Sondern gastfrei, das Gute liebend, besonnen {o. gesunden Sinnes; so auch später}, gerecht, fromm {o. heilig}, enthaltsam {o. beherrscht}: Nach den vorangegangenen neun negativen Kennzeichen folgen nun sechs positive.
Gastfrei [filovxenoς]: w. den Fremden liebend. Jederzeit bereit sein, Fremde aufzunehmen, nicht nur zu einem Besuch. Gott liebt die Fremden (5Mo 10,18). Die Betrüger dachten als faule Bäuche nur an ihre eigenen Bedürfnisse.
Das Gute liebend [filavgaqoς]: Den Herrn mehr lieben als alles andere und alle anderen. Nichts aus Parteisucht tun, nicht nach Gunst oder Ansehen einer Person, auch nicht nach Verwandtschaft richten (Hiob 32,21-22). Die Betrüger wiederum wollten sich wie wilde Tiere nicht durch das Gute zügeln lassen. In Psalm 52,3 heißt es: „Du hast das Böse mehr geliebt, als das Gute, die Lüge mehr, als Gerechtigkeit zu reden.“ Hier ist eine gewisse Verbindung des Guten mit der Gerechtigkeit. Siehe auch Psalm 45,7: „Gerechtigkeit hast du geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst.“
Besonnen [swvfrwn]: 1,8; 2,2.5.6.12; verständig, klug, vernünftig, enthaltsam, mäßig, sittsam, anständig, bescheiden. „Besonnenheit ist gesunder Verstand, richtige Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Nüchternheit, Züchtigkeit (vgl. Apg 26,25; Röm 12,3; 1Tim 2,9.15; 3,2; Tit 1,8; 2.2.4.5.6.12; 1Pet 4,7)“ (R. Ebertshäuser).
Gesunden Sinn hat, wer Ereignisse in Ruhe im Licht des Wortes Gottes und unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit betrachten, gegenwärtige Dinge in ihrem Verhältnis zur Vergangenheit und zur Zukunft abwägen und die Folgen von Entscheidungen vor Augen haben kann. Jemand, der geistlichen Modeströmungen und dem Trend der Zeit folgt, kann nicht als besonnen gelten; denn ein solcher gibt der Zeit mehr Gewicht als der Ewigkeit, der Gegenwart zu viel Beachtung gegenüber der Vergangenheit und der Zukunft (B. P.)
Gerecht [divkaioς]: in der eigenen Lebensführung z. B. im Blick auf andere und in der Beurteilung gerecht sein.
Fromm: [oJvsioς], heilig, gewissenhaft, rein. Gezogene Grenzen nicht überschreiben (vgl. 1Tim 5,1-2). Respektvoller Umgang mit älteren Geschwistern und dem anderen Geschlecht.
Enthaltsam [ejgkrathvς]: Selbstkontrolle und Selbstbeherrschung.