Behandelter Abschnitt Ri 8,24-27
Verse 24–27 | Das Ephod
24 Und Gideon sprach zu ihnen: Eine Bitte will ich von euch erbitten: Gebt mir jeder die Ohrringe seiner Beute! (Denn sie hatten goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliter waren.) 25 Und sie sprachen: Gern wollen wir sie geben. Und sie breiteten ein Oberkleid aus und warfen jeder die Ohrringe seiner Beute darauf. 26 Und das Gewicht der goldenen Ohrringe, die er erbeten hatte, war 1700 [Sekel] Gold, außer den Halbmonden und den Ohrgehängen und den Purpurkleidern, die die Könige von Midian trugen, und außer den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele waren. 27 Und Gideon machte daraus ein Ephod und stellte es in seiner Stadt auf, in Ophra. Und ganz Israel hurte diesem dort nach; und es wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick.
Worum Gideon jetzt bittet, kommt nicht von anderen, sondern diese Begierde entspringt in seinem eigenen Herzen. Die Worte, mit denen er das Königtum abweist, sind kaum ausgesprochen, da streckt er seine Hand nach dem Priestertum aus. Er bittet das ganze Volk um einen Beitrag für die Anfertigung eines Ephods. Das Ephod ist ein Kleidungsstück, das allein von dem Hohenpriester oder von Priestern getragen wurde. Daher stand es Gideon nicht zu, dieses Ephod zu machen.
Er hätte seine Bitte mit dem Hinweis auf das Opfer, das er gebracht hatte und auf den Altar, den er in Ophra aufgerichtet hatte (Ri 6,19.24), verteidigen können. Dort hatte er doch so etwas wie einen priesterlichen Dienst verrichtet? Doch der Altar, den er dort gebaut hatte, hatte keinen vermittelnden Charakter. Er diente nicht dazu, im Namen des Volkes sich Gott zu nahen.
Das Ephod, das er machen will, soll ein Gedenkzeichen des errungenen Sieges werden. Daher bittet er das ganze Volk, etwas dafür zu geben. Tun wir das nicht auch alles einmal: ein Andenken des Sieges, den der Herr uns gegeben hat, machen oder aufhängen? Wir erzählen gern von unseren Siegen, dem Segen, den der Herr durch unseren Dienst geben wollte; natürlich alles unter dem Deckmantel, dass es zur Ehre des Herrn sei. Aber ist es nicht so, dass wir eigentlich Trophäen für uns selbst „aufhängen“? Waren wir nicht die gefeierten Werkzeuge? So etwas wird uns zu einem Fallstrick.
Das Volk ist direkt bereit, diesen Beitrag zu liefern. Wenn ein Mensch etwas dazu beitragen darf, ein Gedenkzeichen für einen bestimmten Sieg zu machen, wirkt er gern daran mit. So wird an den Ort, wo zuerst ein Bild für Baal gestanden hat, das von Gideon niedergerissen worden ist, jetzt von Gideon ein Bild für Gott gestellt. Doch die Auswirkung ist dieselbe: Götzendienst. Das Ephod wird als ein Mittel betrachtet, durch das man Gott nahen könne. Doch weil das Ephod nicht mit dem Hohenpriester in Verbindung steht, der es tragen muss, und es somit lediglich eine Form ist, wird es hier zu einem Mittel zum Götzendienst.
Alles, was in der Christenheit von Christus losgemacht wird, wird zu einem Mittel zum Götzendienst. Die Form kommt an die Stelle des Inhalts. So wird gesagt, dass jemand durch die Taufe neues Leben empfange. Dasselbe sagt man vom Abendmahl. Auch kniet man vor einem Kruzifix. Derartige Ergebnisse sind im Gottesdienst zu erwarten, wenn man sich von religiösen Gefühlen leiten lässt, ohne sich von dem, was Gott in seinem
Wort über seinen Dienst und die Anbetung seiner Person „durch [den] Geist Gottes“ (Phil 3,3) beschreibt, führen lässt.
Es wird nicht allein Gideon zu einem Fallstrick; er zieht sein ganzes Haus mit in diesen Götzendienst. Das zeigt den Ernst der folgenden Worte, die ich einmal hörte: Den Weg von Gott weg geht man nie allein.