Behandelter Abschnitt 1Mo 44,1-13
Einleitung
Das Kapitel beinhaltet das völlige Schuldbekenntnis der Brüder, ausgesprochen von Juda. Gott bringt die Brüder aufgrund der Joseph verliehenen Weisheit sozusagen zurück auf das Feld von Dothan, wo sie Joseph in die Grube geworfen und verkauft haben (1Mo 37,17-28). Damals bewirkten die Angstschreie Josephs nichts (1Mo 42,21). Was werden sie nun mit Benjamin machen, der von seinem Vater geliebt wird (Vers 20)? Werden sie ihn auch opfern?
Verse 1–13 | Der Kelch im Sack Benjamins
1 Und er gebot dem, der über sein Haus war, und sprach: Fülle die Säcke der Männer mit Speise, so viel sie tragen können, und lege das Geld eines jeden oben in seinen Sack. 2 Und meinen Kelch, den silbernen Kelch, sollst du oben in den Sack des Jüngsten legen mit dem Geld für sein Getreide. Und er tat nach dem Wort Josephs, das er geredet hatte. 3 Als der Morgen anbrach, da wurden die Männer entlassen, sie und ihre Esel. 4 Sie waren eben zur Stadt hinausgegangen, sie waren [noch] nicht weit, da sprach Joseph zu dem, der über sein Haus war: Mach dich auf, jage den Männern nach, und hast du sie erreicht, so sage zu ihnen: Warum habt ihr Böses für Gutes vergolten? 5 Ist es nicht der, aus dem mein Herr trinkt und aus dem er zu weissagen pflegt? Ihr habt übel getan, was ihr getan habt! 6 Und er erreichte sie und redete diese Worte zu ihnen. 7 Und sie sprachen zu ihm: Warum redet mein Herr solche Worte? Fern sei es von deinen Knechten, so etwas zu tun! 8 Siehe, das Geld, das wir oben in unseren Säcken fanden, haben wir dir aus dem Land Kanaan zurückgebracht, und wie sollten wir aus dem Haus deines Herrn Silber oder Gold stehlen? 9 Bei wem von deinen Knechten er gefunden wird, der sterbe; und dazu wollen wir meinem Herrn zu Knechten sein. 10 Da sprach er: Nun, nach euren Worten, so sei es auch: Bei wem er gefunden wird, der sei mein Knecht, ihr aber sollt schuldlos sein. 11 Und sie beeilten sich und hoben jeder seinen Sack auf die Erde herab und öffneten jeder seinen Sack. 12 Und er durchsuchte: Beim Ältesten fing er an, und beim Jüngsten hörte er auf; und
der Kelch fand sich im Sack Benjamins. 13 Da zerrissen sie ihre Kleider, und jeder belud seinen Esel, und sie kehrten in die Stadt zurück.
Wiederum erhalten die Brüder ein reichliches Maß an Getreide, wobei sie auch das Geld wieder in ihre Säcke zurückbekommen. Während der ganzen Prüfung erweist Gott unverändert seine Gnade.
Der Kelch muss in den Sack von Benjamin. Als einziger der Brüder war er an der Verwerfung Josephs unschuldig, aber Benjamin wird jetzt alle Schuld zugerechnet. Das ist auch mit dem Herrn Jesus geschehen. Der Gerechte hat gelitten für die Ungerechten (1Pet 3,18). Das müssen die Brüder (und auch wir) lernen.
Wir können in dem Hausverwalter wohl ein Bild des Heiligen Geistes sehen. Er tut alles, was Joseph sagt. Er folgt den Brüdern und „entdeckt“ den Kelch in dem Sack Benjamins. Dadurch werden die Brüder von einer großen Niedergeschlagenheit ergriffen. Sie finden keine Entschuldigung mehr. Dazu will der Heilige Geist stets eine Seele bringen: eine Erkenntnis ohne Entschuldigung.
In Bezug auf den Kelch sind sie wirklich unschuldig. Aber für ihr Gewissen ist das ohne Bedeutung. Juda erwähnt den Kelch nicht einmal. Wenn das Gewissen einmal erwacht und von der Sünde überzeugt ist, beschäftigt es sich nur mit der wirklichen Schuldfrage. Sie zerreißen ihre Kleider, wie es Jakob einst getan hat, als sie die heuchlerische Nachricht vom Tod Josephs brachten (1Mo 37,34).