Einleitung
Nun führt uns Gott zum letzten Tag des Herrn Jesus – es geziemt uns, unsere Schuhe auszuziehen.
Wir finden hier viele Dinge, die wir in den anderen Evangelien nicht finden (Räuber am Kreuz, Frauen, die wehklagen, Verhör vor Herodes).
Öfter ist einfach von dem Menschen die Rede (23,4.6.14.47). Er war der vollkommene Mensch Gottes
Er ist rein, heilig, vollkommen: Pilatus muss aussprechen, dass der Herr Jesus unschuldig war (23,4.14.22); auch Herodes (23,15); der Räuber am Kreuz (23,41); der Hauptmann (23,47).
Matthäus schreibt an die Juden, Markus schreibt an die Römer, Johannes schreibt an den gesamten Kosmos, Lukas schreibt an die Griechen, an die gelehrte Welt. Deshalb wird auch Herodes – Vierfürst von Galiläa – besonders erwähnt.
Nicht nur die Juden waren schuldig am Tod des Herrn Jesus, sondern auch die Nationen, obwohl Pilatus wusste, dass Er unschuldig war.
Der Herr ist für die ganze Erde gekommen, Er ist von der ganzen Erde für schuldig erklärt worden.
Einteilung
Anklage vor Pilatus und Herodes (V. 1‒12)
Freilassung für Barabbas - Todesurteil für Jesus (V. 13‒25)
Der Weg zum Kreuz (V. 26‒32)
Golgatha – die Kreuzigung Jesu (V. 33‒43)
Golgatha – der Tod Jesu (V. 44‒49)
Die Grablegung Jesu (V. 50‒56)
Vers 1
Und die ganze Menge von ihnen stand auf, und sie führten ihn zu Pilatus: Offensichtlich ist es jetzt das gesamte Synedrium (und die Tempelpolizei?), das den Herrn zu Pilatus21 bringt. Das Todesurteil war ausgesprochen. Es war ihnen seit einigen Jahrzehnten aber verboten, die Todesstrafe zu vollstrecken. Sie führten Ihn nun zu Pilatus, damit dieser Ihn zur Kreuzigung freigab.
Aus Johannes 18,28-32 wissen wir, dass die Juden selbst das Prätorium, den Sitz des römischen Statthalters, nicht betraten, um sich nicht zu verunreinigen, weil sie das Passah feiern wollten. Pilatus geht zu ihnen hinaus und fragt nach der Anklage. Ihr Antwort: ein Übeltäter! Pilatus will, dass die Juden Ihn selbst richten.
21 Statthalter von Palästina (26–36 n. Chr.). Im Gegensatz zu vorherigen Statthaltern errichtete er das Hauptquartier der Armee in Jerusalem statt in Cäsarea. Die Soldaten brachten ihre Feldzeichen mit sich, was für die Juden ein großer Anstoß war. Diese gingen in Scharen zu Pilatus, und als er bemerkte, dass sie lieber in den Tod gehen würden als aufzugeben, befahl er, dass die Feldzeichen entfernt werden sollten. In seinem Palast zu Jerusalem ließ er auch einige goldene Schilde anbringen, auf denen die Namen heidnischer Götter standen. Diese wurden auf Befehl des Tiberius hin entfernt. Schließlich nahm er Geld aus dem Tempelschatz, dem so genannten Korban, um ein Aquädukt für das öffentliche Wohl zu bauen. Dies verursachte jedoch einen Aufstand, welchen er blutig niederschlug. Die Schrift sagt auch, dass er das Blut einiger Galiläer mit ihren Schlachtopfern vermischt hatte (Lk 13,1).
Seine Bosheit erreichte in dem Prozess und der Verurteilung des Herrn ihren Gipfelpunkt. Er erklärte mehrere Male, dass er keine Schuld an ihm fände. Zudem erhielt er eine Warnung von seiner Frau. Nach dem letzten Gespräch mit dem Herrn wird gesagt, dass Pilatus „suchte (…) ihn freizulassen"(Joh 19,12). Angesichts des Geschreis der Feinde des Herrn überlieferte er ihn jedoch, damit er gekreuzigt würde. Dies zeigt seinen extrem gemeinen Charakter und seine Ungerechtigkeit. Dass er vor der Menge seine Hände wusch und dann sagte: „Ich bin schuldlos an dem Blut dieses Gerechten, seht ihr zu" (Mt 27,24), beweist, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und sich sinnloserweise mit seinen eigenen Lippen verurteilte. Für ihn gilt ebenso wie für Judas, dass es für ihn besser gewesen wäre, wenn er nicht geboren worden wäre, obwohl die Führer der Juden, die den Herrn überlieferten, die größere Sünde begingen, da sie ja seine Wunder gesehen und sein Wort gehört hatten (Mt 27,2; Apg 4,27; 1Tim 6,13).
Infolge von Beschwerden seitens der Samariter wurde Pilatus nach Rom gerufen, um vor dem Kaiser Rechenschaft abzulegen. Er wurde verbannt und beging schließlich Selbstmord. Pilatus ist ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie Satan die durch ihn Betrogenen zur Sünde verleitet und sie dann zu ihrer eigenen Vernichtung antreibt.
In der Vergangenheit wurde intensiv nach Schriftstücken gesucht, die von Pilatus verfasst worden waren und möglicherweise Hinweise auf den Tod des Herrn Jesus enthalten. So wurde schon früh behauptet, dass Pilatus einen Bericht über die Hinrichtung an Kaiser Tiberius geschickt habe. Dieser Brief, wenn es ihn denn gegeben hat, ist jedoch verloren gegangen. Bei den so genannten Pilatusakten handelt es sich um eine apokryphe Schrift, die aber nicht von Pilatus verfasst worden ist [Anm. d. Red.: Der letzte Absatz dieses Artikels weicht vom englischen Original ab, da die dort gemachten Angaben nicht mehr mit heutigen Forschungsergebnissen übereinstimmen] (Quelle: www.bibelkommentare.de).↩︎