Behandelter Abschnitt Hld 7,6
„Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel“ (Hld 7,6a). Der Berg Karmel war berühmt wegen seiner Weinberge, seiner Gärten und seines reichen Pflanzenwuchses. „Karmel“ bedeutet „Fruchtgefilde“. So wird Israel gekrönt sein mit Güte, das Land Immanuels wird gesegnet sein mit aller irdischen Segnung. Aber so herrlich dies auch sein wird, so ist es doch nur ein schwacher Schatten von den Segnungen der Kirche Gottes, sogar während sie noch als ein Pilgrim in dieser Welt wandert. Im Blick darauf ruft der Apostel aus: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3).
Das ist der Charakter und das Maß der christlichen Segnungen, wenn sie überhaupt gemessen werden können. Verweile hier einen Augenblick, mein Leser, bei den drei kostbaren Dingen, von denen in dem eben angeführten Vers die Rede ist: 1. „Jede geistliche Segnung“. Keine fehlt; und es sind geistliche Segnungen, entsprechend der neuen Natur, die wir empfangen haben. 2. Sie sind „in den himmlischen Örtern“. Es ist der höchste, erhabenste Bereich, die besten Örter, die es gibt; nicht irdische Örter wie diejenigen Israels, so gesegnet sie sein mögen, sondern himmlische. 3. Sie sind „in Christus“; sie sind uns geschenkt in der gesegnetsten und herrlichsten Weise, in der Gott sie uns schenken konnte. Hier können wir keine Vergleiche ziehen; wir können nur bewundern und anbeten. O vermöchten wir nur mehr in das einzugehen, was bereits in Christus unser Teil ist, gemäß der Liebe unseres Gottes und Vaters, „der uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4).
„Das herabwallende Haar deines Hauptes ist wie Purpur: ein König ist gefesselt durch deine Locken!“ (Hld 7,6b). „Purpur“ ist wiederum das Sinnbild königlicher Würde. Das Auge, das von den schönen Schuhen bis hinauf zu dem herrlichen Schmuck des Hauptes der Braut wandert findet nur Vollkommenes. Die liebliche Braut des Königs ist makellos.
Der König ist von ihrer hinreißenden Schönheit überwältigt; Er ist gleichsam gefesselt durch ihre Locken, durch die Schönheit, die Er Selbst ihr gegeben hat. „Ganz herrlich ist des Königs Tochter drinnen, von Goldwirkerei ihr Gewand; in buntgewirkten Kleidern wird sie geführt werden zum König; Jungfrauen hinter ihr her, ihre Gefährtinnen, werden zu dir gebracht werden“ (Ps 45,13.14). – „Ein König ist gefesselt durch deine Locken.“ Er kann Seine königliche Braut nicht wieder aufgeben. Sie ist Ihm kostbar über alles; Er hat sie um einen teuren Preis erkauft und sie so herrlich gemacht, dass Sein Auge mit der höchsten Wonne auf ihr ruht. Wunderbare Liebe, überströmende Gnade! O, das Herz Jesu zu kennen, mein Leser, was könnte es Höheres und Herrlicheres geben!