Behandelter Abschnitt Hld 7,9-10
„Ich sprach: Ich will die Palme ersteigen, will ihre Zweige erfassen; und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, und der Duft deiner Nase wie Äpfel, und dein Gaumen wie der beste Wein, – der meinem Geliebten sanft hinuntergleitet, der über die Lippen der Schlummernden schleicht“ (Hld 7,9-10).
Die liebliche Braut des Königs hat also ihre moralische Reife erlangt. Sie ist vollkommen in Seinen Augen, die Wonne Seines Herzens, das Bild Seiner Selbst. Das Gebet ist beantwortet, die Verheißung erfüllt: die Lieblichkeit des Herrn ist über ihr; der Gerechte sprosst wie der Palmbaum. Ja, das Fest der Laubhütten ist gekommen, die Braut schwingt triumphierend die Siegespalme; ihre Freude ist voll. Gerade und erhaben wie die Palme, ihr Haupt herrlich gekrönt, zu ihren Füßen ein erfrischender Quell; dabei schwach und abhängig gleich der Rebe, aber sich anklammernd an den Mächtigen Israels und reiche Frucht tragend zu Seiner Verherrlichung – so erscheint sie vor unseren Blicken.
Die Rebe ist eines der lieblichsten Sinnbilder von dem schwachen Zustand des Menschen und doch von einer überreichen Fruchtbarkeit durch das Vertrauen auf Gott, durch das Bleiben in dem wahren Weinstock. „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2Kor 12,10). Der Wohlgeruch der Braut ist gleich dem Duft der Äpfel (Hld 7,8), der Frucht des Baumes, den wir bereits als das schöne Sinnbild des Geliebten kennen gelernt haben (Hld 2,3). Sie verbreitet um sich den süßen Wohlgeruch Seines Namens.
Von der Mitte des 9. Verses an scheint der Bräutigam in den lieblichen Reizen Seiner Braut zu ruhen. Sein Herz ist befriedigt. Er sieht in ihr die Frucht der Mühsal Seiner Seele und ist gesättigt (Jes 53,11). Das Begehren Seiner Liebe hat Befriedigung gefunden. Glückliche Braut! Glückliches Israel! Vollkommen und auf immerdar wiederhergestellt, so dass der Herr, dein Gott, in dir ruht! Er wird erquickt durch „den besten Wein“, den du für Ihn, deinen Geliebten, bereitet hast, und der Ihm „sanft hinuntergleitet“. – Sollte in dem Herzen irgendeines meiner Leser noch eine Frage bestehen hinsichtlich der herrlichen und gesegneten Wiederherstellung der Juden in den letzten Tagen, möge er dann die nachstehende schöne Prophezeiung mit Aufmerksamkeit erwägen. Dass sie ihre Erfüllung bis heute noch nicht gefunden hat, kann sicherlich niemand bezweifeln. „Jubele, Tochter Zion; jauchze Israel! freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!
Der Herr hat deine Gerichte weggenommen, deinen Feind weggefegt; der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte, du wirst kein Unglück mehr sehen. An jenem Tage wird zu Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht! Zion, lass deine Hände nicht erschlaffen! Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein rettender Held; er freut sich über dich mit Wonne, er schweigt in seiner Liebe, frohlockt über dich mit Jubel“ (Zeph 3,14-17).