Behandelter Abschnitt 2Mo 33,12-14
Und Mose sprach zu dem Herrn: Siehe, du sprichst zu mir: Führe dieses Volk hinauf, aber du hast mich nicht wissen lassen, wen du mit mir senden willst. Und du hast doch gesagt: Ich kenne dich mit Namen, und du hast auch Gnade gefunden in meinen Augen. Und nun, wenn ich denn Gnade gefunden habe in deinen Augen, so lass mich doch deinen Weg wissen, dass ich dich erkenne, damit ich Gnade finde in deinen Augen; und sieh, dass diese Nation dein Volk ist! Und er sprach: Mein Angesicht wird mitgehen und ich werde dir Ruhe geben. ( 2Mo 33,12-14)
Bei unserer sechsten Schriftstelle in 2Mo 33,12-14 brauchen wir uns nicht lange aufzuhalten, obwohl die Lektion dort sehr wertvoll ist. Eine traurige Geschichte geht ihr voraus und bildet die Basis. Mose befindet sich auf dem Berg und genießt dort Gemeinschaft mit Gott im Hinblick auf die Stiftshütte. Gott zeigt ihm ihr Muster und gibt ihm Anweisungen in Bezug auf ihre Einzelheiten.
Doch das Volk, das unmittelbar zuvor absoluten Gehorsam versprochen hatte, singt und tanzt um das goldene Kalb! Vielleicht sagst du jetzt: Was für ein erbärmliches Volk ist das doch, das seinen Eid nach so kurzer Zeit vergisst! Ach, ist der natürliche Mensch in uns etwa einen Deut besser? Auch unser Fleisch würde sich von den Herrlichkeiten der Person Christi weg zu den goldenen Kälbern wenden! Ließe uns Gott auch nur eine einzige Stunde allein, würden wir ihn ebenso entehren, wie es selbst seine geliebten Diener Petrus, David und Hiskia getan haben – Männer Gottes, die sie waren. Dem Fleisch ist nicht zu trauen! Möge es dem Heiligen Geist in der Kraft göttlicher Liebe und Gnade gelingen, dieses Bewusstsein in unseren Herzen zu bewirken.
Gott sei Dank bildet diese Szene nur den dunklen Hintergrund, vor dem der Glanz der göttlichen Gnade nur umso heller hervorstrahlt. Mose kehrt auf den Berg zurück, um sich für das Volk zu verwenden. „Vielleicht“, sagt er (denn schließlich sieht er sich einem rechtsgültigen, äußeren und an Bedingungen geknüpften Bund gegenüber), „kann ich Sühnung für eure Sünde tun“ (2Mo 32,30). Anschließend kommt er zurück und bringt ihnen neue Steintafeln mit, auf denen dieselben Gebote stehen. Vielleicht können wir es so ausdrücken, dass sie ein – für ein halsstarriges und zu Bösem neigenden Volk – durch Barmherzigkeit abgemildertes Gesetz darstellen.
Dieser Strahl der Barmherzigkeit in Verbindung mit dem starren Gesetz konnte zwar immer noch kein Leben geben, brachte aber das Angesicht Moses zum Leuchten, sodass er gezwungen war, eine Decke auf sein Angesicht zu legen, weil das Volk nicht in der Lage war, das zu betrachten, was der Apostel den „Dienst der Verdammnis“ nennt (2Kor 3,9). Doch wie dankbar dürfen wir sein, dass Gott die Decke nun in Christus weggenommen hat und wir nicht nur einen Teil Seiner Herrlichkeit sehen, sondern die volle Herrlichkeit des Dienstes des Lebens und der Gerechtigkeit im Angesicht des Herrn Jesus. Diese Herrlichkeit wird in der Schriftstelle, die wir betrachtet haben, zumindest angedeutet. Die Lektion, die wir aus dieser Begebenheit lernen, ist, dass ein Volk, das seine eigene Unwürdigkeit erfahren hat und auf dem Boden der Gnade wiederhergestellt worden ist, nun in der Lage ist, das zu genießen, was Gott ihm offenbart.