Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, Brüder! Amen: Paulus wünschte den Galatern nichts sehnlicher, als das die Gnade des Herrn Jesus Christus, der sie erlöste hatte, auch mit ihnen wäre, ja, mit ihrem Geist. Mochte die Gnade all ihr Denken beherrschen. Er sehnte sich nach der Wiederherstellung seiner Brüder. Für jeden ist es gut, dass das Herz befestigt werde durch Gnade (Heb 13,9).
AMEN
Anhang aus A. Remmers, Der Brief an die Galater, S. 6–8:
Einleitung
1. Empfänger und Zeit der Abfassung des Briefes
Die Galater waren ‒ wie die Ureinwohner des heutigen Frankreich ‒ Kelten, die im dritten vorchristlichen Jahrhundert Mazedonien und das mittlere Kleinasien (die heutige Türkei) überflutet hatten. Sie ließen sich in einem Gebiet nieder, dessen Mittelpunkt die Stadt Ankyra (heute Ankara) bildete. Im Jahr 25 v.Chr. wurde das Gebiet der Galater von den Römern zusammen mit den südlicheren Landschaften Pisidien, Teilen von Lykaonien und Phrygien zu der römischen Provinz „Galatien“ zusammengefasst.
Diese Mehrdeutigkeit der Namen „Galater“ und „Galatien“ macht es uns heute sehr schwer, festzustellen, wohin der Brief des Apostels Paulus gerichtet war. Da diese Frage nicht ohne Einfluss auf die Datierung des Briefes ist, wollen wir doch kurz darauf eingehen.
Eine Möglichkeit ist die, dass die Einwohner des ursprünglichen Galatien im Norden der später entstandenen römischen Provinz Galatien gemeint sind. Dann wäre Paulus wohl auf seiner sogenannten zweiten Missionsreise (Apg 16,6) dort gewesen, und bei dieser Gelegenheit wären dort Menschen zum Glauben gekommen. Ein zweiter Besuch des Apostels in dieser Gegend hätte dann auf seiner dritten Reise stattgefunden. Zu deren Beginn „durchzog er der Reihe nach die galatische Landschaft und Phrygien und befestigte alle Jünger“ (Apg 18,23). Aus Galater 4,13 können wir entnehmen, dass der Aufenthalt, der zur Entstehung der dortigen Versammlungen führte, möglicherweise durch eine Erkrankung des Apostels veranlasst wurde. Genaueres dazu später.
Über die Namen der Orte, die Paulus besuchte, kann in diesem Fall jedoch nichts gesagt werden, ebenso wenig über ihre Anzahl; der Brief richtet sich an mehrere Versammlungen. Überall, wo sonst im Neuen Testament von den galatischen Christen die Rede ist, geschieht das ohne Angabe der einzelnen Orte (1Kor 16,1; 2Tim 4,10; 1Pet 1,1). Die Abfassungszeit des Galaterbriefes könnte dann frühestens in die Zeit der dritten Missionsreise des Apostels fallen. (ca. 54–58 n. Chr.). Daraus schließen manche Ausleger, dass der Brief während über zwei Jahre seines über zwei Jahre dauernden Aufenthalts in Ephesus (Apg 19,2-10) geschrieben worden sei. Es könnte auch noch später gewesen sein, aber wohl nicht nach seiner Gefangennahme, da dieser Umstand in seinen Briefen sonst immer erwähnt wird (vgl. Eph 4,1; Phil 1,7; Kol 4,18; 2Tim 1,16; Phlm 1).
Andere Forscher vertreten demgegenüber die Auffassung, dass unter „Galatien“ die größere römische Provinz zu verstehen sei. In diesem Fall würden die Orte Ikonium, Lystra, Derbe und Antiochien in Pisidien dazugehören, die Paulus bereits auf seiner ersten Reise besucht hatte (Apg 13; 14). Dann wäre er auf seiner zweiten Reise in Begleitung des Silas (Apg 15,36 - 16,5) vom syrischen Antiochien aus durch Zilizien zunächst zu den auf der ersten Reise entstandenen Versammlungen gelangt und hätte sie im Glauben gestärkt (Apg 16,5).
Der Brief an die Galater wäre in diesem Fall wesentlich früher, d.h. wahrscheinlich aus Korinth, geschrieben worden. Dort hielt Paulus sich nach Apostelgeschichte 18,11 achtzehn Monate auf. Von dort sind wohl auch die beiden Briefe an die Thessalonicher geschrieben worden.
Für beide angeführten Theorien gibt es eine Anzahl von stichhaltigen Gründen. Es würde zu weit führen, diese einzeln anzugeben. Das Wesentliche für den gläubigen Bibelleser sind nicht die geschichtlichen Streitfragen, sondern die geistlichen Unterweisungen für Herz und Gewissen, die Gott uns durch Sein Wort gibt.