Behandelter Abschnitt Mt 15,1-2
Einleitung
Das Judentum (jüdisches Lehrsystem) ist durch das Gesetz Gottes und die daraus hervorgekommene Kultur entstanden. Weil es zu einer äußeren Religion geworden war, wurde es zu einem Instrument der Macht Satans. Es ist eigentlich der Pharisäismus, genau das, was auch heutzutage das Judentum ausmacht.
Es geht um die Überlieferungen (Traditionen) contra dem Wort Gottes, um Menschengebote contra den Geboten Gottes. Das ist Gesetzlichkeit, Hinzufügen zur Schrift.
Die Vertreter dieses Systems sind Heuchler. – „Verblendet durch gesetzliches Formenwesen, haben sie jede Wahrnehmung für das mächtige Wirken göttlicher Gnade verloren“ (FBH).
Einteilung
Tradition und Verunreinigung (V. 1‒20)
Die kanaanäische Frau (V. 21‒28)
Weitere Heilungen (V. 29‒31)
Der Herr ist innerlich bewegt und speist die Tausende Israels (V. 32‒39)
Verse 1.2
Dann kommen Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem zu Jesus und sagen: Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen: Die Verwerfung Christi macht Fortschritte. Pharisäer und Schriftgelehrte kommen von Jerusalem. Die geistliche Führerschaft des Volkes will den Herrn angreifen. Stattdessen werden sie in seiner Gegenwart offenbar. Die Ursache ihrer religiösen Blindheit wird offenbar: Traditionen stehen bei ihnen über dem Wort Gottes. Das eine ist von Menschen, das andere von Gott.
Überlieferung [paravdosiς]: FN bei JND: the tradition of the elders. Die Überlieferungen sind im Talmud zusammengefasst.
Das ganze Überlieferungsgut, das wir Talmud nennen, ist zwar auf der Grundlage der Thora und der Propheten gewachsen, und doch waren es gerade diese Traditionen, die bei der Verwerfung Jesu von Nazareth den Ausschlag gaben ... Es entstanden Schulen von Gelehrten, die anfingen, das Gesetz zu deuten, zu lehren und ihren Schülern zu vermitteln. Das geschah aber nur mündlich, und man nannte all dieses Gelehrte die mündliche Thora oder Lehre, weil man sehr viel Ehrfurcht vor der geschriebenen Lehre hatte, also vor der Thora – den fünf Büchern Mose –, die Mose direkt von Gott empfangen hatte. Man wagte es nicht, irgendetwas Geschriebenes neben die geschriebene Offenbarung zu stellen.
So reichte man diese Lehren von Generation zu Generation mündlich weiter. Die Lehrer brachten sie ihren Schülern bei, die sie auswendig lernten. Diese gaben sie ihrerseits der nächsten Schülergeneration weiter. So hatte man die ganze so genannte mündliche Thora in der Weise im Gedächtnis präsent. Wenn wir das Neue Testament lesen, merken wir, wie die mündliche Thora bereits für das Judentum zu einem Hindernis wurde, Jesus von Nazareth anzunehmen. Eine bekannte Stelle, die uns das deutlich macht, ist Matthäus 15,1-6.“ [Das Niederschreiben der mündlichen Thora begann im 1. Jahrhundert. Dadurch entstand die Mischna (= Wiederholung)]. „Die Mischna umfasst sechs Ordnungen (oder Sedarim), die ihrerseits in Traktate unterteilt sind. Diese sechs Ordnungen wurden dann im Lauf der nächsten drei bis vier Jahrhunderte ihrerseits weiter kommentiert. Dieser Kommentar über die Mischna – die niedergeschriebene, mündliche Thora – heißt Gemara (= Vervollständigung). Beide Teile zusammen, die zuerst entstandene Mischna und die danach entstandene Gemara, der Kommentar über die Mischna, bilden zusammen den Talmud (auf Deutsch: Lehre) (B. Peters, Weltreligionen).
Wiederum gibt es eine starke Tendenz, unsere eigene frühere Praxis zu verallgemeinern, und wenn ein neues Übel auftritt, auf dem zu beharren, was vorher oder im Allgemeinen getan wurde, ohne Gott erneut zu befragen und sein Wort im Hinblick auf den tatsächlichen Fall vor uns und unsere eigene Verantwortung zu untersuchen. Der Geist der Abhängigkeit ist nötig, um mit Gott in rechter Weise zu wandeln. Es gibt im geschriebenen Wort Gottes das, was jedem Anspruch gerecht wird; aber jeder Fall sollte eine erneute Gelegenheit sein, dieses Wort in der Gegenwart dessen, der es gegeben hat, zu untersuchen. Die Menschen wollen mit sich selbst im Einklang sein und an früheren Meinungen und Praktiken festhalten. (W. Kelly).
Lasst uns Acht haben, dass wir nicht in denselben Fallstrick geraten. Wir können uns dankbar der Belehrungen von Dienern Gottes bedienen, und wenn wir sie recht nutzen, führen sie uns zum Urquell zurück, und das ist die Schrift selbst. Es würde nicht schwer sein, die Belehrungen der besten Diener Gottes in eine Art Talmud umzuwandeln. Aber dann würden sie für uns gleichsam eine Nebelwand sein, hinter der das reine Wort Gottes verborgen wäre, gleichwie der Talmud vor dem jüdischen Verständnis die wahre Bedeutung des Alten Testaments verbirgt (F. B. Hole).
Waschen: Es geht hier nicht um das hygienische Säubern der Hände, sondern um ein rituelles Abspülen der Hände vor und nach den Mahlzeiten.
Die Alten: Gesetzeslehrer seit der Zeit der babylonischen Gefangenschaft.
Brot: Bei den jüdischen Mahlzeiten bildete das Brot den Hauptbestandteil des Essens.