Behandelter Abschnitt Heb 12,22-24
Sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem; und zu Myriaden von Engeln, der allgemeinen Versammlung; 23 und zu der Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind; und zu Gott, dem Richter aller; und zu den Geistern der vollendeten Gerechten; 24 und zu Jesus, dem Mittler eines neuen Bundes; und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abel: Hier geht es nicht um die vorbildliche Bedeutung des Alten Testamentes, sondern um die Gegensätze. Beim alten Bund ging es um sichtbare, zeitliche, irdische und erschütterliche (vergängliche) Dinge. Beim neuen Bund geht es um unsichtbare, ewige, himmlische und unerschütterliche (unvergängliche) Dinge.
Zum, zur, zu: Hier heißt es immer „zu“, nicht „vor“ (Off 20,12). Zu ist die Richtung, eine bestimmte Beziehung, Gemeinschaft mit ...
Ihr seid gekommen: Nun folgen acht große Segnungen:
der Berg Zion
die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem
Myriaden von Engeln, die allgemeine Versammlung
die Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind
Gott, der Richter aller
die Geister der vollendeten Gerechten
Jesus, der Mittler eines neuen Bundes
das Blut der Besprengung, das besser redet als Abel
Der Berg Zion: Der Berg Zion ist das Symbol für das neue System der Gnade. Der Glaube bringt uns ‒ im Blick auf die zukünftige Welt ‒ zuerst zum Berg Zion. Der Berg Zion ist ein Bild der Grundlage, auf der alle Gläubigen – sowohl die irdischen als auch die himmlischen – gesegnet werden. Die beiden Psalm 78 und 132 werfen Licht auf die geistliche Bedeutung des Berges Zion.
Psalm 78 beschreibt das Versagen Israels im Blick auf ihre Verantwortung. Auf der Grundlage eigener Werke ist alles verloren. Die Stiftshütte wurde verlassen (V. 60), die Bundeslade zog in die Gefangenschaft (V. 61), das Land kam unter das Gericht, und das Volk wurde verzehrt (V. 62–64). In Psalm 78,65 finden wir den Beginn einer Veränderung: „Da erwachte wie ein Schlafender der Herr“, und Er begann „wie ein Held“ zu handeln.
Bis dahin hatte Gott mit Israel auf der Grundlage ihrer Werke gehandelt, aber als sie sich selbst völlig verdorben hatten, handelte Gott souverän und handelte von sich aus zu ihrem Segen. So lesen wir: „Er erwählte den Stamm Juda, den Berg Zion, den er geliebt hat“, und weiter: „Und er erwählte David.“ Das ist Gottes souveräne Barmherzigkeit zum Segen von Menschen. Ein Berg ist auch ein Bild von Macht. So ist der Berg Zion en Symbol für große Macht, die Gott in souveräner Gnade ausübt.
Psalm 132 zeigt uns eine weitere Seite in Verbindung mit dem Berg Zion, und zwar wie David die Bundeslade nach Jerusalem brachte. Sie war nicht nur aus der Hand der Feinde zurückgewonnen, sondern fand auch ihren rechtmäßigen Platz auf dem Berg Zion. Der Psalmist sagt: „Denn der Herr hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte: Dies ist meine Ruhe immerdar, hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt.“ Sobald die Bundeslade sich auf dem Berg Zion befand, konnte Gott das Volk segnen: „Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen. Und seine Priester will ich bekleiden mit Heil, und seine Frommen werden laut jubeln“ (V. 15).
Das ist die souveräne Erwählung Zions in Verbindung mit der Bundeslade. Sie ist als Gnadenstuhl (Versöhnungsdeckel) ein Bild von Christus. Auch das ist ein Hinweis auf die souveräne Gnade Gottes, ausgeübt zum Segen des Menschen durch Christus. Wenn durch das Versagen des Menschen alles verloren ist, gibt Gott in seiner souveränen Gnade Wiederherstellung, gegründet auf Christus. Das ist das Fundament des Segens für die zukünftige Welt. Dazu sind wir durch den Glauben gekommen.
Die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem: Zuerst die Gnade (Berg Zion); nun kommen Christen im Glauben zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem. Die Stadt ist ein Symbol für eine neue Ordnung Gottes.
Irdische Städte werden von Menschen erbaut, deshalb sind diese Städte vergänglich. Das himmlische Jerusalem bezieht Leben vom lebendigen Gott und steht daher außerhalb des Bereiches des Todes und des Verfalls. Das Zukünftige ist ohne Sünde. Heute sind Städte häufig Brutstätten von Elend, Schmutz, Gewalt und Verderben.
Das himmlische Jerusalem ist etwas anderes als das neue Jerusalem. Das neue Jerusalem wird die Hauptstadt des Königs im zukünftigen Zeitalter sein. Die Bewohner dieser Stadt sind im äußeren Kreis die Diener (die allgemeine Versammlung von Myriaden von Engeln) und der innere Kreis, die Versammlung der Erstgeborenen, die Mitregenten des Königs. Der Mittelpunkt dieser Stadt ist Gott, der Richter aller. Außerdem sind dort die Geister der vollendeten Gerechten (die Gläubigen aus der Zeit des Alten Testamentes). Die Aufzählung wird mit Jesus, dem großen Mittler, und seinem Blut abgeschlossen.
Myriaden von Engeln, die allgemeine Versammlung: Es gibt Myriaden von Engeln, die allgemeine Versammlung. Jede Klasse und Ordnung dieser Wesen wird dort sein. Wir sehen sie im Glauben. Im Buch der Offenbarung werden Zehntausende mal Zehntausende genannt.
Engel sind die Wächter des Volkes Gottes, auch in der zukünftigen Welt.
Psalm 34,8 zeigt uns den Schutz dieser Wächter. Wir lesen dort: „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und er befreit sie.“
Die Geschichte Elisas veranschaulicht diesen Schutz. Als er in Dothan von seinen Feinden umringt war, fürchtete sich sein Diener, doch Elisa sagte: „Fürchte dich nicht! Denn mehr sind die, die bei uns, als die, die bei ihnen sind“ (2Kön 6,16). Der Herr öffnete als Antwort auf das Gebet die Augen des Knaben. So sah er, dass der ganze Berg voll feuriger Rosse und Wagen rings um Elisa her war (2Kön 6,17). Elisa war im Glauben schon zu ihnen gekommen. Der Knabe aber kam erst zu ihnen, als er sie sah.
Daniel kannte ebenfalls in seinen Tagen den Schutz von Engeln: Ein Engel wurde gesandt, um den Rachen der Löwen zu verschließen (Dan 6).
Der Herr Jesus stand als Mensch ebenso unter dem Schutz der Engel: „Denn er wird seinen Engeln über dir befehlen, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen“ (Ps 91,9-12). Engel standen bereit bei seiner Geburt (Lk 2,13.15). Engel dienten Ihm während der Versuchung (Mt 4,11). Ein Engel stärkte Ihn im Garten Gethsemane (Lk 22,43). Engel bewachten sein Grab und waren bei seiner Himmelfahrt zugegen (Lk 24,23).
Auch heute stehen die Gläubigen unter dem Schutz der Engel, wie wir lesen: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit erben sollen?“ (1,14).
In der zukünftigen Welt werden sie weiter diesen Schutz ausüben, denn sie stehen an den Toren der himmlischen Stadt und werden sich zwischen Himmel und Erde bewegen, indem sie auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen (1Mo 28; Joh 1,51).
Die Versammlung der Erstgeborenen, die in den Himmeln angeschrieben sind: Es gibt Menschen mit einer besonderen Vorrangstellung: Die Erstgeborenen. Das sind die Gläubigen der Versammlung Gottes. Es geht hier um die individuellen Gläubigen, nicht um die Versammlung Gottes als der Leib Christi.
Siebenmal wird in der Schrift von Christus als dem Erstgeborenen gesprochen, denn Er wird immer den Vorrang haben. Diese Erstgeborenen werden einen vorrangigen Platz unter den himmlischen Heiligen einnehmen, ebenso wie Israel der Erstgeborene des Herrn im Blick auf alle Völker genannt wird (2Mo 4,22).
Die Namen dieser Erstgeborenen sind im Himmel angeschrieben; dort haben sie Bürgerrecht. Als das himmlische Jerusalem verwaltet die Versammlung den Segen in Verbindung mit der Erde. Als die Versammlung der Erstgeborenen bringt sie im Himmel Anbetung dar.
Gott, der Richter aller: Wenn wir noch höher hinaufsteigen, kommen wir im Glauben zu „Gott, dem Richter aller“. Gott schaut gleichsam „von oben herab, um alles zu richten, was unten ist.“ Das Gericht wird auch sein irdisches Volk treffen (5Mo 32,36). Abraham sagte von Gott als dem Richter: „Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben?“ (1Mo 18,25). Unter Gott, dem Richter aller, wird die Gerechtigkeit zum Gericht zurückkehren, denn „er wird die Geringen richten in Gerechtigkeit und den Demütigen des Landes Recht sprechen in Geradheit“ (Jes 11,3-5).
Die Geister der vollendeten Gerechten: Die zukünftige Welt wäre ohne die Gläubigen des Alten Testamentes nicht vollständig. Es wird irdische Gläubige geben mit ihrem Mittelpunkt auf dem Berg Zion. – Es wird die Gläubigen aller Zeitepochen vor der Zeit des Kreuzes geben. Sie werden die Geister der vollendeten Gerechten genannt: Sie alle werden durch den Tod gegangen sein und Herrlichkeitsleiber haben. Das bezieht sich nicht auf die Versammlung, denn sie wird nicht vollständig durch den Tod gehen. Bei der Entrückung wird es Gläubige auf der Erde geben.
Jesus, der Mittler eines neuen Bundes: Im Glauben sind wir zu Jesus gekommen, dem Garant aller Segnungen der zukünftigen Welt, sowohl der irdischen als auch der himmlischen. Er ist der Mittelpunkt des Segens, Er wird das Herz jedes Gläubigen erfüllen und das Reich Gottes zu dessen Verherrlichung verwalten. ‒ Jesus kommt noch siebenmal im Hebräerbrief vor: 2,9; 3,1; 4,14; 6,20; 10,19; 12,2; 13,12.
Das Blut der Besprengung: Zum Schluss kommen wir zum Blut der Besprengung, das besser redet als das Blut Abels. Das ist die gerechte und ewige Grundlage aller Segnungen für die zukünftige Welt. Abels Blut wurde auf die Erde verschüttet und schrie laut zu Gott um Rache. Das Blut Christi ist vor den Augen Gottes auf den Gnadenthron gesprengt worden. Es schreit nicht nach Rache, sondern bittet um Gnade für die, die es vergossen haben. Der Speer, der seine Seite durchbohrte, brachte das Blut der Errettung hervor. Alle, die glauben, dass Gott das Blut angenommen hat, werden unter den Segen durch das Blut kommen und werden an der zukünftigen Welt teilhaben.
Im Glauben sehen wir also die Fülle der Zeiten: Dann werden die Ratschlüsse Gottes zur Verherrlichung Christi und zur Segnung all seiner Heiligen ihre Erfüllung finden. Im Glauben und der Zuneigung unserer Herzen sehen wir die irdischen und die himmlischen Gläubigen, die Gläubigen des Alten Testamentes, die Myriaden von Engeln, Gott über allem, Jesus, den Mittler jeder Segnung; sein kostbares Blut ist die Grundlage von allem.