Behandelter Abschnitt Hld 6,5-7
„Wende deine Augen von mir ab, denn sie überwältigen mich“ (Hld 6,5a).
Das ist wahrlich Wunderbar; wer könnte es verstehen? Um es nur ein wenig verstehen zu können, müssen wir Jesus Selbst kennen. Kein Herz kann so auf die Segnung und Freude anderer eingehen wie das Seinige. Es erleichtert gleichsam Sein Herz, wenn Er den Bedürftigen segnen kann. In den Tagen Seines Fleisches machte Er eine weite Reise, um einer gefallenen Tochter Samarias oder einer armen Heidin aus den Gegenden von Tyrus und Sidon zu begegnen und sie zu segnen. Freude ist in Seinem Herzen, Freude im ganzen Himmel, wenn ein Sünder Buße tut. Aber was wird erst Seine Freude sein, wenn das Haus Davids und die Bewohner von Jerusalem sich mit Weinen und Klagen zu Ihm wenden werden; wenn die lange verlorenen Stämme auf dem Schauplatz erscheinen und Ihn als ihren wahren Messias anerkennen werden; wenn jedes Auge auf Ihn gerichtet sein wird und jedes Herz von Seinem Lobe überfließen wird; wenn von Jerusalem, als dem großen Mittelpunkt, Segen ausfließen wird zu allen Völkern der Erde hin!
Dann bildet Jes 53 den Inhalt des Gesangs Israels und den Ausdruck seiner weinenden Freude: „Um unserer Übertretungen willen war er verwundet, um unserer Ungerechtigkeiten willen zerschlagen. Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden. Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns ein jeder auf seinen Weg, und der Herr hat ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit.“ Ihr Jerusalem wird dann das Jerusalem der Ratschlüsse Gottes, und nicht des Stolzes und der Gewalttat des Menschen sein. Von Bergen umgeben, mit Mauern, Wällen und Türmen wohl versehen, wird es die Freude der ganzen Erde ausmachen (Ps 48). „Und der Name der Stadt soll von nun an heißen: Der Herr ist hier“. (Hes 48,35). Alles wird dann nach den Gedanken des Messias seinen Gang gehen. Satan wird im Abgrund eingeschlossen sein, der Fluch ist von der Erde entfernt, die Macht des Bösen zu Boden geworfen, und der wahre Salomo wird als König regieren. Welch eine Wirkung die Abwesenheit Satans und die Gegenwart Christi in Macht und Herrlichkeit auf die ganze Schöpfung ausüben wird, wer könnte es ermessen!
„Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die an den Abhängen des Gilead lagern; deine Zähne sind wie eine Herde Mutterschafe, die aus der Schwemme heraufkommen, die allesamt Zwillinge gebären, und keines unter ihnen ist unfruchtbar; wie ein Schnittstück eines Granatapfels ist deine Schläfe hinter deinem Schleier“ (Hld 6,5b-7).
Den gleichen Ausdrücken sind wir bereits im 4. Kapitel begegnet, und doch wissen wir, dass die Schrift keine eitlen Wiederholungen macht. Warum denn hier diese Wiederholung? Seitdem der Bräutigam jene Ausdrücke im 4. Kapitel an Seine Braut gerichtet hat, ist sie in der Irre umhergegangen und dann wieder zurückgekehrt. Indem Er nun hier das wiederholt, was Er ihr einst gesagt hat, versichert Er ihr, dass ihre Schönheit in Seinen Augen unverletzt sei. Obgleich Er nichts davon sagt, dass sie für eine Zeit sich von Ihm abgewandt habe, müssen diese Ausdrücke Seiner unveränderten Bewunderung jetzt einen viel tieferen Eindruck auf ihr Herz machen als vordem. Ihr Wert wird siebenfach vermehrt durch die Umstände, unter denen sie wiederholt werden.