Einleitung
Kapitel 4: Abfall und das Gegenmittel (= Gottseligkeit)
In Kapitel 1 macht Paulus deutlich, wie die gesunde Lehre als Grundlage des Hauses Gottes aufrechterhalten werden muss. Timotheus sollte entschieden gegen die Verbreitung ungesunder Lehre auftreten. In Kapitel 2 liegt der Nachdruck darauf, dass das Haus Gottes ein Bethaus für alle Völker ist. Es sind die Männer, die an jedem Ort beten, und zwar mit heiligen Händen. Außerdem kommt das Verhalten der Frauen zur Sprache. Kapitel 3 beschreibt die Kennzeichen der Personen, die im Haus Gottes führen. Als Abschluss dieser Belehrungen wird die Aufgabe der Versammlung im Blick auf die Wahrheit betont und der Kern dieser Wahrheit kurz skizziert.
Nun sehen wir, wie Satan versucht, die Wahrheit zu untergraben. Nach diesen allgemeinen Anweisungen folgt in Kapitel 4,1–5 eine Einschaltung, denn in Vers 6 fährt Paulus damit fort, Vorschriften an Timotheus zu erteilen. In dieser Einschaltung behandelt er grobe Irrtümer bezüglich irdischer Dinge. Das war wohl eine der bösen Lehren des Gnostizismus. Sie wollten eine Trennung zwischen dem Schöpfer-Gott und dem Heiland-Gott herbeiführen. Damit zerstörten sie die Gnade.
So wie Gott am Ende von 2. Mose in die Stiftshütte einzieht und dann in 3. Mose aus dem Zelt spricht, so sehen wir, wie der Heilige Geist in 1. Timotheus 3 in der Versammlung wohnt und in Kapitel 4 über schlimme Sünden spricht, die in die Versammlung eindringen wollen.
Gottseligkeit ist ein Leben in der Gegenwart Gott, das Auswirkungen im Zeugnis hat.
Einteilung
Auflehnung gegen den Schöpfer-Gott (V. 1–5)
Das Bewahrungsmittel dagegen: die gute Lehre und ein Leben der Frömmigkeit (V. 6–10)
Der Dienst und das Auftreten des Timotheus (V. 11‒16)
Vers 1
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen: Hier geht es noch nicht um den allgemeinen Abfall in der bekennenden Christenheit, sondern um den Abfall einzelner bekennender Christen. Paulus warnt nicht nur, sondern prophezeit durch den Geist Gottes, dass Zeiten kämen, wo Menschen die eindeutigen Anweisungen des Wortes Gottes nicht mehr beachten. In Römer 11 finden wir eine Warnung an die Christenheit, doch hier geht es um Abfall vom Glauben. Diese Menschen geben den Eindruck, dass sie heiliger als Gott sind.
In späteren Zeiten: In 2. Timotheus 3 und 2. Petrus 3 ist von den letzten Tagen und in 1. Johannes 2 von der letzten Stunde die Rede. Johannes bezeichnet damit die gesamte christliche Haushaltung, beginnend mit dem Kommen und der Verherrlichung des Herrn Jesus. In gleichem Sinn spricht Paulus in 1. Korinther 10 vom Ende der Zeiten. Die letzten Tage sind die Zeitspanne, die dem Kommen des Herrn unmittelbar vorausgeht. Sie sind durch allgemeinen Verfall (oder Abfall) oder organisierten Abfall in der Christenheit gekennzeichnet.
Im Blick auf die späteren (oder: künftigen) Zeiten ist hier noch von einigen die Rede, die vom Glauben abfallen werden. Die Irrtümer finden wir im Gnostizismus und im Mönchswesen.
Von dem Glauben abfallen: der Glaube, hier mit Artikel, also die Glaubenswahrheit, die christliche Lehre. Stattdessen wenden diese Menschen sich dämonischen Lehren zu und achten auf betrügerische Geister. Es geht nicht nur um unterschiedliche Meinungen, auch nicht um Irrlehren, sondern um böse Lehren von Dämonen, und das unter dem Vorwand, das geistliche Leben auf eine höhere Stufe zu hieven. Sie sehen nicht, dass das Christentum Gott in seinen früheren Offenbarungen bestätigt. Gott hat sich als Heiland-Gott und Schöpfer-Gott offenbart.
Dabei kann man an katholische Irrlehren denken, die im 4. und 5. Jh. entstanden sind:
Die sieben Sakramente (Heiligungsmittel) – Taufe und Abendmahl, Kommunion, Buße, die letzte Ölung, Priesterweihe (Zölibat), Ehe
Die Stoffverwandlungslehre (Transsubstantiation)
Mariendienst – Maria als Mutter Gottes
Beten zu Heiligen und Verehrung von Reliquien (nahtloser Leibrock, Kruzifixe aus dem Holz des Kreuzes usw.)
Fegefeuer
Die letzte Ölung
Der Ablass (Kauf der Sündenvergebung durch Bußhandlungen oder Geld)
Betrügerische Geister und Lehren von Dämonen: Diese bösen Lehren stammen aus der unsichtbaren Welt. Es gibt somit hier drei Gruppen: (a) die Opfer des Irrtums, (b) die unsichtbaren Mächte des Bösen und (c) die betrügerischen Medien, die falschen Lehrer (siehe V. 2).
Die Lehren von Dämonen sind hier das Verbot zu heiraten und bestimmte Speisen nicht zu essen.