verderblichen Einfluss. Diese mittlere der fünf Fragen trifft Gott ins Herz. Das Opfer, das Bild von Gottes Sohn, der am Kreuz gestorben ist, wodurch Gott geehrt wird, wird auch von der Verhöhnung betroffen.
Die vierte Frage stellt ihre Ausdauer in den Mittelpunkt. Es ist noch so viel Arbeit zu tun. Das ist wirklich nicht am Abend fertig. Es wird noch lange dauern, bevor es soweit ist. Die Grenze der Ausdauer ist erreicht. Der Feind spürt, dass das Volk erschöpft ist (Neh 4,4) und reagiert darauf. Jemanden höhnisch auf das große Stück, das er noch tun muss, hinzuweisen, während er am Ende seiner Kräfte ist, ist ein effektives Mittel, ihn vollständig zu lähmen. Ein junger Gläubiger, der gerne für den Herrn leben möchte, kann dadurch blockiert werden, dass ihm ständig gesagt wird, dass er das nicht durchhält.
Die fünfte Frage bezieht sich auf die Tauglichkeit des Materials. Auch wenn sie mit der Arbeit fertig würden, dann würde sich noch zeigen, dass aller Einsatz vergeblich gewesen ist. Die Steine, mit denen sie gearbeitet haben, würden nicht den Schutz bieten, den sie davon erwartet haben. So eine Bemerkung ist natürlich völlig frustrierend, gut dazu geeignet, die Flinte ins Korn zu werfen.