Behandelter Abschnitt Hld 7,7
„Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Liebe, unter den Wonnen!“ (Hld 7,7). Das ist ohne Zweifel des Bräutigams Stimme. Wir entdecken sofort mehr Tiefe und Innigkeit in diesem Vers als in den fünf vorhergehenden. Andere mögen die Braut bewundern, Er aber hat Seine Wonne an ihr. Durch Seine langmütige Gnade ist eine moralische Ähnlichkeit mit Ihm in der Geliebten hervorgebracht. Das sieht Er jetzt und erfreut Sich darin. Je vollkommener Christus Sein Bild in uns wiederfindet, desto größer wird Seine Wonne an uns sein. Das ist eine notwendige und auch leicht verständliche Wahrheit.
Ein gerader, aufrichtiger Mensch findet kein Gefallen an einem Mann, der krumme Wege liebt; ein ehrlicher kein Gefallen an einem unehrlichen. Eine Person von reinen Sitten kann keine Gemeinschaft haben mit jemand, der in Unreinheit wandelt. Der Aufrichtige erfreut sich an Aufrichtigkeit, der Ehrliche an Ehrlichkeit, der Reine an Reinheit. So kann auch der Herr nur Seine Freude an dem finden, was Seine eigene Vollkommenheit, wenn auch notwendigerweise in geringem, unvollkommenem Maße, wiederstrahlt, was Ihm ähnlich ist. Welch eine gesunde, praktische Lektion kannst du hieraus lernen, meine Seele! Inwieweit, lass dich fragen, bist du Christus ähnlich?
Denke an Seine Liebe, Seine Heiligkeit und an die Vollkommenheit aller Seiner Wege; und dann frage dich: „Inwieweit findet Er Sein eigenes Bild in mir wieder?“ Und weiter: „Inwieweit kann Er Seine Wonne an mir finden?“ Weise solche tief erforschenden Fragen nicht ab; bleibe in dem Licht und prüfe dort alle deine Wege mit Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. – Was machte Paulus zu einem treuen Diener und Zeugen Christi? Was rief eine so himmlische Gesinnung in ihm hervor? Er konnte sagen: „Eines aber tue ich“. Und was war dieses eine? Sein Auge war auf Christus in der Herrlichkeit droben gerichtet, und sein Herz verlangte sehnlichst nach Ihm. Ein im Himmel verherrlichter Christus war der eine Gegenstand, der vor seiner Seele stand. Und das allein wird auch in uns ein Verhalten und eine Gesinnung hervorrufen, an welchen Christus Seine Wonne finden kann. „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit“ (2Kor 3,18).
Doch inmitten aller unserer Fehler, Versäumnisse und Mängel ist es tröstlich zu wissen, dass ein Tag kommt, an dem Er von dem, was Er liebt und woran Er Seine ganze Wonne findet, umgeben sein wird. Dann werden alle himmlischen Heiligen Seinem verherrlichten Leib gleichgestaltet, vollkommen in dasselbe Bild verwandelt sein. „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen wie er ist“ (1Joh 3,2).
Und an diesem zukünftigen Tag der Herrlichkeit Christi wird auch von Israel, als Seinem Volk hier auf Erden, gesagt werden: „Nicht mehr wird man dich „Verlassene“ nennen, und dein Land nicht mehr „Wüste“ nennen; sondern man wird dich nennen: „Meine Gefallen an ihr“, und dein Land: „Vermählte“; denn der Herr wird Gefallen an dir haben, und dein Land wird vermählt werden“ (Jes 62,4). – O Herr, beschleunige diesen herrlichen Tag, um Deines großen Namens willen!