Behandelter Abschnitt Joh 4,10-14
Im Gespräch mit der samaritischen Frau
Verse 10-14. Das Verhalten des Herrn Jesus hatte die Aufmerksamkeit der Frau auf sich gezogen: ein Jude, der freundlich zu einer Samariterin sprach und damit zufrieden war, ihr etwas zu verdanken! Der Herr begann von oben her: Er verband göttliche Gnade mit vollkommener Niedrigkeit und Erniedrigung, was die Güte Gottes in die Reichweite des Menschen rückte. Diese göttliche Gnade erweist sich und zeigt ihr Mass, indem sie sich unendlich weit herablässt, um der Sünde und dem Elend, in das die Sünde uns gestürzt hat, zu begegnen. Der Herr deutet diese beiden Dinge an. «Wenn du die Gabe Gottes kenntest.»
In Jesus fordert Gott überhaupt nichts. Er erweist jede Art des Guten, aber Er verlangt nichts. Hier gab es kein Recht auf irgendetwas, keine Verheissung; es gab keine Moral, keine Verbindung zu Gott. Doch bei Ihm war Gnade für alle, die sich in einem solchen Zustand befanden.
Die Aufmerksamkeit der Frau war gewonnen. Sie sah etwas Ausserordentliches, ohne dass sie sich über die Umstände erhob, in denen ihre Gedanken kreisten. Doch der Herr geht zur Quelle von allem; oder besser gesagt: Er kam in seinem Geist von dieser Quelle. Wir sehen hier zwei Punkte: Gott, der in Gnade gibt - und die vollkommene Niedrigkeit Dessen, der hier spricht.
Als Nächstes wurde diese Gabe Gottes enthüllt. Es ist der gegenwärtige Genuss des ewigen Lebens im Himmel durch die Kraft des Heiligen Geistes. Wie viel Neues enthielten diese wenigen Worte! Gott gab in Gnade und Güte. Er stellte keine Forderungen. Er berief sich nicht auf die Verantwortlichkeit des Menschen, die der Grund für das ewige Gericht ist, sondern handelte in der Freiheit und der Kraft seiner heiligen Gnade. Dies äusserte sich darin, dass Er, der das Wasser geschaffen hatte, erschöpft und abhängig dort sass, um sich von einer Frau zu trinken geben zu lassen, die nicht wusste, was sie war, d.h. sich selbst nicht kannte.
Er sagte nicht: «Wenn du mich kenntest», sondern: «Wenn du wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken» - wer Er ist, der so tief herab gestiegen ist und alle Hindernisse überwunden hat, die Ihn von dir ferngehalten haben - dann «hättest du ihn gebeten». Sie hätte Ihm vertraut, dass Er ihr in seiner Güte und Macht das geben konnte und wollte, was jemand in Verbindung mit Gott bringt. Die Antwort lautete: «Er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.»
Diese Worte scheinen klar und eindeutig zu sein. Doch die arme Frau konnte nicht über die Umstände ihrer täglichen Arbeit hinaus gehen. Sie war nicht darüber erstaunt, dass sich der Mann, der mit ihr sprach, über religiöse Barrieren hinweg setzte. Sie war vielmehr erstaunt, weil es ihr völlig unmöglich schien, dass Er in seiner Situation Wasser besitzen sollte. Ihre Gedanken gingen nicht über ihre tägliche mühevolle Arbeit hinaus, obwohl sie deutlich sah, dass sie es hier mit einer aussergewöhnlichen Person zu tun hatte.
Der Herr führte sie weiter, doch sie wusste noch nicht genau, wohin. War Er, der zu ihr sprach, denn grösser als Jakob, der Stammvater Israels, der ihnen diesen Brunnen gegeben hatte? Der Herr erklärte jetzt deutlicher, worum es ging: «Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten; wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.»