Behandelter Abschnitt Ri 8,24-27
Und Gideon sprach zu ihnen: Eine Bitte will ich von euch erbitten: Gebt mir jeder die Ohrringe seiner Beute! (Denn sie hatten goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliter waren.) 25 Und sie sprachen: Gern wollen wir sie geben. Und sie breiteten ein Oberkleid aus und warfen jeder die Ohrringe seiner Beute darauf. 26 Und das Gewicht der goldenen Ohrringe, die er erbeten hatte, war 1700 Sekel Gold, außer den Halbmonden und den Ohrgehängen und den Purpurkleidern, die die Könige von Midian trugen, und außer den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele waren. 27 Und Gideon machte daraus ein Ephod und stellte es in seiner Stadt auf, in Ophra. Und ganz Israel hurte diesem dort nach; und es wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick: Hier gewährt uns Gott einen Einblick in das Herz Gideons!!! Er fällt nicht in die Gefahr, König sein zu wollen, wohl aber in eine andere Gefahr: Er will als Priester fungieren.3
In seiner Stadt: Er macht Ophra zu einem zweiten Zentrum des Gottesdienstes neben Silo. Er stellte ein Priestergewand – ein Ephod – in Ophra auf. Hatte er nicht auf Anordnung Gottes dort in Ophra einen Altar gebaut? Hatte er nicht Anrechte auf das Priestertum.
Ohrringe: Die Ohrringe sind heidnische Amulette, verbunden mit dem Götzendienst der jeweiligen Völker. Alle als Beute erworbenen Ohrringe werden zusammengelegt, so dass 28 kg Gold (Sekel = 1/60 kg) zusammenkommen. Daraus macht Gideon ein Ephod (= Oberkleid)
Ismaeliter: „.. ist allgemeiner Name für die Nomadenvölker Arabiens, zu welchen auch die Midianiter gehörten, wie 1Mo 37,25“ (Keil).
Ephod: Dass Gideon ein Ephod machte, bedeutete nicht zwangsläufig, dass es aus Gold war. Es kann auch bedeuten, dass Gideon eins für das Gold davon anfertigen ließ. Es war das hohenpriesterliche Schulterkleid wohl mit der Urim und Tummim (1Sam 14,3; 21,10; 23,6.9). Möglicherweise hatte es auch das Brustschild mit den Edelsteinen (vgl. 2Mo 28,6-30).
Und stellte es in seiner Stadt auf: o. er bewahrte es auf in seiner Stadt Ophra, legte es hin (Keil). Möglicherweise hat Gideon es getragen, wenn er den Willen Gottes erfahren wollte oder wenn er am Altar opferte. Deutlich ist in jedem Fall, dass er dem Hohenpriester „Konkurrenz“ machte und Ophra ein neues Zentrum des Gottesdienstes – neben Silo – werden sollte. Gideon entfremdete das Volk dem legitimen Heiligtum. Die Folge war, dass das Volk nach seinem Tod den Berit-Baal verehrte.
Und ganz Israel hurte diesem dort nach: Ganz Israel übt Götzendienst. Wir wollen darauf achten, dass wir keinerlei Götzendienst zulassen.
3 Das ist vorbildlich der Übergang von Pergamon nach Thyatira. In Pergamon herrschte die Welt (die römischen Kaiser) über die Kirche. In Thyatira herrschte die Kirche über die Welt. Der Bischof in Rom erklärte sich zum Pontifex Maximus (früherer Name des Hohenpriesters des Götzendienstes). Er ließ sich nicht zum König machen, war aber wohl der Hohepriester über alle anderen Priester. In diese Schlinge ist die Kirche gefallen. Das ist die Schlinge, in die auch Gideon hineinfiel.↩︎