Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen: Wiederum spricht der Herr eine zentrale Wahrheit aus, die an Vers 3 anschließt. Nun sagt der Herr Jesus, dass die neue Geburt aus Wasser und Geist geschieht, aus einem neuen Ursprung. Warum gebraucht der Herr hier eine symbolische Sprache, jedenfalls was den Ausdruck „Wasser“ betrifft? Der Herr knüpft zweifellos an das an, was Nikodemus „wusste“: siehe Hesekiel 36,24-25 und Jesaja 44,3; vgl. Psalm 73,1 „reinen Herzens“ (vgl. auch Jer 31,33-34). Der Herr spricht ja über irdische Dinge. Hesekiel 36 zeigt, dass der Mensch ein neues Herz und einen neuen Geist braucht.
Wasser, ein Bild der Taufe?
Im allergrößten Teil der Christenheit versteht man unter dem Wasser die Taufe. Kurz nach den Tagen der Apostel hat man angefangen, diesen Vers auf die Taufe zu beziehen.
Die Römische Kirche begründet auf diese Weise die Vergebung der Erbsünde und Empfang neuen Lebens. Es ist absurd, in dem Wasser die christliche Taufe sehen zu wollen.
Taufe ist ein Bild des Todes, hier spricht der Herr über die neue Geburt, also über Leben.
Siehe zu Wasser als Bild der Reinigung: Joh 13,1-10; 15,3, Eph 5,26; Jak 1,18; 1Pet 1,23; vgl. „gezeugt durch das Evangelium“ (1Kor 4,15).
Wenn man durch die Taufe neues Leben empfangen würde, wären alle Gläubigen des Alten Testamentes verloren, auch der Schächer am Kreuz, ebenfalls die elf Jünger, da sie nicht mit der christlichen Taufe getauft worden sind.
Wenn die Taufe lebensnotwendig ist, warum erwähnt der Herr sie dann nicht in Vers 6?
Das Entscheidende bei der neuen Geburt ist der Geist, Er wirkt durch das Wort (Wasser); die bloße Handlung bewirkt nichts. Einerseits bekehrt sich der Mensch, andererseits wirkt Gott gleichzeitig die neue Geburt.
„Wasser ist daher ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigende Kraft, doch angewandt durch den Heiligen Geist. In den Kapiteln 4 und 7 finden wir lebendiges Wasser, was dasselbe bedeutet: der Nachdruck liegt jedoch auf dem Heiligen Geist, der das Wort lebendig macht (4,10–14; 7,37–39)“ (HLH).
In das Reich Gottes eingehen: Das ist das Reich Gottes in dieser Zeit, nicht in der Zukunft:
Wenn es heißt: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen“, spricht Er offensichtlich von einem Reich, in das wir jetzt eingehen. Denn Johannes spricht nicht darüber als eine Sache von bloßer äußerer Manifestation, sondern gibt eine tiefere Offenbarung des Reiches, wie es jetzt besteht, in das jeder eingeht, der aus Gott geboren ist, und das jetzt entfaltet wird mit seinen himmlischen und seinen irdischen Dingen“ (WK, Lectures on the Gospel of Matthew, S. 366).