Behandelter Abschnitt 1Mo 42,1-6
Einleitung
So wie Joseph im vorigen Kapitel Weisheit gegenüber dem Pharao zeigte, sehen wir ihn in diesem und den folgenden Kapiteln in Weisheit mit seinen Brüdern handeln. Während der ganzen Geschehnisse um Joseph wird uns nichts über die Erlebnisse Jakobs und seiner Söhnen mitgeteilt. Es scheint, als ob der Geist Gottes damit sagen will: „Wegen ihrer Missetat und weil Joseph nicht mehr in ihrer Mitte ist, habe Ich über sie nichts mehr mitzuteilen.“
Es ist die Geschichte Israels nach der Verwerfung des Herrn Jesus. Israel ist jetzt „Lo-Ammi“, das bedeutet „nicht mein Volk“ (Hos 1,9). Aber das bedeutet nicht, dass Gott sie und die ihnen gegebenen Verheißungen vergessen hat. Er wartet auf den rechten Augenblick, um die Verbindung mit ihnen wieder aufzunehmen. Das geschieht nur in Verbindung mit dem wahren Joseph – dem Herrn Jesus.
Verse 1–6 | Zehn Brüder gehen um Getreide zu kaufen
1 Und Jakob sah, dass Getreide in Ägypten war, und Jakob sprach zu seinen Söhnen: Warum seht ihr einander an? 2 Und er sprach: Siehe, ich habe gehört, dass Getreide in Ägypten ist; zieht hinab und kauft uns von dort Getreide, dass wir leben und nicht sterben. 3 Und die zehn Brüder Josephs zogen hinab, um Getreide aus Ägypten zu kaufen. 4 Aber Benjamin, Josephs Bruder, sandte Jakob nicht mit seinen Brüdern; denn er sprach: Dass ihm nicht etwa ein Unfall begegne. 5 Und so kamen die Söhne Israels unter den Ankommenden, um Getreide zu kaufen; denn die Hungersnot war im Land Kanaan. 6 Und Joseph, er war der Gebieter über das Land, er verkaufte das Getreide allem Volk des Landes. Und die Brüder Josephs kamen und beugten sich vor ihm nieder, mit dem Gesicht zur Erde.
Joseph geht mit den Ägyptern, die Hunger haben, ganz anders um als mit seinen Brüdern. Die Brüder hatten wegen der Verwerfung ihres Bruders eine große Schuld auf sich geladen. Darum musste bei ihnen ein Werk tiefer Reue stattfinden, bevor sie Segen empfangen konnten. Das gilt auch
für die Juden in der Zukunft, kurz vor dem Kommen des Herrn Jesus. Die Reue wird durch das bewirkt werden, was sie in der großen Drangsal durchmachen.
Bei den Brüdern kommt diese durch Josephs Handeln mit ihnen. Ebenso wie der verlorene Sohn in Lukas 15 durch Hunger nach Hause getrieben wurde (Lk 15,17.18), trieb der Hunger die Brüder zu Joseph. Sie haben keinen besonderen Platz mehr unter den Nationen, denn sie „kamen … unter den Ankommenden“, um Getreide zu kaufen. Trotzdem bewahrt der Geist Gottes für sie eine gesonderte Stellung, die sie für den Glauben haben, indem Er über „die Söhne Israels“ spricht und nicht über „die Söhne Jakobs“, was wir vielleicht erwartet hätten.
Auch in unserem Leben lässt Gott manchmal Perioden des „Hungerns“ zu, Prüfungen, durch die Er uns dazu bringen will, zu dem Herrn Jesus unsere Zuflucht zu nehmen oder zu Ihm zurückzukehren. Er will, dass Christus, der wahre Joseph, den rechten Platz in unserem Leben bekommt.
Jakob lässt Benjamin nicht mit den Brüdern gehen. Er kennt seine Söhne. Vielleicht bestehen bei ihm doch noch Zweifel an der Geschichte, die sie ihm über Joseph erzählt haben. Vielleicht vermutet er, dass sie auch Benjamin opfern würden, um ihre eigenen Interessen zu sichern. Benjamin ist anstelle von Joseph sein Lieblingssohn geworden, der übrig gebliebene Sohn seiner Lieblingsfrau Rahel.
Mehr als zwanzig Jahre sind vergangen, als die Brüder vor Joseph erscheinen und sich vor ihm niederbeugen, ohne ihn zu erkennen. Die Umstände sind völlig verändert. Joseph ist nach dem Pharao der mächtigste Mann Ägyptens. Die ganze Welt ist bezüglich ihrer Speise von ihm abhängig.