Behandelter Abschnitt 1Kön 11,26-40
Verse 26–40 | Der Widersacher Jerobeam
26 Und Jerobeam, der Sohn Nebats, ein Ephratiter von Zereda (und der Name seiner Mutter war Zerua, eine Witwe), ein Knecht Salomos, auch er erhob die Hand gegen den König. 27 Und dies war die Sache, warum er die Hand gegen den König erhob: Salomo baute das Millo und schloss die Lücke der Stadt seines Vaters David. 28 Der Mann Jerobeam aber war ein tüchtiger Mann; und als Salomo den Jüngling sah, dass er arbeitsam war, bestellte er ihn über alle Lastarbeiten des Hauses Joseph. 29 Und es geschah zu jener Zeit, als Jerobeam einmal aus Jerusalem hinausging, da fand ihn der Prophet Achija, der Siloniter, auf dem Weg; und er hatte sich in ein neues Oberkleid gehüllt, und sie beide waren allein auf dem Feld. 30 Da fasste Achija das neue Oberkleid, das er anhatte, und zerriss es in zwölf Stücke; 31 und er sprach zu Jerobeam: Nimm dir zehn Stücke; denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Siehe, ich will das Königreich aus der Hand Salomos reißen und will dir zehn Stämme geben 32 (aber einen Stamm soll er behalten um meines Knechtes David willen und um Jerusalems willen, der Stadt, die ich erwählt habe aus allen Stämmen Israels); 33 weil sie mich verlassen und sich niedergebeugt haben vor Astoret, der Gottheit der Sidonier, vor Kamos, dem Gott der Moabiter, und vor Milkom, dem Gott der Kinder Ammon, und nicht auf meinen Wegen gewandelt sind, zu tun, was recht ist in meinen Augen, und meine Satzungen und meine Rechte zu halten, wie sein Vater David. 34 Doch will ich nicht das ganze Königreich aus seiner Hand nehmen, sondern will ihn zum Fürsten setzen alle Tage seines Lebens, um meines Knechtes David willen, den ich erwählt habe, der meine Gebote und meine Satzungen beachtet hat. 35 Aber aus der Hand seines Sohnes will ich das Königreich nehmen und es dir geben, die zehn Stämme; 36 und seinem Sohn will ich einen Stamm geben, damit mein Knecht David alle Tage eine Leuchte vor mir habe in Jerusalem, der Stadt, die ich mir erwählt habe, um meinen Namen dahin zu setzen. 37 Und dich will ich nehmen, dass du regierst über alles, was deine Seele begehren wird, und König bist über Israel. 38 Und es wird geschehen, wenn du hören wirst auf alles, was ich dir gebiete, und auf meinen Wegen wandeln und tun wirst, was recht ist in meinen Augen, indem du meine Satzungen und meine Gebote hältst, wie mein Knecht David getan hat, so werde ich mit dir sein und dir ein beständiges Haus bauen, wie ich es David gebaut habe, und werde dir Israel geben; 39 und ich werde die Nachkommen Davids deswegen demütigen, doch nicht für immer. 40 Und Salomo suchte Jerobeam zu töten. Da machte Jerobeam sich auf und floh nach Ägypten zu Sisak, dem König von Ägypten; und er war in Ägypten bis zum Tod Salomos.
Zunächst ist Salomo Jerobeam wohl gesonnen und belohnt ihn wegen seiner Arbeit. Jerobeam macht Karriere. Das ist der Mann, den Gott für die zehn Stämme bestimmt hat. Im Gegensatz zu beiden Widersachern aus dem Ausland handelt Jerobeam nicht aus Hass. Salomo oder David haben ihm nichts getan, was zu Hass führen könnte. Er ist ein Diener Salomos und rebelliert gegen ihn. Warum dies der Fall ist, wird dann erläutert. Im Grunde genommen hat er sich infolge einer Prophezeiung gegen Salomo aufgelehnt.
Jerobeam wird von Gott durch den Propheten Achija zum neuen König über den abgetrennten Teil Israels ernannt. Dies geschieht mittels einer symbolischen Handlung mit einem „neuen Oberkleid“. Ein paar Mal wird erwähnt, dass es sich um ein neues Oberkleid handelt. Das neue Kleid repräsentiert das neue, ungeteilte Reich. Dies geht zu Ende, was symbolisch durch das Zerreißen des neuen Gewandes dargestellt wird. Die symbolische Handlung prophezeit ein Ereignis, das bereits stattgefunden hat. So wie das Gewand zerrissen ist und vor Jerobeams Augen auf dem Boden
liegt, so ist nach Gottes Ratschluss die Teilung des Königreichs bereits eine Tatsache.
Achija zeigt durch das Zerreißen des Gewandes, dass Gott zehn Stämme von Salomo wegnimmt und dem Haus Davids nur einen Stamm übriglässt. Die zehn Stämme werden oft als „Ephraim“ bezeichnet, nach der Abstammung des ersten Königs aus diesem größten Stamm.
Jerobeam wird gesagt, dass er König sein wird und auch warum. Achija erklärt ausführlich, was bei Salomo schiefgelaufen ist. Es muss eine klare Warnung für Jerobeam sein, nicht in dasselbe Übel zu fallen, denn die Folgen werden für ihn keine anderen sein. Er bekommt nicht das Königtum der zehn Stämme, weil er besser wäre als Salomo (vgl. 5Mo 9,4).
Wenn Achija ihm sagt, dass er über alles regieren wird, was er sich wünscht, kann das eine Anspielung auf den verborgenen Wunsch seines Herzens sein, den Gott jedoch kennt, König zu werden (Vers 37; vgl. 1Sam 9,20). Es gibt jedoch eine Bedingung, und zwar, dass er warten muss, bis Salomo gestorben ist. Das Warten auf die Zeit Gottes ist auch für uns von größter Bedeutung. Ihm wird versprochen, dass Gott bei ihm sein wird, wenn er auf Gott hört und Ihm gehorcht, wie David es getan hat.
Wenn Jerobeam sündigt, geht er bewusst gegen Gottes Warnungen vor. Er kann nicht warten. Er sieht die Macht vor sich und will sie vorzeitig ergreifen (Vers 26), weil er selbst von der Macht besessen ist. Was genau er getan hat, lesen wir nicht, aber aus der Reaktion Salomos, der ihn töten will, sehen wir, dass Jerobeam versucht hat, den Thron während des Lebens Salomos zu besteigen.
Unter allen Königen der zehn Stämme, die nach Jerobeam kamen, gibt es keinen König, der Gott treu geblieben ist. Es beginnt mit Jerobeam, woraufhin Knecht auf Knecht folgt. In einigen wenigen Fällen wird ein König von seinem Sohn abgelöst, aber ansonsten findet jede Thronfolge statt, indem die Macht gewaltsam ergriffen und der regierende König getötet wird. Das gelang Jerobeam nicht.
Aus der Reaktion Salomos sehen wir auch, dass er sich nicht unter der Zuchtrute Gottes beugt, sondern sich gegen Gottes Züchtigung widersetzt. Er will sozusagen Gottes Hand wegschlagen. Eigenhändig versucht er, das von Gott eingesetzte Mittel auszuschalten. Das macht Jerobeams falsches
Verhalten nicht gut, aber es zeigt auch die Gesinnung von Salomos Herz. Salomo gelang es nicht, den von Gott bestimmten Nachfolger zu töten, so wie Saul es nicht gelang, seinen Nachfolger David zu töten.
Doch es gibt Hoffnung, dass Salomo sich vor Gott gedemütigt hat und zur Reue und Bekehrung gekommen ist. Salomo ist zwar gefallen, wurde aber nicht verworfen. Dafür gibt es einige Hinweise. Einen dieser Hinweise haben wir in dem von ihm geschriebenen Buch Prediger. In umschreibender Form spricht er über die bitteren Erfahrungen, die er gemacht hat. Unter all den Frauen die er hatte, gab ihm keine das Glück, nach dem er suchte. Das ist die Beschreibung eines gebrochenen Herzens nach der Sünde, eines Herzens, das sich von der Sünde abgewandt hat, wie wir es auch in Davids Bußpsalmen finden, obwohl sie von anderer Art sind. Die Gnade Gottes wirkt auf verschiedene Weise in den Herzen derer, die zu seinem Volk gehören.
Einen weiteren Hinweis sehen wir in dem, was Gott über ihn zu David gesagt hat: „Ich werde ihn züchtigen mit einer Menschenrute und mit Schlägen der Menschenkinder: aber meine Güte soll nicht von ihm weichen, wie ich sie von Saul weichen ließ, den ich vor dir weggetan habe“ (2Sam 7,14.15). Gott kann zwar zulassen, dass diejenigen, die Er liebt, in Sünde fallen, aber er wird nicht zulassen, dass sie in ihr liegen bleiben. Ein weiterer Hinweis ist, dass seine Herrschaft zusammen mit der von David als Beispiel für eine gute Herrschaft gilt (2Chr 11,17).
Obwohl die genannten Gründe Grund zur Annahme sind, dass er Buße getan und sich bekehrt hat, hielt es der Heilige Geist für richtig, dies nicht ausdrücklich zu erwähnen. Wir werden darüber im Unklaren gelassen. Das beinhaltet die Warnung, dass wir nicht meinen müssen, ruhig sündigen zu können, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass am Ende wieder irgendwie alles gut sein wird. Wer sich auf diese Weise täuscht, wird die bitteren Früchte davon ernten.