Behandelter Abschnitt 1Mo 38,12-19
Verse 12–19 | Juda hurt mit Tamar
12 Als viele Tage vergangen waren, da starb die Tochter Schuas, die Frau Judas. Und als Juda getröstet war, ging er zu seinen Schafscherern hinauf nach Timna, er und Hira, sein Freund, der Adullamiter. 13 Und es wurde Tamar berichtet und gesagt: Siehe, dein Schwiegervater geht nach Timna hinauf, um seine Schafe zu scheren. 14 Da legte sie die Kleider ihrer Witwenschaft von sich ab und bedeckte sich mit einem Schleier und verhüllte sich; und sie setzte sich an den Eingang von Enaim, das am Weg nach Timna liegt; denn sie sah, dass Schela groß geworden war und sie ihm nicht zur Frau gegeben wurde. 15 Und Juda sah sie und hielt sie für eine Hure, denn sie hatte ihr Angesicht bedeckt. 16 Und er bog zu ihr ab in den Weg und sprach: Wohlan, lass mich zu dir eingehen!, denn er wusste nicht, dass sie seine Schwiegertochter war. Und sie sprach: Was willst du mir [dafür] geben, dass du zu mir eingehst? 17 Da sprach er: Ich will [dir] ein Ziegenböckchen von der Herde senden. Und sie sprach: Wenn du ein Pfand gibst, bis du es sendest. 18 Und er sprach: Was für ein Pfand soll ich dir geben? Und sie sprach: Deinen Siegelring und deine Schnur und deinen Stab, der in deiner Hand ist. Da gab er es ihr und ging zu ihr ein, und sie wurde schwanger von ihm. 19 Und sie stand auf und ging hin, und sie legte ihren Schleier von sich ab und zog die Kleider ihrer Witwenschaft an.
Als Tamar sieht, dass Juda sein Versprechen nicht einhält, nimmt sie Zuflucht zu einem niedrigen Trick. Sie gibt sich als eine Hure aus. Sie sieht bei dem Scheren der Schafe die Gelegenheit, Juda zu verführen. Mit der Schafschur waren immer Feste und Leichtsinnigkeit verbunden.
Die Sünde Tamars ist nicht gutzuheißen, wohl aber zu verstehen. Sie fordert ihr Recht ein, und sieht dafür keinen anderen Weg als durch Hurerei. Wie verwerflich der Weg auch ist, den Tamar wählt, Juda ist derjenige, der, wie die Schrift es sagt, ihr den Anlass zu ihrem Fall gibt und sie dadurch in
Sünde bringt. Tamar kannte Juda. Sie wusste, dass er sich einer Frau nicht verweigern würde, die sich ihm anbietet. Das zeigt den niedrigen moralischen Zustand von Juda. Wofür bin ich bekannt? Juda wird von seiner als Hure verkleideten Schwiegertochter betrogen, genauso wie er seinen Vater mit dem Ärmelkleid Josephs betrogen hat (1Mo 37,31.32).
Die Sünde Judas beginnt mit dem Auge, er sieht sie. Er hat ein Herz und Augen voll Ehebruch (2Pet 2,14). Als Juda zu ihr eingehen will, verlangt sie ein Pfand von ihm, und zwar seinen Siegelring, seine Schnur und seinen Stab. Das alles verliert ein Mensch, wenn er sich in die Sünde begibt: Den Siegelring, ein Bild von Treue und Eigentum (irgendwo sein Siegel aufdrücken). Die Schnur spricht von einem Erbteil (Ps 16,6), er verliert den Genuss an seinem Erbe. Sein Stab ist ein Bild seiner Stütze, und auch den liefert er bei einer unbekannten Frau ab. Juda gibt alles aus der Hand: Seine Treue, seine Besitzansprüche, seine Persönlichkeit, seinen Wohnort, seine Lebensumstände und schließlich das, wovon er Kraft für seinen Wandel bekommt.
Tamar kennt nicht nur die Untreue Judas, sondern auch seine Unaufrichtigkeit. Seinem Wort ist nicht zu trauen. Darum verlangt sie ein Pfand. Untreue in der Ehe und Untreue in anderen Beziehungen (z. B. im Beruf) gehen Hand in Hand.