Behandelter Abschnitt 2Sam 19,10-16
Verse 10–16 | David auf dem Weg zurück nach Jerusalem
10 Und das ganze Volk stritt miteinander unter allen Stämmen Israels und sprach: Der König hat uns aus der Hand unserer Feinde errettet, und er hat uns befreit aus der Hand der Philister; und jetzt ist er vor Absalom aus dem Land geflohen. 11 Absalom aber, den wir über uns gesalbt hatten, ist im Kampf gestorben; und nun, warum schweigt ihr davon, den König zurückzuführen? 12 Und der König David sandte zu Zadok und zu Abjathar, den Priestern, und sprach: Redet zu den Ältesten von Juda und sprecht: Warum wollt ihr die Letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen? Denn die Rede ganz Israels ist zum König in sein Haus gekommen. 13 Meine Brüder seid ihr, ihr seid mein Gebein und mein Fleisch; und warum wollt ihr die Letzten sein, den König zurückzuführen? 14 Und zu Amasa sollt ihr sagen: Bist du nicht mein Gebein und mein Fleisch? So soll mir Gott tun und so hinzufügen, wenn du nicht alle Tage Heeroberster vor mir sein sollst an Joabs statt! 15 Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie eines Mannes [Herz]; und sie sandten zum König: Kehre zurück, du und alle deine Knechte. 16 Und der König kehrte zurück und kam bis an den Jordan; und Juda kam nach Gilgal, dem König entgegen, um den König über den Jordan zu führen.
Nachdem die Israeliten zu ihren Zelten geflohen sind, kommt im Volk die Diskussion über David auf, den starken und gleichzeitig schwachen Mann. Sie sprechen über die Situation, die entstanden ist. Die Nüchternheit befiehlt ihnen, sich der Situation zu stellen. Sie denken zurück an das, was David in den vergangenen Jahren für sie bedeutet und getan hat. Absalom war keine gute Wahl. Er war schon eine Weile ihr Mann und sie hatten ihn zum König gesalbt, aber die Dinge entwickelten sich anders.
Ihre Überlegungen lassen nicht erkennen, dass sie den HERRN mit einbeziehen und Reue über ihre falsche Wahl empfinden. Es geht ihnen nur um die naheliegendste Lösung. Es führt sie dazu, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, bezüglich des Zurückholens von David und sich gegenseitig der Nachlässigkeit zu bezichtigen.
Direkt im Anschluss lesen wir, dass David befiehlt, die Ältesten von Juda zu drängen, ihn zurückzuholen. Er tut dies als Antwort auf die Überlegungen der zehn Stämme, von denen er gehört hat. Dies ermutigt David, sich Juda anzubieten, um wieder ihr König zu sein. Er lässt seine Botschaft darüber von den Priestern Zadok und Abjathar überbringen. Das zeigt im Bild, dass der priesterliche Dienst eine herausragende Rolle bei dem Aufbau der Herrschaft des Herrn Jesus als Herrn in unserem Leben spielt. Der priesterliche Dienst richtet unsere Herzen auf Ihn. Wenn wir Ihn sehen, werden wir Ihm dienen wollen.
Wenn wir es praktisch betrachten, ist David hier ein schwacher Gläubiger, der den Eindruck erweckt, dass er den Stamm Juda anführt, während die zehn Stämme ebenfalls davon sprachen, zu ihm zurückzukehren. Gibt es hier bei David doch Parteilichkeit? Als König sollte er über allen zwölf Stämmen stehen. Jetzt wird er (ungewollt) zum Parteihaupt.
Er appelliert an das Ehrgefühl von Juda. Zweimal sagt er ihnen, dass sie sicher nicht die letzten sein sollten, die ihn zurückholen. Auf diese Weise drückt er seine klare Präferenz aus. Die zehn Stämme sind ihm untreu geworden. Es scheint, dass er ihnen nicht das Vorrecht gönnt, ihn eher als Juda zurückzuholen, das er „mein Gebein und mein Fleisch“ nennt. Es ist nicht so, dass er nicht mehr ihr König sein will. Er will ihnen zeigen, dass die Beziehung zu ihnen nicht so eng ist wie seine Beziehung zu Juda.
Wir können hier gut eine Anwendung auf uns selbst machen. Wir können zum Beispiel sagen, dass wir alle wahren Gläubigen lieben, während wir doch vielleicht unsere Vorlieben haben. Wir fühlen uns viel mehr mit denen verbunden, mit denen wir übereinstimmen und zeigen das auch. Es kann dann ganz leicht passieren, dass wir unbemerkt eine Partei bilden, von der andere ausgeschlossen sind. Es kann auch sein, dass man sich freiwillig oder unfreiwillig zum Haupt der Partei machen lässt.
David gibt ein besonderes Wort an Amasa mit. Amasa war der Heeroberste von Absalom gewesen und David bietet ihm an, Heeroberster bei ihm zu werden. Auch dies scheint einen taktischen Grund zu haben. Wie kann David ihm diese Zusage geben? Es scheint so, als wolle er ein Familienmitglied auf Kosten eines Mannes begünstigen, den er loswerden möchte. Dabei irrt er sich wieder in Joab. Joab duldet keine Konkurrenz und tötet Amasa (2Sam 20,9.10).
Seine diplomatischen Bemühungen bringen das gewünschte Resultat. Die Herzen aller Männer von Juda sind gewonnen. Sie alle wollen, dass David wieder ihr König wird. Der ganze Stamm kommt zum Jordan, um ihm bei der Überquerung zu helfen und ihn wieder in ihrer Mitte willkommen zu heißen. Es wäre schöner gewesen, wenn das ganze Volk gekommen wäre.
Im ganzen Verlauf sehen wir David immer noch hauptsächlich als den schwachen Mann. Alles, was in seinem Haus im Laufe der Jahre geschehen ist und in dem er als Vater und König versagt hat, hat sein geistliches Urteilsvermögen beeinträchtigt. Infolgedessen kommt er zu falschen Entscheidungen oder zu Entscheidungen, die nicht das Merkmal des Glaubens tragen.