Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße die, die uns lieben im Glauben. – Die Gnade sei mit euch allen: Paulus hatte Gemeinschaft mit den Gläubigen an seinem Ort. Andere schlossen sich den Grüßen des Paulus an die Gläubigen in Kreta ein. Er setzt voraus, dass ihn alle Gläubigen auf Kreta liebten. Wir sind häufig zu argwöhnisch gegenüber anderen. Wie schön ist die Annahme, dass die anderen uns doch lieben. Das regt die gegenseitige Liebe an. Gläubige wünschen einander Gnade.
Anhang: Erklärung zu Titus 1,5-9
Vers 5
Deswegen ließ ich dich in Kreta, dass du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste anstellen möchtest, wie ich dir geboten hatte ...
Hatten wir in 1Tim 3 erfahren, dass der Aufseherdienst ein schönes Werk ist, so lernen wir aus dieser Stelle, dass dieses Werk getan werden muss, weil sonst in der Gemeinde ein Mangel herrschen wird. Das zeigt uns die Notwendigkeit dieses Dienstes.
Verse 6–8
Wenn jemand untadelig ist, eines Weibes Mann, der gläubige Kinder hat, die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder zügellos sind. Denn der Aufseher muss untadelig sein als Gottes Verwalter, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend, sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam ...
Wenn jemand untadelig ist: ajvevgklhtoς, ein anderes Wort als in 1Tim 3,2, das aber ähnliche Bedeutung hat. Es bedeutet, dass er zu keiner Klage Anlass gibt (siehe 1Tim 3,10, wo das gleiche Wort bezüglich der Diakone verwendet wird). Es darf der Älteste keinen gerechtfertigten Anlass zu Klage über handgreifliche sittliche und charakterliche Mängel bieten.
Eines Weibes Mann: Er darf nicht geschieden oder polygam sein, und er soll, wenn möglich verheiratet sein.
Der gläubige Kinder hat: pistovς kann „treu" und „gläubig" bedeuten. Bleiben wir bei „gläubig", aber gehen wir nicht über das Geschriebene hinaus. Hier steht nicht: „dessen Kinder gläubig sind", also alle, sondern „der gläubige Kinder hat", also mindestens einige aus der Kinderschar gläubig sind. Es steht nicht in unserer Macht, unsere Kinder gläubig zu machen; aber wir haben es doch durch die Erziehung in der Hand, einen entscheidenden Beitrag zu leisten; und der Herr wird Treue in der Erziehung und Glauben honorieren. Wenn nun bei einem Bruder keines der Kinder gläubig ist, wird man getrost schließen können, er habe in der Erziehung versagt; das wird man aber nicht sagen können, wenn einige gläubig sind, wenn auch nicht alle.
Die nicht eines ausschweifenden Lebens beschuldigt oder zügellos sind: Der Glaube ist ein Geschenk Gottes, aber ein ordentlicher Wandel ist Sache der Erziehung. Wenn Kinder ein ausschweifendes Leben führen, dann hat der Erzieher seine Pflicht nicht getan, und er kann nicht Ältester sein.
Der Aufseher: die gleiche Person, wie „Ältester" in Vers 5. Es sind also zwei verschiedene Bezeichnungen für die gleiche Aufgabe. Der Aufseher muss geistliche Weitsicht und einen geistlichen Überblick besitzen; der Älteste ist der in der Schule des Herrn und in der Schule des Lebens Gereifte.
Untadelig: wie Vers 6.
Als Gottes Verwalter: Älteste sind Verwalter, nicht Besitzer (siehe 1Pet 5,3). Der Verwalter ist dem verantwortlich, der ihn mit der Verwaltung betraut hat.
Nicht eigenmächtig: (aujqavdh), wörtlich: nach eigenem Geschmack handelnd. Weil der Älteste ein Verwalter ist, darf er nie nach Gutdünken handeln; er muss nach dem Willen des Besitzers, das ist Gottes, agieren; und er muss in Übereinstimmung mit den Mitältesten handeln.
Nicht zornmütig: Eigenmächtige sind oft auch Zornmütige. Sie antworten mit Zorn auf solche, die ihrem eigenmächtigen Tun und Reden widersprechen. Wer auf den berechtigten Einspruch anderer von seiner Eigenmächtigkeit nicht lassen will, sondern mit Zorn antwortet (vgl. König Ussija in 2Chr 26,16-19), darf kein Ältester sein.
nicht dem Wein ergeben: siehe Erklärung zu 1Tim 3.
Kein Schläger: siehe Erklärung zu 1Tim 3.
nicht schändlichem Gewinn nachgehend: aijscrokerdh`; das ist jemand, der auf Gewinn aus ist, der habsüchtig ist. Der Habsüchtige will immer mehr, während der Geizige das, was er hat, eifersüchtig hortet und nicht hergibt. Davon spricht l Tim 3. Beides disqualifiziert für den Ältestendienst. Wer den Geschwistern als Aufseher dienen will, wird von ganzem Herzen mit dem Psalmisten beten: „Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Gewinn" (Ps 119,36), und wird dem Urteil des Paulus freudig zustimmen: „Gottseligkeit mit Genügsamkeit ist ein großer Gewinn" (1Tim 6,6). Wer ein Führer unter den Brüdern sein will, muss den ungerechten Gewinn hassen (2Mo 18,21).
Eine gewisse Miss Hunter, eine junge Lady von beträchtlichem Vermögen, bot ihm ihren ganzen Landsitz an, inklusive Geld und Ländereien, im Wert von etwa siebentausend Pfund, was er großzügig ablehnte (John Gillies, Memoirs of the Life of the Reverend George Whitefield).
Gastfrei (philoxenoς): wörtlich: „den Fremden liebend". Das ist mehr, als bloß dann und wann Gäste bei sich haben, wenn man sie vorher eingeladen und alles entsprechend geplant hat. Gastfrei sein bedeutet, dass man jederzeit jeden Bedürftigen speist und beherbergt. Heb 13,1-2 spricht von unverhofft eintreffenden Gästen. Das griechische Wort erinnert an eine Eigenschaft Gottes. Er liebt den Fremden (5Mo 10,18). So wie Gott ist und Er sein Haus hält, so soll auch der Aufseher sich in seinem Haus verhalten (siehe Vers 5).
das Gute liebend: Das bedeutet, den Herrn mehr lieben als jemand oder etwas anderes; so wird der Aufseher unparteiisch sein, nichts' nach Gunst oder Ansehen der Person tun (l Tim 5,21); sich weder durch Freundschaften noch durch verwandtschaftliche Bande in seinem Urteil beirren lassen (Hiob 32,21-22).
Besonnen: eigentlich: „gesunden Sinnes". Gesunden Sinn hat, wer Ereignisse in Ruhe im Licht des Wortes Gottes und unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit betrachten, gegenwärtige Dinge in ihrem Verhältnis zur Vergangenheit und zur Zukunft abwägen und die Folgen von Entscheidungen vor Augen haben kann. Jemand, der geistlichen Modeströmungen und dem Trend der Zeit folgt, kann nicht als besonnen gelten; denn ein solcher gibt der Zeit mehr Gewicht als der Ewigkeit, der Gegenwart zu viel Beachtung gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft.
Gerecht: im Wandel und Urteil gerecht, nicht allein durch den Glauben gerecht.
Fromm: oJvsioς, eher „heilig", und zwar im Sinne von: die gezogene Grenze nicht überschreitend. Paulus schreibt von Grenzen der Sitte und des Anstandes, die im Umgang mit den Geschwistern – Älteren und Jüngeren, Frauen und Jungfrauen – nicht verletzt werden dürfen (1Tim 5,1-2). Ein Mann, der beispielsweise im Umgang mit Frauen zu intim wird, sie anfasst oder streichelt und Ähnliches, kann nicht als „heilig" im Sinne von hosios gelten. Oder jemand, der alten Geschwistern gegenüber nicht respektvoll ist, ein solcher kann dann nicht Ältester sein.
Vers 9
Anhängend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen, als auch die Widersprechenden zu überführen.
Anhängend dem zuverlässigen Worte nach der Lehre: Anhängen heißt, darin verharren; mit Liebe am Wort Gottes hängen, wie der Mann seiner Frau anhängt (1Mo 2). Und zwar soll er dem Wort Gottes anhängen und keinen Traditionen und keinen Modeströmungen. Er soll dem Worte nach der Lehre anhängen, das ist: das Wort Gottes gemäß dem Wort Gottes, nicht gemäß den Traditionen oder Modeströmungen, deuten und lehren. Man merkt das bald, ob jemand am Wort Gottes hängt und in seinen Ansichten über Jahre stabil bleibt oder nicht. Man merkt es auch am Dienst des Wortes, den jemand tut, ob er alle paar Jahre seine Lieblingsthemen entsprechend den wechselnden Trends des Zeitgeistes ändert.
Mit der gesunden Lehre zu ermahnen: Der Älteste muss mit Gottes Wort und in der Abhängigkeit Gottes ermahnen können. Man merkt das, ob jemand dem änderen seine Meinung oder Erwartung aufschwatzen oder aufnötigen will, oder ob er anhand des Wortes Gottes die Gedanken Gottes entfalten und vor das Gewissen des Zuhörenden stellen kann.
Als auch die Widersprechenden zu überführen: Widersprechende zu überführen erfordert gute Kenntnis der Heiligen Schrift, erfordert Mut und Demut, erfordert Entschiedenheit gegenüber Widerspenstigen und Liebe zu den Geschwistern und aus solcher Liebe wachsende Sorge um die Herde Gottes.