So geht die Sammlerin weiter, bis die Sonne untergeht. Sie sammelt hier ein Körnchen und dort ein Büschel, mit schwankendem Erfolg, aber immer mehr für ihren Vorrat. Es scheint eine langsame und mühsame Arbeit zu sein; sie mag versucht sein, entmutigt zu werden, aber es ist alles ein Gewinn.
Endlich ist der Tag zu Ende, und sie sammelt ihren kleinen Vorrat ein und klopft ihn aus. Es war etwa ein Epha Gerste. Einem, der an Fülle und Überfluss gewöhnt war, schien es eine kleine Menge zu sein, aber nicht für die arme Sammlerin. Von wie viel mehr war es auch der Vorgeschmack. Aber davon träumt sie nicht einmal. Es ist genug, dass ihr gegenwärtiger Bedarf gedeckt ist.
Es ist eine Belehrung, dass sie das Korn, das sie aufgelesen hat, ausschlägt. Ihre Arbeit ist nicht beendet, wenn sie den ganzen Tag über das Feld gegangen ist. Sie muss nun das Korn herauslösen und zum Essen vorbereiten. In geistlichen Dingen ist zu befürchten, dass dieser Ausklopfvorgang zu oft vernachlässigt wird. Es reicht nicht aus, das Wort Gottes zu sammeln und intellektuell seine Bedeutung oder sogar seine Anwendbarkeit auf uns selbst zu erkennen. Wir müssen es uns praktisch zu eigen machen, es zu unserer Nahrung machen, damit wir es wirklich aufnehmen können. Wie viel Übung und Fleiß bedeutet das.
Es braucht kaum gesagt zu werden, dass das Wort Gottes keine Spreu in dem Sinne enthält, dass es etwas Wertloses in sich hat. Aber es muss sozusagen vom Allgemeinen ins Persönliche übertragen werden. Zum Beispiel muss dieser Fall von Ruth auf uns selbst angewendet werden. Man könnte all das, was wir hier zu lernen versuchen, sowohl wörtlich als auch geistlich verstehen und dennoch nichts davon für seine eigene Seele „herausschlagen“.
Es wird gesagt, dass der Faule nicht brät, was er auf der Jagd erbeutet hat. Er mag sehr eifrig die Felder nach Wild durchkämmen, und wenn er es gefangen hat, ist sein Interesse erloschen und sein Hunger ungestillt. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Jäger auf uns den Eindruck macht, ein Faulpelz zu sein: Es erfordert beträchtliche Energie, aufs Feld zu gehen und den ganzen Tag auf der Suche nach Wild zu verbringen. Und doch nennt die Schrift einen Mann einen Faulpelz, wenn er das, was ihn so viel Mühe gekostet hat, nicht nutzt. Er bekommt keine Nahrung, und wie Esau kehrt er von der Jagd entkräftet vor Hunger zurück und ist bereit, sein Erstgeburtsrecht für jeden Bissen zu verkaufen, der sich ihm bietet.
Dieses Ausklopfen bedeutet viel Gebet und viel Andacht. Es ist keine Sache, die man leichtfertig übergehen oder als selbstverständlich hinnehmen sollte. Wie viele Eindrücke, ganz zu schweigen von der Kenntnis des Wortes Gottes, vergehen wie die Morgenwolke und der frühe Tau, einfach weil ihnen nicht die hier vorgeschlagene Seelenübung folgt.
So verlassen wir Ruth mit ihrem kleinen Maß an Segen, zweifellos ohne zu ahnen, wie viel ihr noch zuteil werden sollte und wie der gegenwärtige Segen ein Unterpfand für mehr und Größeres war. So, wie der Herr begonnen hat zu geben, wird er fortfahren, bis sich die Fülle unserer Freude in der Fülle der Anbetung ausdrücken wird.