5. Das Sendschreiben an Sardes
Einleitung
Thyatira bleibt bestehen (sowohl die Versammlung als auch ein Überrest), und Sardes entsteht aus Thyatira: Sardes ist nicht das Werk Gottes in der Reformation, sondern das, was daraus hervorgekommen ist: der Protestantismus. Die Reformation war das Werk Gottes, der Protestantismus ist das, was die Menschen daraus gemacht haben.
In Thyatira herrschte die Kirche über die Welt, in Sardes hat wieder die Welt Einfluss über die Kirche. Im Protestantismus entstanden überall nationale Kirchen. Nachdem Luther sich unter den Schutz des Kurfürsten von Sachsen gestellt hatte, haben manche die Folgen davon in seinen Schriften bemerkt. Im Jahr 1555 wurde durch den Religionsfrieden von Augsburg Deutschland in verschiedene Landschaften aufgeteilt. Die entsprechende Konfessionen in den einzelnen Landschaften Deutschlands – ob evangelisch oder katholisch – ergaben sich aus der Konfessionszugehörigkeit der jeweiligen Landesfürsten. Welcher Konfession man also angehörte, entschied der Staat.
Einteilung
Der Herr hat die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne: Er hat alle Autorität in der Versammlung ‒ nichts Anerkennenswertes, diese Versammlung ist tot (V. 1)
Die Verantwortlichen sollen wachsam sein und das Übrige stärken (V. 2)
Aufforderung zur Buße, sonst kommt der Herr für sie wie ein Dieb (V. 3)
Ein treuer Überrest erhält sich rein; zu ihm wird der Herr sich bekennen (V. 4)
Verheißung für den Überwinder (V. 5)
Aufforderung zu hören (V. 6)
Vers 1
Und dem Engel der Versammlung in Sardes schreibe: Dieses sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich kenne deine Werke, dass du den Namen hast, dass du lebst, und du bist tot: Der Herr Jesus ist das Haupt der Versammlung, Er hat alle Autorität. Er hat sowohl die sieben Geister Gottes als auch die sieben Sterne: Er wirkt durch seinen Geist und bestimmt über die Verantwortlichen in der Versammlung: Daher sind sie Ihm verantwortlich. Sardes weiß überhaupt nicht, dass der Herr die sieben Sterne in seiner Hand hat. Diese Versammlung suchte nicht den Schutz des Herrn Jesus, sondern des jeweiligen Landesfürsten. Die Autorität über die Kirche lag in den Händen der Landesfürsten. Leitung des Geistes ist in Sardes eine weitgehend unbekannte Sache. Sardes hat überhaupt keinen Blick für die himmlische Stellung der Versammlung. Das sind leider Dinge, die auch heute im evangelikalen Bereich zunehmend verlorengehen.
Ich kenne deine Werke: Hier findet sich kein wirklicher Gehorsam gegenüber Gott. Eine äußerliche Organisation kann nur tote Formen hervorbringen (so kann auch eine tote Henne keine Eier ausbrüten). Deshalb ist der Protestantismus (= Protest gegen die Irrtümer Roms) leblos. Der Protestantismus hat keine lebendige Verbindung mit Christus. Protest gegen das Böse reicht nicht aus. Viele identifizierten sich nicht aus Liebe zur Wahrheit mit Sardes, sondern aus Hass gegen Rom. Es gab nur wenige wahre Gläubige in Sardes. Luther war weitgehend in Irrtümern gefangen (Abendmahlsstreit). Luther hat sich bewusst für eine protestantische Volkskirche entschieden und nicht für eine Versammlung von Gläubigen.
Dass du den Namen hast, dass du lebst, und du bist tot: Sardes ist eine tote Kirche, in der der Herr Jesus und sein Geist nicht wirken können.