Behandelter Abschnitt 2Mo 14,21-22
Und Mose streckte seine Hand aus über das Meer, und der Herr trieb das Meer durch einen starken Ostwind weg, die ganze Nacht, und machte das Meer trocken, und die Wasser wurden gespalten. Und die Kinder Israel gingen mitten in das Meer hinein auf dem Trockenen, und die Wasser waren ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. ( 2Mo 14,21-22)
Die dritte Stelle (2Mo 14,21-22) stellt uns eine andere Seite der Wahrheit vor. Die ersten beiden Stellen haben gezeigt, was für Israel galt, als sie noch in Ägypten waren. So wie der barmherzige Samariter an den Ort kam, an dem der unter die Räuber gefallene und verwundete Mann lag, und dort das heilende Öl und den Wein ausgoss, so kam Gott zu seinem Volk nach Ägypten hinab. Doch Er ließ sein Volk nicht dort zurück. Er sprach zu ihnen nicht nur von Sicherheit im Gericht und davon, dass sie sein waren, sondern durch sein Wort führte Er sie auch dahin, sich aufzumachen, um den Ort ihrer Knechtschaft zu verlassen.
Als Knechte Gottes sollten sie ausziehen – frei von allen übrigen Bindungen. Dabei ging es nicht nur darum, der Knechtschaft Pharaos entkommen zu sein, sondern auch darum, dem Ort, an dem er sie festgehalten hatte, zu entfliehen. Für den Gläubigen ist diese Welt nicht mehr Ägypten, sondern die Wüste, der Ort der Durchreise. Das Erbe, zu dem es ihn zieht, ist „die Zierde von allen Ländern“ (Hes 20), das „Land, das von Milch und Honig fließt“. Die dritte große Tatsache besteht also darin, dass das Volk Gottes von der Knechtschaft der Sünde, Satans und der Welt befreit ist. Mögen wir ganz praktisch mehr in den Segen dieser Dinge eingehen.
Wie gut ist diese Botschaft, die sowohl Gefangenen Befreiung ausruft als auch Vergebung der Sünden verkündet! Wie groß ist die Sklaverei und wie bitter sind die Ketten der Sünde! Derjenige, der dem Meister an den Ziegelöfen der Sünde gedient hat – und „wir . . . dienten mancherlei Begierden und Vergnügungen“ (Tit 3,3) –, weiß, wie schrecklich diese Gefangenschaft ist. Ja, es gibt einen „Genuss der Sünde“, aber dieser Genuss ist ein „zeitlicher Genuss“ (Heb 11,25). Er zieht als Lohn nur den ewigen Zorn eines heiligen und die Sünde hassenden Gottes sowie ein ewiges Anklagen des erwachten Gewissens nach sich. Selbst den Gläubigen lässt diese Knechtschaft ausrufen: „Ich elender Mensch!
Wer wird mich retten. . . ?“ (Röm 7,24). Doch die gnädige und liebende Antwort des Wortes Gottes lautet: „Durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ „Die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm 6,14). Gott hat also verkündet, dass die Sünde keinen Anspruch mehr an sein Volk hat! Das Blut Christi hat diese Frage geklärt. Doch haben wir eine Antwort auf diese Befreiung Gottes? Wir können so lange nicht an der Freude teilhaben, die das Wohnen Gottes unter uns mit sich bringt, bis wir etwas davon verstehen, was es heißt, von der Macht und Sklaverei der Sünde befreit zu sein.
Schauen wir uns jetzt an, wie vollkommen das typologische Bild der Befreiung des Volkes Gottes von der Sünde entspricht. Die Kinder Israel waren zum Ufer des Roten Meeres gekommen und stehen nun an einem Ort in der Wüste, an dem zu beiden Seiten hin Berge emporragen. Kein Weg ist ersichtlich, dem Pharao zu entkommen, der sich vom Schrecken durch das Gericht Gottes erholt und sein Heer versammelt hat, um die Kinder Israel zu verfolgen und wieder in Knechtschaft zu bringen. Was können sie tun? Hinter ihnen befindet sich ihr unerbittlicher Feind, zu den Seiten hin sind sie eingeschlossen, und vor ihnen liegt das Wasser des Roten Meeres. Alles, was ihnen verbleibt, ist, zu Gott zu rufen. Und hat Er jemals versäumt, auf das Rufen seines Volkes zu antworten? Er eröffnet ihnen einen Weg – nicht dadurch, dass Er zuerst den Pharao stürzt, sondern indem Er das Rote Meer spaltet. Die Wellen des Todes werden durch den Stab geteilt, der die Plagen über Ägypten brachte, sodass sich ein Weg durch das Rote Meer öffnet.
Ein Jungbekehrter beginnt seine Pilgerreise, doch schon bald fängt die Sünde wieder an, ihren Anspruch geltend zu machen und ihm nachzujagen. Sie umstrickt ihn so leicht und so hört er wieder die bekannten Forderungen der alten Meister, die auf seine Rückkehr in ihre Knechtschaft pochen. Was soll er tun? Es scheint für ihn absolut keinen Weg nach vorne zu geben. Wenn er auf seine eigene Kraft schaut, sieht er seine völlige Machtlosigkeit die Sünde zu überwinden. Weder rechts noch links gibt es eine Möglichkeit zu entkommen. Was drohend und dunkel vor ihm steht, ist der verdiente Lohn der Sünde: Tod und Gericht.
Doch gerade hier darf er sich an die kostbare Wahrheit erinnern, dass er in dem Tod Christi mit Ihm gestorben ist. Durch den Tod und die Auferstehung Christi ist der Weg offen. Christus hat diese Welt verlassen, in der die Sünde regiert (obwohl sie über Ihn nie die geringste Macht besaß), und hat durch seinen Tod den einzig möglichen Weg für die Seinen geöffnet. Ebenso wie sie mit Ihm gestorben sind, sind sie auch mit Ihm auferstanden. Deshalb sind sie fähig, sich der Sünde für tot zu halten, „Gott aber lebend in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6,11). So beginnt der Siegeszug. Derjenige, der vorher aus Furcht über die Knechtschaft stöhnte, stimmt nun den Triumphgesang an: „Singen will ich dem Herrn, denn hoch erhaben ist er; das Pferd und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt“ (2Mo 15,1).
Solche, die das praktisch verstanden haben, befinden sich jetzt als Pilger in der Wüste. Ihr Blick ist nicht auf das gerichtet, was hinter ihnen liegt, sondern auf das Erbe vor ihnen – den Berg Gottes, wo Er all die Reichtümer seiner Liebe offenbart, die Er für uns in Christus aufbewahrt hat in der Herrlichkeit. Gott kann diese weitergehenden Wahrheiten seines Wortes nur denen offenbaren, die von der Sünde und aus der Welt befreit sind. Schenke Er uns eine tiefere Übung in Bezug auf diese Dinge.