Behandelter Abschnitt Hld 6,8-9
„Sechzig Königinnen sind es und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl“ (V. 8).
Dieser Vers bezieht sich, wie ich nicht zweifle, auf die Zeit des Tausendjährigen Reiches. Er folgt daher erst nachdem bereits (Seite 125) auf der Vereinigung der beiden Nationen (Tirza und Jerusalem oder Israel und Juda) hingewiesen worden ist.7 Dann wird „ganz Israel“ in seiner gottgewollten Einheit der zwölf Stämme ein Segen für alle Geschlechter der Erde werden. Die Städte Judas und die Völker der Erde füllen den ganzen Schauplatz der Herrlichkeit aus, aber Jerusalem hat den ersten Platz. Diese Wahrheit, die in der ganzen Schrift hervortritt, findet ihren vollsten und rührendsten Ausdruck im nächsten Vers: „Eine ist meine Taube, meine Vollkommene; sie ist die Einzige ihrer Mutter, sie ist die Auserkorene ihrer Gebärerin. Töchter sahen sie und priesen sie glücklich, Königinnen und Nebenfrauen, und sie rühmten sie“ (Hld 6,9).
Welch einen Platz hat sie in Seinem Herzen! Sie ist in Seinen Augen die Auserkorene, mit der sich nichts vergleichen lässt. Es gibt viele andere Jungfrauen, aber Seine Liebe sieht keine andere als sie. „Eine ist meine Taube, meine Vollkommene; sie ist die Einzige ihrer Mutter.“ Bei früheren Gelegenheiten hat Er von ihren Eigenschaften gesprochen und ihre Schönheit beschrieben; aber jetzt redet Er von ihr selbst und von dem, was sie ist für Ihn. „Sie ist die Auserkorene ihrer Gebärerin.“
Die ganze Nation wird hier in einem mütterlichen Charakter betrachtet, der Stamm Juda in einem bräutIichen. – Das also ist die Bräutigamsliebe Jesu, und so wird es mit dem gottesfürchtigen Überrest Judas sein in den letzten Tagen; ja, so ist es jetzt schon im Geist mit uns. Trinke, meine Seele, trinke mit vollen Zügen aus dieser Quelle der Bräutigamsliebe deines Herrn! Sie ist tief, unerschöpflich, und sie ist dem Glauben geöffnet bis zur Feier des Hochzeitstages droben.
Es gab eine Zeit, in der die Tochter Zion im Stolz und der Verkehrtheit ihres Herzens Seine Liebe von sich wies. Seine Liebe blieb dennoch die gleiche, aber sie zeigte sich in den Tränen, die Er über ihre Blindheit vergoss. Von Ihm verlassen, fiel sie dann ihren grausamen Feinden zur Beute, die sie in schrecklichster Weise misshandelten. Doch Sein Auge der Liebe folgte ihr auf allen ihren Irrgängen. Nichts konnte Sein Herz verändern; und als die Zeit gekommen war, besuchte Er sie. Er fand sie in der Stellung einer armen, ausgestoßenen, sonnenverbrannten Sklavin, einer Hüterin der Weinberge anderer. Sein Herz entbrannte gegen sie.
In Seiner Liebe und in Seinem Mitgefühl war es Ihm, als „habe sie von der Hand Jehovas Zwiefältiges empfangen für alle ihre Sünden“. Und nun ist „ihre Mühsal vollendet, ihre Schuld abgetragen“, und sie tröstet sich in ihrem gnädigen und vergebenden Herrn (Jes 40,2). Aber Seine Liebe ruht nicht – gesegnete Wahrheit! – bis Er alle Wünsche Seines Herzens im Blick auf sie befriedigt hat, bis sie als die schöne, herrliche Braut des wahren Salomo auf Seinem königlichen Thron in Zion sitzt. Und nicht nur, ich wiederhole es, ist sie der Gegenstand der Wonne des Königs, sondern auch der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. „Töchter sahen sie und priesen sie glücklich, Königinnen und Nebenfrauen, und sie rühmten sie.“ – „Und die Tochter Tyrus (ein Vorbild der Heiden), die Reichen des Volkes (oder der Völker), werden mit Geschenken deine Gunst suchen“ (Ps 45,13). Die Braut strahlt die Herrlichkeit und Schönheit des Königs zurück, und alle Nationen bewundern Seine Anmut in ihr.