Einleitung
Petrus nimmt nach der Unterbrechung in Kapitel 2 nun wieder das Thema der Prophezeiung auf. Die rechte Sicht auf die Zukunft hat einen großen Einfluss auf das Leben eines Gläubigen. Seine lautere Gesinnung wird durch die Prophetie (ob nun die Propheten des Alten oder die Apostel und Propheten des Neuen Testaments) aufgeweckt. Er sondert sich dadurch von der Welt ab, über der nicht nur das Gericht schwebt, sondern die auch in materieller Sicht vergeht. Im Übrigen behandelt dieses Kapitel den Materialismus und das Uniformitätsprinzip und damit verbunden die Leugnung des Kommens des Herrn. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit war schon in den Tagen der Apostel wirksam.
Dies ist, beachten wir es, das genaue Gegenteil von dem, was wir in Kapitel 2 finden. Dort sind es die bösen Lehren falscher Propheten, die ihre Anhänger unvermeidlich in Welt und Verderben verstricken. Hier ist es das Licht der Wahrheit, das von Propheten ausgeht, die Gott erweckt hat, und das die, die es aufnehmen, von der Welt und ihrem Verderben absondert (FBH).
Einteilung
Spötter erhalten Antwort: Erschaffung und Sintflut (V. 1‒7)
Die Verheißung, der Tag des Herrn und der Tag Gottes (V. 8‒13)
Ein Guter Wandel und Wachstum in der Gnade und Erkenntnis Jesu Christi (V. 14‒18)
Vers 1
Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchen beiden ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufwecke: Das ist die Bestätigung dafür, dass dieser Brief, ebenfalls wie der erste, an Judenchristen gerichtet ist. Paulus befahl die Gläubigen Gott und seinem Wort an; Petrus weckt die lautere Gesinnung durch Erinnerung auf und erinnert die Gläubigen, an die prophetischen Worte zu denken.
Geliebte: Petrus liebte diese Gläubigen, Liebe war das Motiv seines Dienstes (1Kor 13!), und er wusste, dass die Gläubigen vom Herrn Jesus und vom Vater geliebt waren. Im zweiten Brief kommt diese Anrede viermal vor, und zwar in Kapitel 3,1.8.14.17; im ersten Brief in Kapitel 2,11; 4,12. Kapitel 3 durchzieht nach dem dunklen Kapitel 2 ein warmer Ton.
Lautere Gesinnung [eijlikrinh` diavnoian]: der reine Sinn; sonnenklar, aufrichtig, offenbar, rein, lauter, echt, unverdorben; diavnoia = das Denken, Verstand, Einsicht, Gedanke, Absicht; wörtlich: durchdenken, über etwas nachdenken, Meditation, moral reflection.
Es ist Aufrichtigkeit und die Bereitschaft, das Wort Gottes anzunehmen und sich dadurch bilden zu lassen. Viele sagen etwas gegen besseres Wissen. Sie leugnen Gottes Wort. Aufstellen der Evolutionshypothese gegen besseres Wissen (Prof. Moore).2 Vergleiche Römer 1,18.20. Jeder Gläubige erhält diese lautere Gesinnung bei der Bekehrung. Die lautere Gesinnung steht im Gegensatz zu dem verfinsterten Verstand der Ungläubigen.
2 Siehe dazu W. J. Ouweneel, Schöpfung oder Evolution?, Neustadt/Weinstr (Ernst-Paulus-Verlag). 1993.↩︎