Behandelter Abschnitt 1Mo 27,18-29
Verse 18–29 | Jakob stiehlt den Segen
18 Und er ging zu seinem Vater hinein und sprach: Mein Vater! Und er sprach: Hier bin ich; wer bist du, mein Sohn? 19 Und Jakob sprach zu seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du zu mir geredet hast. Steh doch auf, setze dich und iss von meinem Wildbret, damit deine Seele mich segne. 20 Und Isaak sprach zu seinem Sohn: Wie hast du es denn so schnell gefunden, mein Sohn? Und er sprach: Weil der HERR, dein Gott, es mir begegnen ließ. 21 Da sprach Isaak zu Jakob: Tritt doch herzu, dass ich dich betaste, mein Sohn, ob du wirklich mein Sohn Esau bist oder nicht. 22 Und Jakob trat hin zu seinem Vater Isaak; und er betastete ihn und sprach: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände. 23 Und er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren behaart, wie die Hände seines
Bruders Esau; und er segnete ihn. 24 Und er sprach: Bist du wirklich mein Sohn Esau? Und er sprach: Ich bin es. 25 Da sprach er: Reiche es mir her, dass ich esse vom Wildbret meines Sohnes, damit meine Seele dich segne. Und er reichte es ihm hin, und er aß; und er brachte ihm Wein, und er trank. 26 Und sein Vater Isaak sprach zu ihm: Tritt doch herzu und küsse mich, mein Sohn. Und er trat hinzu und küsste ihn; 27 und er roch den Geruch seiner Kleider, und er segnete ihn und sprach: 28 Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines Feldes, das der HERR gesegnet hat. Und Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde, und Fülle von Korn und Most! 29 Völker sollen dir dienen und Völkerschaften sich vor dir niederbeugen! Sei Herr über deine Brüder, und vor dir sollen sich niederbeugen die Söhne deiner Mutter! Wer dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, sei gesegnet!
Jakob, verkleidet als Esau, kommt zu seinem Vater. Isaak betastet ihn und sagt: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände“ (Vers 22). Wenn wir das auf einen Gläubigen anwenden, müssten wir sagen: „Deine Sprache ist die eines Gläubigen, aber du handelst wie die Welt.“ Das, was wir sagen, muss mit dem übereinstimmen, was wir tun.
Als Isaak Jakob küsst, riecht er den Geruch des Feldes. Es ist traurig, wenn einem Gläubigen der „Geruch“ der Welt anhaftet. Was wir essen, ist ausschlaggebend für das, wonach wir riechen. Nehmen wir die Nahrung dieser Welt zu uns oder die Nahrung des Herrn Jesus?
Dreimal spricht Isaak seinen Argwohn aus, seine Unsicherheit, ob er es wirklich mit Esau zu tun hat (Verse 20.22.24). Weil er abhängig von seinem Tastund Geruchssinn ist, entdeckt er die Wahrheit nicht und er glaubt die Lüge. Wenn er Gott vertraut hätte, hätte dieser Betrug, trotz seiner Blindheit, nie stattfinden können (vgl. 1Kön 14,4.5).
Jakob spielt die Rolle des Esau sehr gut. Dies zeigt sich in dem, was er sagt, als Isaak feststellt, dass er so schnell von der Jagd zurückgekehrt ist. Jakob spricht dann von „dem HERRN, deinem Gott“. Das würde Esau auch sagen. Esau hat keine Verbindung zum HERRN und wird daher nie von
„dem HERRN, meinem Gott“ sprechen, während Jakob das sagen würde.
Der Segen, den Isaak über Jakob ausspricht, ist ein Segen, wie er Esau zugedacht gewesen wäre. Isaak segnet Jakob mit der Fülle des Himmels und der Erde, mit der Herrschaft über andere Völker und seinen Bruder. Er
verheißt Fluch über alle, die ihn verfluchen, und Segen für alle, die ihn segnen. Es ist nicht der Segen, den Gott in seiner Fülle Jakob zugedacht hatte. Das macht Isaak in 1. Mose 28 einigermaßen wieder gut (1Mo 28,4), während Gott in 1. Mose 35 den vollen Segen beschreibt (1Mo 35,11.12).
In der Geschichte, wie sie hier mitgeteilt wird, zeigt sich wenig Glauben. Und doch ist Isaak kein Mann, der ohne Gott lebt. Auch in dem Segen, den er erteilt, ist Glauben enthalten (Heb 11,20).