Behandelter Abschnitt 2Sam 20,3-10
Verse 3–10 | Joab tötet Amasa
3 Und David kam in sein Haus, nach Jerusalem. Und der König nahm die zehn Nebenfrauen, die er zurückgelassen hatte, um das Haus zu bewachen, und setzte sie in Gewahrsam und versorgte sie; er ging aber nicht zu ihnen ein; und sie waren eingeschlossen bis zum Tag ihres Todes und lebten als Witwen. 4 Und der König sprach zu Amasa: Berufe mir die Männer von Juda binnen drei Tagen, und stell dich selbst hier ein. 5 Und Amasa ging hin, Juda zu berufen; aber er blieb über die bestimmte Zeit aus, die er ihm bestimmt hatte. 6 Da sprach David zu Abisai: Nun wird uns Scheba, der Sohn Bikris, mehr Böses tun als Absalom. Nimm du die Knechte deines Herrn und jage ihm nach, ob er nicht feste Städte für sich gefunden und sich unseren Augen entzogen hat. 7 Da zogen die Männer Joabs aus, ihm nach, und die Keretiter und die Peletiter und alle Helden; und sie zogen aus von Jerusalem, um Scheba, dem Sohn Bikris, nachzujagen. 8 Sie waren bei dem großen Stein, der in Gibeon ist, da kam Amasa ihnen entgegen. Und Joab war mit seinem Waffenrock bekleidet, und darüber war der Gürtel des Schwertes, das in seiner Scheide an seinen Hüften befestigt war; und als er hervortrat, fiel es heraus. 9 Und Joab sprach zu Amasa: Geht es dir gut, mein Bruder? Und Joab fasste mit der rechten Hand Amasas Bart, um ihn zu küssen. 10 Amasa hatte aber nicht Acht gegeben auf das Schwert, das in Joabs Hand war; und Joab schlug ihm damit in den Bauch und schüttete seine Eingeweide aus zur Erde – er gab ihm keinen zweiten Schlag. Und er starb. Joab aber und Abisai, sein Bruder, jagten Scheba, dem Sohn Bikris, nach.
Was David mit den Nebenfrauen macht, ist richtig. Er kümmert sich um sie, hat aber keinen Geschlechtsverkehr mehr mit ihnen, weil sie von Absalom in Besitz genommen worden waren (2Sam 16,21.22). Es wird ihn auch beschämt haben, dass er diese Frauen zur Beute seines rebellischen Sohnes werden ließ. Was er den Nebenfrauen antut, mag richtig sein, aber für die Frauen ist es eine schlimme Auswirkung seines falschen Handelns. Sie sind zur Witwenschaft verurteilt, ohne die Freiheit, wieder einem Mann zu gehören. Das war in jenen Tagen ein schweres Schicksal für eine Frau.
Nachdem er intern alles in Ordnung gebracht hat, will er sich die Unterstützung der Männer von Juda sichern. Er befiehlt Amasa, die Männer von Juda innerhalb von drei Tagen zu ihm zu bringen. Aber es ist alles sehr schwierig. Amasa braucht mehr Zeit. Waren die Männer von Juda so schwer zu mobilisieren? Haben sie das Interesse an der Schlacht verloren? Genauso gibt es leider auch viele Christen, die sich rühmen, dass sie zum Herrn Jesus gehören, aber wenn es zum Kampf kommt, scheren sie sich nicht darum. Sie hängen zu sehr an ihrem Frieden und ihrer Ruhe, um sich auf ein neues Abenteuer mit Ihm einzulassen.
Amasa scheint nicht der richtige Mann für diesen Job zu sein. Er schafft es jedenfalls nicht, die Männer von Juda innerhalb von drei Tagen zu David zu bringen. Vielleicht war er doch nicht die richtige Wahl für David. David sieht deshalb die Gefahr, dass Scheba erstarkt und ein neuer Aufstand ausbricht. Deshalb schickt er Abisai los.
Joab hat keinen Befehl erhalten, aber er ist auch dabei. Er sieht seine Chance, ein Problem zu lösen, das ihm im Weg ist. Wie das genau zugeht, dass das Schwert fällt, ist nicht klar. Vielleicht ist es eine List von Joab. Indem er so tut, als würde das Schwert fallen, kann er es in die Hand zu nehmen, ohne dass damit eine bedrohliche und störende Bewegung für Amasa entsteht. Auf jeden Fall hat er das Schwert in der Hand, als er Amasa trifft. Mit vorgetäuschtem Interesse fragt er Amasa, wie es ihm geht und packt ihn am Bart, um ihn mit einem Kuss zu begrüßen. Wie seine vorgetäuschten Worte, so ist auch dieser Ausdruck der Liebe vorgetäuscht. Es ist der „Judaskuss“ des Alten Testaments, der Kuss, hinter dem sich ein verräterisches und mörderisches Herz verbirgt.
Die Art und Weise, wie Joab ans Werk geht, wird ausführlich beschrieben, um zu zeigen, dass er kaltblütig und berechnend handelt. Es kann nicht anders sein, als dass Joab aus Eifersucht handelt. Er wurde von David als General übergangen, möglicherweise wegen seines Mordes an Abner oder des Mordes an Absalom oder wegen beidem. Aber er kann seine Degradierung nicht akzeptieren.
Im Leben eines Menschen können Dinge passieren, durch die man für eine Führung unbrauchbar wird. Es kostet oft Mühe, das zu akzeptieren. Manche können das nie akzeptieren und werden alles tun, um die verlorengegangene Position wiederherzustellen, oft auf Kosten anderer.