Behandelter Abschnitt Phil 3,10-11
Phil 3,10.11: 10 … um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, 11 ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten.
Das Erste war, Christus zu gewinnen; das Zweite, Christus zu kennen. Darin liegt der Sieg
über die ganze Macht des Bösen, über den Tod und alles andere. Der Apostel wollte Ihn kennen. Seine vollkommene Liebe und sein Leben; er wollte Ihn als Gegenstand vor sich haben als den, der seine Seele, seinen Sinn und sein Herz beschäftigte, und so zu Ihm hin wachsen; er wollte die Kraft seiner Auferstehung kennen; denn dann war die ganze Macht Satans vernichtet. Er hatte von der Gerechtigkeit gesprochen, die er in Christus, nicht in sich selbst noch im Gesetz suchte; und nun wollte er die Macht des Lebens kennen, die ihren Ausdruck in der Auferstehung Christi fand. Nachdem er Christus als eine Person und den Sieg über den Tod kennengelernt hatte, konnte er den Dienst der Liebe unternehmen, wie Christus es tat, und „die Gemeinschaft seiner Leiden kennen“. Wie verschieden ist dies von den Gefühlen der Apostel, wie sie uns in Markus 10 geschildert werden, als Jesus mit ihnen von seinem Tod sprach; sie verstanden nichts von dem, was Er ihnen sagte; „sie entsetzten sich, und während sie nachfolgten, fürchteten sie sich“ (Mk 10,32), statt sich darüber zu freuen, dass der Tod vor ihnen war. Wer aber die Kraft der Auferstehung kennt, hat den Tod hinter sich; die ganze Macht des Todes ist gebrochen. Christus sagt nach seiner Auferstehung: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18). „Geht hin in die ganze Welt und predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“ (Mk 16,15). „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten“ (Lk 12,4); sie haben meinen Leib getötet.
Wenn mir die Kraft der Auferstehung zuteilgeworden ist, kann ich in Liebe dienen. Paulus sah dem Tod ins Angesicht und sprach nicht in leichtfertiger Weise davon. Satan sagt: „Du willst Christus nachfolgen?“ – „Ja.“ – „Es ist aber der Tod auf deinem Pfad.“ – „Ganz gut; wenn ich durch den Tod gehe, so werde ich Christus nur umso ähnlicher sein.“
Der Apostel hatte gesagt: „um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung“; jetzt fügt er hinzu: „und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“. Paulus ging so völlig in diese Gesinnung ein, dass er Ausdrücke gebraucht, deren Christus sich hätte bedienen können: „Ich erdulde alles um der Auserwählten willen“ (2Tim 2,10). Es war alles aus Gnade; es war eine ganz neue Stellung; jeder Anspruch auf Gerechtigkeit war verschwunden sowie auch das, was Paulus als Mensch war. Christus, als Gerechtigkeit für ihn, trat an dessen Stelle. Und dann wollte er Ihn, Ihn selbst kennen. Das ist der Weg, auf dem man Fortschritte macht. Die Zuneigungen des Herzens sind alsdann in Übung. Wenn ich die Leiden vor mir sehe, finde ich die Kraft seiner Auferstehung und danach das Vorrecht der Gemeinschaft seiner Leiden. Paulus hatte dabei ein großes Teil, wir ein kleines. Er sagt: „Ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“, oder mit anderen Worten: Koste es, was es wolle; mag selbst der Tod auf meinem Weg sein, es ist mir ganz recht; ich werde das erreichen, was Er erreicht hat: die Auferstehung aus den Toten.
Dieser Ausdruck „Auferstehung aus den Toten“ ist an dieser Stelle im Grundtext ein ganz besonderes Wort, das man sehr selten und im Neuen Testamente nur hier findet. Diese „Auferstehung aus den Toten“ ist eine Wahrheit von unendlicher Tragweite. Christus ist der Erstling (1Kor 15,20-23), selbstverständlich nicht von den gestorbenen Gottlosen. Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt, weil Er in Ihm seine ganze Wonne fand wegen seiner vollkommenen Gerechtigkeit und weil Er Gott verherrlicht hatte. Ebenso ist es in Bezug auf uns. Die Auferstehung ist der Ausdruck des Wohlgefallens Gottes an denen, die auferweckt werden; sie ist das Siegel, das Gott auf das Werk Christi drückt. Christus war der Sohn, an dem Gott seine Wonne hatte, und jetzt sind auch wir um seinetwillen Gegenstände derselben Wonne Gottes. Was Christus betrifft, so war seine eigene Vollkommenheit die Ursache dieser Wonne; wir erfreuen uns ihrer um seinetwillen. Gott erscheint in Macht, um die Seinen aus der Mitte der Toten herauszunehmen, während die Übrigen zurückgelassen werden. „Aus den Toten“ – die ganze Kraft des Ausdrucks liegt in dem Wörtchen „aus“. Nach der Verklärung auf dem Berg (Mk 9) gebot der Herr seinen Jüngern, niemand zu erzählen, was sie gesehen hatten, außer wenn der Sohn des Menschen „aus den Toten“ auferstanden war. „Und sie hielten das Wort fest, indem sie sich miteinander besprachen: Was ist das: aus den Toten auferstehen?“ (Mk 9,10). Dies „Auferstehen aus den Toten“ war es, was die Jünger so befremdete. Als Christus im Grab war, trat Gott in Macht dazwischen, weckte Ihn auf und setzte Ihn zu seiner Rechten; und wenn die Zeit gekommen ist, wird Er auch seine Heiligen auferwecken. Diese Auferstehung ist ein unendlich herrlicher Akt der göttlichen Macht, denn die göttliche Gerechtigkeit zeigt sich darin. Es ist nicht eine allgemeine Auferstehung. Das 15. Kapitel des ersten Briefes an die Korinther bezieht sich nur auf die Heiligen; denn die Gottlosen werden nicht in Herrlichkeit auferweckt werden. Ich kenne kaum etwas, was der Kirche mehr geschadet hätte als der Begriff einer allgemeinen Auferstehung. Wenn alle Toten zugleich auferstehen, so ist die Frage der Gerechtigkeit nicht erledigt; aber die Schrift sagt uns: „Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes“ (Röm 8,11). Ihrem ganzen Charakter, ihrer Natur, ihrer Bedeutung und ihrem Zweck nach ist diese Auferstehung eine ganz besondere Sache; es ist die Auferstehung „aus den Toten“ (vgl. Lk 20,27-36; 14,14; Joh 5,28; Off 20,4-6.11-15). Dieses „aus“ ist der Ausdruck der göttlichen Wonne an dem, der auf erweckt wird; um ihretwillen werden wir alle auferweckt, sonst hätte der Ausdruck „hingelangen“, den wir im vorliegenden Kapitel finden, keinen Sinn. Paulus sagt: „Ob ich auf irgendeine Weise [selbst wenn es mich das Leben kosten sollte] hingelangen möge.“ „Damit ich Christus gewinne“ – das ist die erste Sache. Ich werde Ihn gewinnen am Ende der Laufbahn; aber es gibt auch eine gegenwärtige Sache, nämlich: „Ihn zu erkennen“. Man hat gefragt, ob diese Worte eine gegenwärtige Wirkung ausdrücken oder auf die zukünftige Herrlichkeit Bezug haben. Ich denke, es ist eine gegenwärtige Wirkung, hervorgerufen durch die zukünftige Herrlichkeit.