Behandelter Abschnitt Ruth 4,15-16
Der Knecht (Ruth 4,15-16)
Dieses Kind soll, wie man zu Noomi sagt, „ein Erquicker deines Lebens und ein Ernährer deines Alters sein.“ Deshalb wird das Kind Obed genannt, „Knecht“.
Wenn wir zur geistlichen Bedeutung all dessen übergehen, können wir kaum umhin, dieses Kind mit dem anderen wunderbaren Kind in Verbindung zu bringen, das aus derselben Linie geboren wurde. Es wird alles, was wir gesehen haben, wieder gut machen, der wahre Boas, der Auferstandene und Verherrlichte: „Die Mehrung der Herrschaft und der Frieden werden kein Ende haben auf dem Thron Davids und über sein Königreich, um es zu befestigen und zu stützen durch Gericht und durch Gerechtigkeit, von nun an bis in Ewigkeit. Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies tun“ (Jes 9,6).
Es ist auch passend, dass Er diesen Namen „Knecht“ tragen wird. Israel war der Knecht Gottes, aber wie untreu war Israel! Dann kommt dieser Treue, der wirklich Gottes Knecht ist, „mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat“ (Jes 42,1). Durch Ihn und durch Seine Gnade wird der Überrest herausgerufen, und auch sie werden mit demselben Titel bezeichnet; während schließlich die ganze Nation wiederhergestellt wird und sich freut, wie einst im Ungehorsam, Knechte des Herrn genannt zu werden.
Und wie perfekt hat unser gesegneter Herr die Schönheit des treuen Dienstes illustriert! Er kam, um den Willen Gottes zu tun, und es war Seine Speise und Trank, diesen Willen Gottes zu tun. Auf Seinem ganzen irdischen Weg diente Er den Leidenden und Kranken. Am Kreuz diente Er – gepriesen sei Sein Name in Ewigkeit! – damit wir niemals die furchtbare Strafe der Sünde erfahren. All dies tat Er aus Liebe. Er war einer, der keinen Dienst schuldete – die Färse, auf die kein Joch gekommen war. Dennoch nahm Er die Gestalt eines Knechtes an und tat das Werk eines Knechtes – für Gott und für die Not der Menschen.
Sogar jetzt in der Herrlichkeit dient Er Seinem bedürftigen Volk durch Seinen Geist, Sein Wort und Sein allumfassendes Wirken als Fürsprecher, und die Krönung Seines Dienstes wird sein, dass Er sich umgürtet und Seinen Treuen – die nur durch Seine Gnade treu sind – zum Zeichen Seiner Anerkennung dient. Diesen Titel hat Er sich wohl erworben, und für uns gibt es keine höhere Ehre, als in unserem Maß Seinem eigenen, niedrigen Weg zu folgen. „Und Noomi nahm das Kind und legte es in ihren Schoß.“ So nahm der alte Simeon das Kind in seine Arme und entschwand sozusagen in seinem eigenen Lobgesang und überließ uns den Blick auf die Ursache seiner Freude. Wie die alte Witwe Freude und Wärme fand, als sich das frische junge Leben an ihr Herz schmiegte. Ja, da ist die Hoffnung des Volkes. Aber bis Er in das Herz des Volkes aufgenommen wird, verbleiben sie in verwitweter Einsamkeit.
Kehren wir zu uns zurück, sehen wir hier das eine große Heilmittel für all unser Elend. Ist das Herz kalt geworden? Ist unsere Freude wie die von Noomi erlahmt? Es ist unser Vorrecht, dass wir, wie Noomi es im Vorbild tut, Denjenigen auf unseren Schoß nehmen, der einst ein Kind war und Der, jetzt noch in der Herrlichkeit weilend, sich den Umarmungen Seines Volkes hingibt. Uns wird nie warm sein, wenn Er keinen Platz in unserem Herzen hat.
Gib, Herr, dass wir mehr von Dir kennenlernen, Dich durch lebendigen Glauben in unseren Herzen bewahren, durch eine mächtigere Liebe erkennen, dass wir für immer an Dich gebunden werden!