Behandelter Abschnitt 2Sam 19,25-31
Verse 25–31 | David trifft Mephiboseth
25 Und Mephiboseth, der Sohn Sauls, kam herab, dem König entgegen. Und er hatte seine Füße nicht gereinigt und seinen Bart nicht gemacht und seine Kleider nicht gewaschen von dem Tag an, als der König weggegangen war, bis zu dem Tag, als er in Frieden einzog. 26 Und es geschah, als Jerusalem dem König entgegenkam, da sprach der König zu ihm: Warum bist du nicht mit mir gezogen, Mephiboseth? 27 Und er sprach: Mein Herr König! Mein Knecht hat mich betrogen; denn dein Knecht sprach: Ich will mir den Esel satteln und darauf reiten und mit dem König ziehen, denn dein Knecht ist lahm; 28 und er hat deinen Knecht bei meinem Herrn, dem König, verleumdet. Aber mein Herr, der König, ist wie ein Engel Gottes: So tu, was gut ist in deinen Augen. 29 Denn das ganze Haus meines Vaters war nichts anderes als Männer des Todes vor meinem Herrn, dem König; und doch hast du deinen Knecht unter die gesetzt, die an deinem Tisch essen. Und was für ein Recht habe ich noch, und um was hätte ich noch zum König zu schreien? 30 Und der König sprach zu ihm: Warum redest du noch von deinen Sachen? Ich sage: Du und Ziba, ihr sollt die Felder teilen. 31 Da sprach Mephiboseth zum König: Er mag auch das Ganze nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden in sein Haus gekommen ist.
Der zweite, der David entgegenkommt, ist Mephiboseth. An ihm ist zu erkennen, dass er sich während Davids Abwesenheit nicht um sich selbst gekümmert hat. Alle seine Gedanken sind bei seinem Wohltäter. Mephiboseth ist ein Bild für den Gläubigen, der sich auf das Kommen seines Herrn freut und deshalb nicht mit der „Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden“ beschäftigt ist (Röm 13,14b).
Mephiboseth mag ein Bild für einen Gläubigen sein, der sich auf das Kommen des Herrn Jesus freut, aber David ist hier sicher kein Bild von dem Herrn Jesus. Er wirft Mephiboseth vor, dass er nicht mit ihm gegangen ist. Mephiboseth erzählt David den wahren Grund dafür und auch von dem Betrug durch Ziba. Er weist auch darauf hin, dass er lahm ist, weshalb er nicht in der Lage war, selbst David hinterher zu gehen. Was Ziba David über ihn erzählte, ist nicht wahr.
Die Einstellung von Mephiboseth ist wunderbar. Er spricht nicht von der Tatsache, dass David Ziba geglaubt hat. Er wartete ständig auf die Davids Rückkehr, während er sich der Gnade, die ihm gewährt wurde, bewusst blieb. Darüber spricht er. Er erinnert sich noch gut daran, wie er, der zum Tod verdammt war, weil er zum Haus Sauls gehörte, von David in den Kreis derer aufgenommen wurde, die an seinem Tisch aßen (2Sam 9,13). Er ist immer noch überwältigt von diesem Beweis der Barmherzigkeit. Welches Recht hat er vor diesem Hintergrund?
Es bleibt zu hoffen, dass wir, denen auch Barmherzigkeit erwiesen wurde, ständig in diesem Bewusstsein leben, und dass dieses Bewusstsein uns immer wieder überwältigt und uns zu großer Dankbarkeit Ihm gegenüber bringt, der uns diese Barmherzigkeit erwiesen hat. Dies wird uns davor bewahren, auf unserem Recht zu beharren und unsere Rechte einzufordern.
Davids Reaktion auf die Worte Mephiboseths lassen uns nicht an den Herrn Jesus denken. David ist sich bewusst, dass er einen Fehler gemacht hat, als er Ziba das Land gab. Dennoch möchte er nicht weiter darüber sprechen. In seinen Worten liegt eine gewisse Verärgerung über den Fehler, den er gemacht hat. Er gibt den Fehler nicht zu, sondern entscheidet, dass das Land geteilt werden soll. Das ist keine weise Entscheidung, im Gegenteil, es ist ein falscher Entschluss.
Davids Befehl, das Land zu teilen, offenbart den Geist von Mephiboseth. Mephiboseth protestiert nicht. Im Gegenteil, er will nichts von dem Land haben, denn er hat David zurück. Es geht ihm nur um David. Die Haltung von Mephiboseth ist bewundernswert und nachahmenswert im Hinblick auf unsere Beziehung zum Herrn Jesus.
Die Antwort von Mephiboseth ist der Beweis dafür, dass er nur an David interessiert ist und keineswegs auf die Rückgabe seines Eigentums aus ist. Es ist die Sprache des Paulus, der sagt: „Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde“ (Phil 3,7-9a).