Einleitung
Im ersten Brief (64 n. Chr.) beschrieb Paulus die Ordnung im Haus Gottes, das Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit ist. Der zweite Brief, etwa zwei Jahre später geschrieben, beschreibt das christliche Zeugnis als ein großes Haus, in das bloße Bekenner und auch falsche Lehren und vor allem Ungerechtigkeit eingedrungen sind.
In Kapitel 1, der Einleitung zu diesem Brief, erinnert Paulus Timotheus an den verpflichtenden Glauben seiner Vorfahren und auch seiner eigenen. Er sollte sich des Zeugnisses des Herrn nicht schämen, sondern Trübsal leiden (ein Wort das in diesem Brief viermal vorkommt, im 1. Brief hingegen nicht), und das Bild gesunder Worte festhalten, sowie das schöne anvertraute Gut (die gesamte Wahrheit).
Paulus spricht nicht früher von einer definitiven Reinigung durch Absonderung als in diesem Brief. Die Zustände hatten ein ernstes Maß angenommen. Trennung vom Bösen ist ein biblisches Prinzip.
Zwei Begriffe kennzeichnen dieses Kapitel, was den Abfall betrifft:
Gottlosigkeit (gegen Gott und gegen sein Wort). Das ist Abfall von Gott und Auflehnung gegen Ihn (2Thes 2).
Ungerechtigkeit (gegen den auferstandenen Herrn), Auflehnung gegen seine Rechte und seine Autorität (2Pet 2,1), noch nicht endgültig gegen Ihn selbst. Das finden wir im Judasbrief (V. 4).
In diesem Kapitel gibt es sechs positive Aufforderungen:
Erstarke in der Gnade, nicht in Gesetzlichkeit, dadurch Vorbild für andere (Hld 1,4: Ziehe mich, wir werden dir nachlaufen) vgl. Joh 1,35-39
Bedenke was ich sage, dann gibt der Herr Verständnis
Halte im Gedächtnis: sei mit dem Guten beschäftigt (nur wenn unbedingt nötig, mit dem Negativen)
Das Wort recht schneiden: die einzelnen Verse in den Zusammenhang des jeweiligen Abschnittes, des Buches, der gesamten Schrift, bringen.
Jugendliche Lüste vermeiden
Strebe aber ...
Einteilung
Die geistliche Voraussetzung für den Weg Gottes inmitten des Versagens des Christentums (V. 1–13)
Der Verlauf des Bösen, der zum Verderben des Christentums geführt hat (V. 14–18)
Die Hilfsquelle für den Treuen inmitten des Verfalls (V. 19–22)
Die Gesinnung bei Feindschaft gegenüber dem Weg Gottes (V. 23–26)
Vers 1
Du nun, mein Kind, sei stark in der Gnade, die in Christus Jesus ist: Paulus nennt Timotheus sein Kind und betont damit erneut die enge geistliche Beziehung, die zwischen ihnen beiden bestand (vgl. 1Tim 1,1; 2Tim 1,2). Paulus war für Timotheus wie ein Vater.
Sei stark [ejnduvnamw]: o. erstarke. In der Gnade sollte Timotheus erstarken. Am Anfang der christlichen Laufbahn steht die Gnade. Johannes schreibt: „Denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade“ (Joh 1,16). Er ist das Zentrum, der Inbegriff der Gnade und der Mittler aller Gnade (Joh 1,17).
Gott forderte Josua dreimal zu Beginn seines Dienstes auf: „Sei stark und mutig!“ Diese Aufforderung zu erstarken, erfordert Aktivität. Eintretender Verfall ist ein Zeichen dafür, dass viele die Gnade bereits verlassen haben. Deshalb brauchen die Treuen umso mehr Gnade. Wir sollen gegenseitig darauf achten, dass nicht jemand Mangel an der Gnade leidet (Heb 12,15).
Die in Christus Jesus ist: In dem Herrn Jesus ist die Gnade Gottes erschienen und unterweist uns (Tit 2,11‒13). Diese Gnade ist durch Jesus Christus offenbart und ist auch jetzt in Ihm zu finden. Es ist so wie mit dem ewigen Leben, das der Herr offenbart hat und das wir in Ihm besitzen.