Behandelter Abschnitt Hld 7,8
„Dieser dein Wuchs gleicht der Palme, und deine Brüste den Trauben“ (Hld 7,8)
dürfen wir wohl als Sinnbilder der Geradheit oder Aufrichtigkeit und der Reife und Fruchtbarkeit betrachten. Die Palme wird oft in der Schrift in sinnbildlicher Weise erwähnt. Ihr Stamm ist glatt, aber schlank, anmutig und gerade – das Bild der Geradheit. Wird sie auch für eine längere Zeit umgebogen, so richtet sie sich doch, sobald der Druck aufhört, wieder auf. Sie will nicht krumm wachsen; alle Lebenskraft des Baumes drängt nach oben. Schönes Bild von der Art und Weise, wie die Juden einst, nach Aufhebung des langen Druckes, der auf ihnen gelegen hat, ihre Häupter wieder erheben werden.
Einige Palmenarten erreichen eine beträchtliche Höhe; und da die Palme keine Äste treibt, sondern nur eine prächtige, reiche Blätterkrone trägt, ist es oft mit vieler Mühe verbunden, die Frucht einzuernten. An diesen Umstand erinnert wohl der nächste Vers: „Ich sprach: Ich will die Palme ersteigen, will ihre Zweige erfassen“. Die Früchte des Geistes sind nie unerreichbar für den Herrn. Er sammelt sie und schätzt sie hoch an Seinem Volke. Doch noch an etwas anderes erinnert uns die Palme. Kein Augenblick ist dem durstigen Wanderer in dem Sandmeer der Wüste willkommener, als wenn Palmenwipfel am Horizont aufsteigen. Es ist das sichere Zeichen, dass erquickendes und belebendes Wasser in der Nähe ist (vergl. 2Mo 15,27).
Die Schrift liefert uns ferner viele Beispiele von dem sinnbildlichen Gebrauch der Palmzweige oder der gewaltigen Blätter, die eine Länge von 3 – 3 ½ m erreichen, als Zeichen des Sieges. Bei dem Laubhüttenfest, einer Zeit großer Freude in Israel, wurden sie vornehmlich verwendet, „Und ihr sollt euch am ersten Tag Frucht nehmen von schönen Bäumen, Palmzweige und Zweige von dichtbelaubten Bäumen und von Bachweiden, und sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, freuen sieben Tage“ (3Mo 23,40). Auch die unzählige Volksmenge, die Johannes vor dem Thron und vor dem Lamm sah, war „bekleidet mit weißen Gewändern, und Palmen in ihren Händen“ (Off 7,9). Heute noch redet man viel von der Siegespalme; sie wird dem Sieger als Preis zuerkannt.