Behandelter Abschnitt Gal 5,19-21
Im folgenden Abschnitt geht es um eine Gegenüberstellung der Wirkungsweise des Fleisches im Menschen oder des Wirkens des Geistes Gottes. Man hätte erwartet, dass in Analogie zu dem Ausdruck „Werke des Fleisches“ es auch die „Werke des Geistes“ heißen würde. Auch heißt es nicht die „Früchte“, sondern die „Frucht“ des Geistes. Der Geist wirkt immer eine Einheit und nicht Teilbereiche.
Der Apostel beginnt zuerst mit einer Aufzählung der Werke des Fleisches. Sie sind überall offenbar. Sie geben sich geräuschvoll zu erkennen. Die Frucht des Geistes hingegen geschieht in einem stillen Wachstum.
Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinheit, Ausschweifung, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, 21 Neid, Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, wie ich auch vorhergesagt habe, dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden: In diesen beiden Versen folgt ein Katalog der Werke des Fleisches.
Es geht bei diesen Äußerungen des Fleisches hauptsächlich um sexuelle Unreinheit, dann um religiöse Sünden des Heidentums, schließlich um gestörte mitmenschliche Beziehungen allgemein und im Bereich der Versammlung und schließlich um Unenthaltsamkeit bezüglich Essen und Trinken.
Hurerei | porneiva | jede außereheliche Geschlechtsgemeinschaft, nicht zuletzt auch die Prostitution |
Unreinheit | ajkaqarsiva | alle Art moralischer Sünden, besonders aber sexuelle Sünden (Eph 5,3; 1Thes 4,7) |
Ausschweifung | ajsevlgeia | Zügellosigkeit, auch wieder besonders auf sexuellem Gebiet (2Pet 2,2.7.18). |
Götzendienst | eijdwlolatriva | Im buchstäblichen Sinn die Verehrung von Bildern und Kultgegenständen, wodurch dämonische Bindungen entstehen – im übertragenen Sinn eine Verehrung des eigenen Ichs, wodurch dem Herrn der Platz der Verehrung genommen wird |
Zauberei | farmakeiva | ursprünglich der Umgang mit Heilmitteln, später Gebrauch zu bösen und okkulten Praktiken – heute Rückkehr solcher Praktiken in der Heilkunde, nicht zuletzt Gebrauch von Drogen |
Feindschaft | ejvcqra | die feindliche Gesinnung eines Menschen, die sich in entsprechenden Handlungen zu erkennen gibt – das genaue Gegenteil von Liebe |
Hader | ejvriς | Dauernde Streitigkeiten, beständig aufflammende Zerwürfnisse – an anderen Stellen mit „Streit“ übersetzt |
Eifersucht | zh`loς | auch „Eifer“ (Joh 2,17; 2Kor 11,2) – auch „Neid“ (1Kor 3,3; 2Kor 12,20) |
Zorn | qumovς | auch „Wut“ (Lk 4,28; Eph 4,31) – plötzliche Ausbrüche des Fleisches. |
Zank | ejriqeiva | „Ein Wort, das fast nur im Neuen Testament vorkommt. Seine Bedeutung ist nicht ganz sicher. Einige wollen es von „ejvriς“ (Streit) ableiten und gelangen dadurch zu der Bedeutung „Streitsucht, Hader“. Andere leiten es von „ejvrithoς“ (Lohnarbeiter) ab, wobei dann der Sinn wäre: auf das Eigene bedacht sein, selbstsüchtig. Das Wort kommt im NT noch vor: „streitsüchtig“ (Röm 2,8); „Zänkereien“ (2Kor 12,20); „Streitsucht“ (Phil 1,17; Jak 3,14.16); „Parteisucht“ (Phil 2,3)“ (AR). |
Zwietracht | dicostasiva | Zwiespalt und Ärgernis |
Sekten | aiJvresiς | Gruppen um Personen oder Lehrmeinungen – dadurch wird die praktische Einheit unter Gläubigen zerstört (2Pet 2,1) |
Neid | fqovnoς | Jemand anders das nicht gönnen, was er besitzt, sei es an materiellen oder geistigen/geistlichen Gütern |
Totschlag | alte Handschriften haben diesen Zusatz nicht | |
Trunkenheit und Gelage | mevqh – kw`moς | Laster der Unbeherrschtheit – in unserer Wohlstandsgesellschaft vermehrt anzutreffen, auch bei Christen |
Und dergleichen: Diese Aufzählung ist keinesfalls vollständig. Doch reichen sie nicht aus, den hässlichen Charakter des Fleisches deutlich zu machen? Sahen die Galater jetzt, wohin sie das Gesetz brachte? Offensichtlich hatte sich bei ihnen einiges eingeschlichen, das nicht gut war.
Die, die solches tun: wörtlich: die das Tuenden. Es ist ihr Wesen, ihr Charakter. Es sind Ungläubige. Es ist sehr ernst, dass Gläubige diese Dinge auch tun.
Das Reich Gottes nicht erben werden: Es sind nicht nur die Charakterzüge des Fleisches, sondern der Menschen, die keinen Anteil haben am Reich Gottes. Kein Gläubiger wird dadurch gekennzeichnet, obwohl er in diese Dinge hineinfallen mag (Kap. 6). Im Reich Gottes gilt das Gesetz der Liebe und des gegenseitigen Dienstes.