Dann nimmt der Teufel ihn mit in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels: Der Teufel nimmt den Herrn jetzt mit aus der Wüste nach Jerusalem und stellt Ihn auf die Zinne des Tempels. Obwohl der Herr der Schöpfer des Teufels ist, der sich so gegen Gott aufgelehnt hat, akzeptiert der Herr als demütiger Mensch diese Führung! Kelly nennt die Versuchung in den Versen 5–7 die religiöse Versuchung
Die Zinne des Tempels:
The pteruvgion is „the wing of the Temple”; note the article: not some wing but the one specifically so called. The diminutive has lost its force in the Greek. This „wing“ was most likely the one from which James was thrown down, Acts 12:2; Eusebius 2, 23. This was a part of the outer wall that encircled the entire Temple area. The most acceptable location is the stoaV basilikhv or royal porch on the south wall, a deep ravine lying between it and the opposite suburbs; others think of the east wall along Solomonʼs Porch where the drop is 400 cubits or 600 feet. Josephus describes both locations in Ant. 15, 11, 5, and the latter also in 20, 9, 7. Not a word is said about people in the Temple courts, before whom Jesus was to make a display by throwing himself from a great height and remaining unharmed. This idea, which is wholly foreign to the text and contrary to the very nature of the second temptation, has led some to think of the roof parapet or of the roof gable of the Sanctuary (R. C. H. Lenski, St. Matthew’s Gospel [Minneapolis] 1964).
Die erste Versuchung bezieht sich auf die natürlichen Bedürfnisse. Die zweite hat es mit einem falschen Gebrauch des Wortes Gottes zu tun. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Anerkennung der Verbalinspiration.
Wie sorgfältig sollten wir im Blick auf Zitate der Schrift sein. Wie wenig sind wir es tatsächlich häufig! Wird die Schrift nur ein wenig verdreht, so wird die Autorität Gottes auf eine Lüge gegründet und unser Glaube an das Wort kann uns dazu führen, eine Beute des Feindes zu werden (FWG).‘ʼ
Und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest.“: Wieder greift Satan die Sohnschaft Christi an und gründet seine Versuchung nun auf das Wort Gottes. Er zitiert Psalm 91, der vom Messias handelt, lässt aber in Vers 11 den Mittelsatz „dich zu bewahren auf allen deinen Wegen“ weg. Satan will den Herrn veranlassen, dieses Wort gleichsam „auszuprobieren“. Würde Gott zu seiner Verheißung stehen? Selbstverständlich! Das braucht nicht erwiesen zu werden. Bewahrung gibt es nur bei Gehorsam.
Jesus sprach zu ihm: Wiederum steht geschrieben: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.“: Was für ein Schauspiel wäre es gewesen, wenn der Herr sich von der Zinne des Tempels hinabgeworfen hätte. Viele hätten Ihn als den Messias aufgrund solch eines Wunders angenommen. Es war nicht die Zeit und auch nicht der Weg Gottes für den Messias, sich in solch einer Weise zu offenbaren. Das war eine Versuchung für Ihn. Wie oft sind wir ungeduldig, wenn Gott uns auf einen Weg der Demütigung führt.
Der Herr hätte nun mit Satan über die falsche Anwendung der Stelle diskutieren können, das Weglassen des Mittelsatzes, doch Er tut das nicht, sondern antwortet Satan wieder mit einem Schriftwort, und zwar aus 5. Mose 6,16 mit Bezug auf die Begebenheit in 2. Mose 17. Dort hatte das Volk den Herrn versucht, indem es die Anwesenheit des Herrn in Frage stellte. Wie oft hatte Gott bewiesen, dass Er in ihrer Mitte war. Er hatte ihnen bereits die Wolken- und Feuersäule gegeben (2Mo 13,21). Das Anzweifeln der Aussprüche und Zusagen und Verheißungen Gottes ist purer Unglaube. Das Volk hatte den Herrn durch Götzendienst gereizt, und sie hatten sich geweigert, seinen Willen zu tun. Es ist keine Frage offenbarer Sünde, sondern des Unglaubens, des mangelnden Vertrauens auf seine Güte und seine Gegenwart – Unglaube an sein Wort, dass Gott für uns ist.
Wiederum nimmt der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg und zeigt ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit: Nun sagt der Teufel nicht: „Wenn du Gottes Sohn bist.“ Nun richtet sich seine Versuchung darauf, dass der Herr wahrhaftig Mensch ist, der Sohn des Menschen. Vers 5 begann mit „Dann“. Das zeigt, dass Matthäus hier der chronologischen Ordnung folgt, wohingegen Lukas an dieser Stelle statt „dann“ ein „und“ hat.
Der Teufel führt den Herrn auf einen sehr hohen Berg. Der Berg ist das Symbol eines Reiches, der Herrschaft (5,1). Soll der Herr von diesem Berg aus Herrscher über alle Reiche der Welt werden? Welcher Mensch würde dieser Versuchung zum Hochmut widerstanden haben? Wie viele sind Versuchungen dieser Art erlegen! Doch nicht der Herr. Er bleibt auf dem Weg der Demut, den Er ab Kapitel 3,13 öffentlich beschritten hat und selbstverständlich auch in seinem ganzen Leben zuvor. Auf diese Weise wollte Er nicht König werden. Er ging den Weg der Demütigung und der Leiden. Er wollte durch Leiden in seine Herrlichkeit eingehen (Lk 24,26). Folgen wir Ihm auf diesem Weg? Wir neigen zum Herrschen, das Dienen fällt uns schwer. Wie eng ist die Verbindung zwischen dem Herrschen und Hochmut. Vergleiche die Versuchung des Herrn hier auf dem sehr hohen Berg mit der Erscheinung in Herrlichkeit ebenfalls auf einem sehr hohen Berg (Kap. 17,1–8).
Der Teufel eröffnet dem Herrn die Möglichkeit ohne zu leiden zu herrschen. Als Sohn des Menschen würde Er einmal über alle Reiche der Welt, ja, über das ganze Universum herrschen (Ps 8). Doch der Preis zu herrschen, wäre die Anbetung Satans gewesen. Satan versucht, von Leiden abzuhalten. Satan sagt, dass ihm die Reiche übergeben seien. Das stimmt nicht, er hat sie an sich gerissen.
Und sprach zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest: Jetzt ist der ganze verdorbene, verführerische Charakter des Teufels offenbar. Er sucht Anbetung für sich selbst.
Da spricht Jesus zu ihm: Geh hinweg, Satan! Denn es steht geschrieben: „Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten und ihm allein dienen.“: Jetzt nennt der Herr den Teufel Satan.4 Bis jetzt hat der Herr sich demütig und sanftmütig all den Versuchungen als der gehorsame Mensch und der treue Israelit unterzogen. Doch in diesem Punkt, wo Satan versucht, Anbetung zu erheischen, tritt der Herr ihm entgegen. Und das wieder mit einem Wort aus 5. Mose. Anbetung und Dienst gebühren allein Gott. Das ist der Weg des vollkommenen Gehorsams. Ist es nicht unfassbar, dass ein Geschöpf – Satan – den Schöpfer auffordert, Ihn anzubeten?
Nachdem die Versuchungen vollendet sind, befiehlt der Herr dem Satan, wegzugehen. Der Teufel kann nicht anders, als diesen demütigen, abhängigen Menschen anzuerkennen und verlässt den Herrn. Allein mit dem Wort Gottes hat der Herr den Teufel geschlagen. Die Niederlage des Teufels ist vollständig.
Dann verlässt ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herzu und dienten ihm: Der Teufel hat keinen Anknüpfungspunkt in Ihm gefunden. Er verlässt Ihn. Engel dienen Ihm. 40 Tage hatte Er gefastet! Gott hat die Versuchung zugelassen. Der Herr ist das Vorbild jedes Dieners.
Zusammenfassung der Verse 1‒11
Erste Versuchung (Brot zu Steinen)
Zuerst wird der Herr Jesus als der geliebte Sohn des Vater anerkannt (3,17).
Erst danach führt der Geist Ihn in die Wüste. Dort fastet der Herr aktiv.
Mose war 40 Tage bei Gott auf dem Berg ‒ Gott erhielt ihn aufrecht.
Der 40 Tage in der Gegenwart Satan ‒ völlig ausgehungert.
Der Teufel stellt die Beziehung Jesu zu Gott infrage: Wenn du ... das macht er auch bei uns als Kindern Gottes
Als Teufel versucht listig ‒ als Satan ist der große Widersacher
Der Herr bezieht sich auf 5. Mose 8,3, wo es um das Manna geht. Gott versorgte das Volk, mehr brauchte es nicht.
Der Herr wartet auf Gott, bis Er eine Weisung bekommt.
Wichtiger ist das täglich Lesen des Wortes Gottes.
Zweite Versuchung (Zinne des Tempels)
Wenn du Gottes Sohn bist ‒ jetzt führt der Teufel Ihn in die heilige Stadt
Nun sagt der Teufel: Hier ist ein Wort Gottes für dich (Ps 91,11.12)
Verdrehung der Schrift diskutiert der Herr nicht – Er hat ein anderes Wort Gottes (5Mo 6,16; vgl. 2Mo 17,7: Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?).
Dann nimmt ihn der Teufel mit: Reihenfolge der 2. und 3. Versuchung: Matthäus ist historisch, Lukas hat eine moralische Ordnung: natürlich ‒ weltlich ‒ religiös.
Dritte Versuchung (Alle Reiche der Welt)
Hier ist sofort deutlich, dass nichts außer Gott angebetet werden darf.
Geh hinter mich Satan: jetzt ist Satan entlarvt (vgl. Mt 16,23)
Diese Versuchungen sind ein großes Beispiel für uns: Wollen wir nur dem Willen Gottes, seinem Wort folgen?
Fragen zu diesem Abschnitt:
Warum wird der Herr Jesus versucht, wenn nach Jakobus 1,13 Gott nicht vom Bösen versucht werden kann?
Was war der Zweck oder das Ziel der Versuchung, wenn vorher schon feststand, dass der Herr Jesus nicht unterliegen würde?
Adam war ohne Sünde und mit einem freien Willen geschaffen. Der Herr Jesus wird als der letzte Adam bezeichnet. Auch er hatte einen freien Willen und war sündlos. Worin besteht der Unterschied zwischen dem ersten und dem letzten Adam?
Warum ist die Reihenfolge der zweiten und dritten Versuchung in Matthäus und Lukas vertauscht?
Zwischen Kapitel 4,11 und 4,12 fallen die Ereignisse, die in Johannes 1-4 beschrieben werden. In Johannes 3,23 war Johannes noch frei und taufte. Möglicherweise wird in Johannes 4,45 sein Kommen nach Galiläa beschrieben, von dem Matthäus in Kapitel 4,12 berichtet.
Im Johannesevangelium sehen wir den Herrn Jesus von Anfang an verworfen. Dort führt Er einzelne Schafe aus dem Judentum heraus und gibt ihnen neue Namen. Matthäus beschreibt den Herrn als den Ewigen, den Messias, der Wunder wirkt und die Prophezeiungen erfüllt. Er macht sich mit denen eins, die den wahren Überrest in Israel bilden.
Als er aber gehört hatte, dass Johannes überliefert worden war, zog er sich nach Galiläa zurück: Nicht genug, dass der Herr sich in Kapitel 3 durch die Taufe dem Überrest beigesellt, hier zog Er sich, nachdem Er gehört hatte, dass Johannes überliefert worden war, nach Galiläa zurück. Wenn die Obersten des Volkes Johannes, der sie so deutlich entlarvt hat (3,7–12), ins Gefängnis werfen, so haben sie das Reich der Himmel und damit auch den König bereits verworfen. Auch diese Demütigung nimmt der Herr an und begibt sich vom Zentrum des jüdischen Gottesdienstes nach Galiläa. Galiläa war der am meisten verachtete Landstrich in Israel. Dadurch erfüllt Er die Prophetie.
Vor der Gefangennahme hatte Jesus bereits Jünger, denn Er besuchte Judäa, als Johannes noch nicht ins Gefängnis geworfen worden war (Joh 3,24).
Behandelter Abschnitt Mt 4,13-15
Das Zitat aus Jesaja zeigt uns einen bemerkenswerten Zusammenhang. Weil das Volk nicht auf die Stimme des Herrn hörte, war der Zorn des Herrn gegen sein Volk entbrannt und seine Hand gegen es ausgestreckt. Er hatte es geschlagen (Jes 5,25). Inmitten des Gerichtshandelns Gottes sah Jesaja den Herrn Jesus5 auf hohem und erhabenem Thron (Jes 6). Gott handelt in seiner eigenen Herrlichkeit. In Kapitel 7 kündigt Gott die übernatürliche Geburt des Messias an. Kapitel 7 offenbart die große Tatsache seiner Menschwerdung. Der König der Herrlichkeit, der Herr der Heerscharen, würde als ein Kind geboren werden, und zwar von einer Jungfrau. Kapitel 8 zeigt, dass Israel sich nicht um die Geburt des Kindes kümmert, sondern dass sie es verachten und verwerfen.
Kapitel 8 zeigt anschließend einen göttlichen Überrest, der mehr und mehr in der Mitte eines schrecklichen Zustandes der Dinge in Israel isoliert wird, der mit den Heiden verbunden sein wird, eine Art Konföderation. Israel wird den Platz völligen Unglaubens einnehmen; die Bewohner Judas werden die Führer in dieser Auflehnung gegen Gott sein. Doch was wird er in der Mitte all dessen tun? 'Binde das Gesetz zu, versiegle das Gesetz unter meinen Jüngern. – Und ich will auf Jehova harren, der sein Angesicht verbirgt vor dem Hause Jakob, und will auf ihn hoffen. Siehe, ich und die Kinder, die der Herr mir gegeben hat, wir sind zu Zeichen und zu Wundern in Israel, vor dem Herrn der Heerscharen, der da wohnt auf dem Berge Zion.‘ Also eine allerdeutlichste Aussage, dass Gott Gefallen daran hat, einen kleinen Überrest in der Mitte seines eigenen Volkes zu haben. Wenn Israel den Messias verwirft, wird ein abgesonderter Überrest erscheinen, und schließlich wird der Segen in all seiner Fülle und Gnade kommen. Doch es würde eine kleine, verachtete Angelegenheit im Anfang sein; dies ist genau der Umstand, den unser Herr nun offenbar machte.“ Und wenn sie zu euch sprechen werden: Befragt die Totenbeschwörer ... sollte nicht ein Volk seinen Gott befragen? soll es für die Lebenden die Toten befragen? Zum Gesetz und zum Zeugnis! Wenn sie nicht nach diesem Worte sprechen, so gibt es für sie keine Morgenröte.‘ So fährt die Prophezeiung fort mit den Versen 21 und 22 (W. Kelly, frei übersetzt).
Und er verließ Nazareth und kam und wohnte in Kapernaum, das am See liegt, im Gebiet von Sebulon und Naphtali, 14 damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: 15 „Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen: Der Herr verlässt Nazareth, weil sie Ihn ermorden wollten (Lk 4,16-30). Kapernaum ist das Dorf (Kaff des Nahum, „Stadt des Trostes“), eine Ortschaft am See Genezareth. Sie war der Mittelpunkt des Wirkens Jesu. Matthäus nennt sie „seine Stadt“ (9,1; 11,23; Mk 2,1).
Sebulon und Naphtali: Dies war die Gegend, die zuerst verächtlich gemacht wurde. Der erste Einfall Syriens geschah in diesem Gebiet (1Kön 15,20). Als Assyrien ins Land einfiel und die Bewohner des Nordreiches in Gefangenschaft führte, war zuerst dieser Landstrich betroffen (2Kön 15,29). Sebulon heißt: Wohnung (göttlicher Personen), und Naphtali: mein Kampf. Sebulon zeigt uns im Segen Jakobs (1Mo 49,13) wie sich Israel mit den Völkern verbindet. Das ist charakteristisch für ganz Israel.
Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land und im Schatten des Todes sitzen – Licht ist ihnen aufgegangen“: In gewisser Weise war die Finsternis hier am größten (Jes 8,21.22). Das ist immer der Fall, bevor die Morgenröte kommt. Die moralische Finsternis der Führer des Volkes war sehr groß. Wie traurig war der politische Zustand des Landes: beherrscht von den Römern. Das große Licht ist zur Beherrschung des Tages (1Mo 1,16). Es gibt kein größeres Licht auf der Erde.
Die Bewohner dieser Gegend sprachen einen chaldäischen Dialekt. Sie wurden von Judäa und Jerusalem verachtet (vgl. Joh 7,52). Der Messias macht sich darin erneut eins mit den Elenden der Herde.
Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen: Die öffentliche Predigt Jesu beginnt mit den gleichen Worten wie die des Johannes (Mt 3,2). Hier finden wir weder ein Gespräch mit Nikodemus noch mit der samaritischen Frau wie im Johannesevangelium. Matthäus lässt aus, was Lukas in 4,14–30 beschreibt.
Als er aber am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer: Hier beruft der Herr vier Jünger. Petrus und Andreas kamen in Johannes 1,35-42 zum Glauben, zur Bekehrung, hier werden sie zum Dienst berufen (vgl. Lk 5). Der Herr bildet hier den Kern des jüdischen Überrests, denen Er seine Offenbarungen, sein Zeugnis, anvertrauen wollte: „Binde das Zeugnis zu, versiegle das Gesetz unter meinen Jüngern“ (Jes 8,16). Der Herr beruft einfache Männer und knüpft an ihren Beruf an: Fischer Menschenfischer.
Und er spricht zu ihnen: Kommt, folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen: Kommt mir nach. Nachfolge ist das erste im Dienst für den Herrn. Das zweite ist, was der Herr tut: Er macht sie zu Menschenfischern.
Sie aber verließen sogleich die Netze und folgten ihm nach: Gehorsam ist das entscheidende für die Jüngerschaft.
Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze ausbesserten; und er rief sie: Johannes und Jakobus werden beim Ausbessern der Netze berufen. Petrus und Andreas beim Auswerfen der Netze. Das wird auch typisch sein für ihren Dienst.
Sie aber verließen sogleich das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach: Sie verlassen nicht nur das Schiff, sondern auch ihren Vater (vgl. Mt 10,37; 19,29). Die Jünger kannten den Herrn bereits. Sie hatten durch Ihn neues Leben empfangen. Sie erkannten völlig seine Autorität über ihr Leben.
Behandelter Abschnitt Mt 4,23-25
Und [Jesus] zog in ganz Galiläa umher, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk. 24 Und die Kunde von ihm ging aus nach ganz Syrien; und sie brachten zu ihm alle Leidenden, die von mancherlei Krankheiten und Qualen geplagt waren, und Besessene und Mondsüchtige und Gelähmte; und er heilte sie. 25 Und es folgten ihm große Volksmengen von Galiläa und der Dekapolis und Jerusalem und Judäa und von jenseits des Jordan: Zusammenfassung des Dienstes Jesu und Überleitung zur Lehre des Reiches der Himmel (Kap. 5–7).
Galiläa ist der Wirkungskreis.
Er lehrt in den Synagogen und predigt das Evangelium.
Er heilt jede Krankheit und jedes Gebrechen.
Sein Ruf erschallt über Israel hinaus in ganz Syrien, Er heilt auch dort alle Kranken (mit Krankheiten und Qualen Behaftete, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte).
Große Volksmengen von Galiläa, von der Dekapolis (im Nordosten Israels, Jerusalem, Judäa und jenseits des Jordan folgen Ihm
Zusammenfassung Verse 12‒25
Johannes ist überliefert ‒ der Herr zieht von Nazareth nach Kapernaum
Erfüllung von Jesaja 8,23; 9,1
Die Berufung der beiden Jünger Petrus und Andreas ‒ „Kommt, folgt mir nach!“
dto. Jakobus und Johannes ‒ „er rief sie“
Praxis
Zu Petrus und Andreas sagt der Herr: Kommt, folgt mir nach!
Der Herr benutzt die Fähigkeiten (persönlich und beruflich) ‒ Fischer Menschenfischer
Die beiden anderen Jünger verlassen das Schiff und ihren Vater ‒ Wer Vater und Mutter und seine eigene Frau mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig (Mt 10,37; 19,29)
Behandelter Abschnitt Mt 5,1-2
Einleitung
Kennzeichen der Bergpredigt
sie richtet sich an die Jünger (also an Gläubige) – die Vermischung von Gläubigen und Ungläubigen in diesem Reich finden wir erst ab Kapitel 13 (siehe V. 20).
Gott ist der Vater der Jünger; 17-mal in Kap. 5–76.
die Verwerfung des Königs wird vorausgesetzt; das Reich ist zukünftig (5,3)
es geht um ein Leben in Gerechtigkeit (V. 20).
Der Herr war in erster Linie ein Lehrer. Die Kapitel 5–7: die Lehre des Reiches der Himmel. Vor der Einführung von etwas Neuem finden wir zuerst die Lehre, dann Bestätigung der Lehre durch Wunder (Kap. 8; 9).
Die Bergpredigt ist eine Zusammenfassung von Lehren des Herrn, die Er zu verschiedenen Gelegenheiten gelehrt hat. In Lukas sind die einzelnen Aussagen mit seinem Dienst verwoben, daher erwähnt er vieles nicht.
Einteilung nach F. W. Grant
Stelle | Inhalt | |
1. | 5,1–16 | Die Grundsätze des Reiches in denen gezeigt, die hineingehen |
1.1. | 5,1–9 | Ihre Gerechtigkeit |
1.2. | 5,10–12 | Die Welt in Feindschaft |
1.3. | 5,13–16 | Die Gläubigen offenbaren ihn |
2. | 5,17–48 | Das Gesetz bestätigt, erfüllt und ergänzt. Die Worte Christi im Gegensatz zu den Worten der Alten |
2.1. | 5,17–20 | Die Autorität des Gesetzes bestätigt |
2.2. | 5,21–26 | Das 2. Gebot der 2. Tafel: die Anklage des Gesetzes |
2.3. | 5,27–32 | Das 3. Gebot |
2.4. | 5,33–37 | Warnung vor menschlicher Schwachheit |
2.5. | 5,38–42 | Die Vergeltung einer göttlichen Person |
2.6. | 5,43–45 | Der moralische Sieg über das Böse |
2.7. | 5,46–48 | Die Vollkommenheit |
3. | 6,1–18 | Vor dem Vater |
3.1. | 6,1–4 | Menschliche Gerechtigkeit |
3.2. | 6,5–15 | Gebet |
3.3. | 6,16–18 | Fasten |
4. | 6,19–34 | Der Weg inmitten der Versuchungen der Welt |
4.1. | 6,19–23 | Aufrichtigkeit (einfältig) |
4.2. | 6,24 | Der Widerspruch des geteilten Dienens |
4.3. | 6,25.26 | Das Herz sucht Zuflucht bei dem himmlischen Vater |
4.4. | 6,27–30 | Menschliche Ohnmacht |
4.5. | 6,31–33 | Der Wohlstand dessen, der mit Gott wandelt |
4.6. | 6,34 | Die Grenze |
5. | 7,1–14 | Lehre göttlicher Gerechtigkeit |
5.1. | 7,1–5 | Übereinstimmende Verhaltensweisen |
5.2. | 7,6 | Trennung zwischen heilig und unrein |
5.3. | 7,7–11 | Verwirklichte Ziele |
5.4. | 7,12 | Der praktische Weg |
5.5. | 7,13.14 | Der Weg und das Ende |
6. | 7,15–20 | Falsche Propheten |
7. | 7,21–29 | Der vollkommene Jünger |
7.1. | 7,21–23 | Unfruchtbare und wahre Erkenntnis |
7.2. | 7,24–27 | Richtige und falsche Abhängigkeit |
7.3. | 7,28.29 | Bestätigungen für das Herz |
Einteilung der Bergpredigt (nach J. N. Darby, Synopsis)
Charakter und Teil derer, die im Reich sein sollten (5,1–12)
Ihre Stellung in der Welt (5,13–16)
Die Verbindung zwischen den Grundsätzen des Reiches und der Welt (5,17–48)
Der Geist, in dem die Jünger gute Werke tun sollten (6,1–18)
Trennung vom Geist der Welt und ihren Sorgen (6,19–34)
Die Gesinnung ihrer Beziehung zu anderen (7,1–6)
Das Vertrauen auf Gott, das sie zierte (7,7–12)
Die Energie, die sie kennzeichnen sollte, damit sie in das Reich eingehen, dann die Wachsamkeit gegenüber Verführern (7,13–23)
Aufrichtiger Gehorsam gegenüber seinen Ansprüchen – die wahre Weisheit derer, die das Wort hören (7,24–29)
Verse 1.2
Als er aber die Volksmengen sah, stieg er auf den Berg; und als er sich gesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm. 2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Nun folgt die Entfaltung der Lehre des Reiches der Himmel. Die Seligpreisungen zeigen zuerst einmal den Charakter des Königs dieses Reiches.7
Die Volksmengen: oder Volksmenge: 49-mal im Matthäusevangelium. Der Herr hatte viele Menschen geheilt (4,23–25). Nun folgten Ihm die Volksmengen. Was wollten sie von Ihm? Er zieht sich von ihnen zurück, um die Jünger belehren zu können.
Der Berg: in Kapitel 15,29; 17,1; 28,16: Hinweis auf die künftige Regierung Christi, Symbol der Herrschaft.
Seine Jünger: Die Volksmengen haben wohl (die zu verschiedenen Zeiten gehaltenen) Reden gehört, doch angesprochen werden die, die bereits in Beziehung zu Ihm standen („ihr seid ...“; V. 13.14). Die Bergpredigt richtet sich an bekehrte Menschen. Es ist hier eine Predigt des Herrn Jesus für seine Jünger – sie werden hier angesprochen (Bekehrung findet man an anderen Stellen).
Verse 3–12 Neun Glückseligpreisungen (3 Gruppen)
Passive Eigenschaften ‒ Gottes Gerechtigkeit | |||
---|---|---|---|
1. | Arm im Geist | Reich der Himmel | Jes 57,15; Ps 51,19; Ps 34,19 |
2. | Trauernde (Trauer und seufzen | werden getröstet werden | Mk 7,34; 8,12; Joh 11,33.38 |
3. | Sanftmütige | werden das Land erben | Demütigungen anderer annehmen ‒ Mt 11,29 |
4. | nach Gerechtigkeit hungern und dürsten | werden gesättigt werden | |
Aktive Eigenschaften ‒ aktive Liebe | |||
5. | Barmherzige | bekommen Barmherzigkeit | Samariter, mir ist Erbarmung widerfahren |
6. | reinen Herzen | werden Gott sehen | Gottes eigener Charakter |
7. | Friedensstifter | Söhne Gottes | |
Verfolgungen ausgesetzt | |||
8. | um der Gerechtigkeit willen Verfolgte | Reich der Himmel | weil man gerecht nach Gottes Willen leben will |
9. | um Christi willen | Lohn in den Himmeln | das höchste Motiv |
Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel: glückselig ist makavrioς, engl. blessed, glücklich greift zu kurz, Menschen, die Gott segnen kann.
Arm im Geist: Geistige oder geistliche Armut im Gegensatz zur materiellen Armut. Arm im Geist ist Demut, die Anerkennung der Nichtigkeit vor Gott, besonders angesichts des Verderbens, der Auflehnung des Menschen gegenüber Gott. Diese Haltung erwirbt man in der Gegenwart Gottes (vgl. Spr 16,9). Es ist die Zerschlagenheit des Geistes (Jes 57,15; Ps 51,19; Ps 34,19). Der König des Reiches hat diese Demut gezeigt, als Er sich taufen ließ (3,13–15). Diese Glückseligpreisung ist eine Art Fundament (vgl. Mt 11,5, wo Armen gute Botschaft verkündigt wird).
Es ist eine Person, die nichts ist in ihren eigenen Augen und die empfindet, dass ihr eigentlicher Ort der Platz im Staub ist (W. Kelly).
Arm [ptwcoς]: bettelarm, arm, armselig, der Arme, der Bettler.
Reich der Himmel ist „die Erde unter der Herrschaft des Himmels, eines Königs vom Himmel.“ Kommt 30-mal im Matthäus-Evangelium vor (vgl. Dan 2). Reich der Himmel hat nichts mit der Versammlung zu tun. Es wäre möglich gewesen, dass es das Reich gegeben hätte, ohne dass die Versammlung entstanden wäre. Es gibt drei Phasen des Reiches der Himmel:
die Ankündigung des Reiches
das Reich während der Zeit der Verwerfung des Königs
das Reich in seiner zukünftigen Form (Friedensreich)
Ist nahe gekommen: 3,2; 4,17; 10,7: durch Johannes den Täufer, den Herrn Jesus selbst und die Jünger verkündigt. Dann jedoch in den Kapitel 12–13 die Verwerfung des Herrn, ein Reich ohne den König.
Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden: Trauer in einer Welt der Sünde, durch die Gott verunehrt wird. Christus ist verworfen, so auch die Seinen. Ist die Gegenwart der Sünde kein Anlass zur Trauer? Je mehr das empfunden wird, umso größer künftig der Trost. „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten“ (Jes 66,13). Wir haben die Sünde in uns, wir sehen die Folgen der Sünde auf Schritt und Tritt: Verwüstung, Zerstörung, Gewalt, Leid und Tod. Die Trauer besteht vor allem über die Feindschaft, die Gott von dieser Welt erfährt. Der Herr selbst war traurig und weinte (Joh 11,35; Lk 19,41). Er wird die Trauernden trösten (Jes 61,2). Er ist der Trost Israels (Lk 2,25)! Gott wird jede Träne abwischen (Off 7,17; 21,4). Der Apostel Paulus erlebte Trauer und zugleich Freude (2Kor 6,10; 1Thes 1,6).
Beispiele von Trauer:
die Unehre, die dem Namen Gottes in der Welt angetan wird
wie die Sünde alles verdirbt – das Leben von Menschen zerstört
über die Treulosigkeit unter dem Volk Gottes (Esra 9,2.3)
über das Gericht, das bevorsteht (Daniel hat drei Wochen getrauert; Dan 10,2.3)
alle Widerstände gegen den Herrn und sein Reich
Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben: Sanftmut setzt die Kenntnis der Wege Gottes mit uns selbst und mit einer verdorbenen Welt voraus. Wir trauern, weil wir das Böse erkannt haben und darunter leiden. Sanftmut geht weiter und berücksichtigt Gottes gnädiges Handeln, seinen Wunsch zu retten (vgl. Kap. 11,29).
Sanftmut ist nicht nur das Bewusstsein der Nichtigkeit in uns selbst oder das Erfülltsein mit Sorge wegen der Feindschaft gegen Gott hier auf der Erde, sondern sie ist vielmehr die innere Ruhe, die alle Dinge Gott anheimstellt, sich vor Gott niederbeugt und dankbar Gottes Willen anerkennt, selbst dort, wo es natürlicherweise mit den größten Schwierigkeiten für uns verbunden ist (W. Kelly).
Genau das hat der Herr in Matthäus 11,25-30 getan (vgl. Mt 21,5; Jes 11,4). Mose war der sanftmütigste Mann auf der Erde (4Mo 12)! Sanftmut besteht darin, nicht auf eigenen Rechten zu bestehen, sondern Anfeindungen ohne Murren anzunehmen. Sanftmut leidet zugleich darunter, dass die Gerechtigkeit gebeugt wird und verlangt nach Gerechtigkeit, stellt das aber Gott anheim.
Das Land erben: Zitat aus Psalm 37,11. Die Sanftmut ist die moralische Qualifikation für das Land.
Glückselig, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden: Das Sehnen, den Willen Gottes zu erfüllen und dass Gerechtigkeit das Verhältnis der Menschen untereinander bestimmen möge, auch, dass Gott gerecht handeln möge (vgl. 5Mo 6,25; Jes 9,6; 32,1; 60,17; Ps 101,6-8). Wie viele Leiden gibt es durch die fehlende Gerechtigkeit in dieser Welt! Die Welt ist eine Welt der Ungerechtigkeit, nicht zuletzt durch die Zunge (Jak 3,6).
Die ersten vier Glückseligpreisungen beziehen sich auf Personen, die das Böse in der Welt vorfinden und Gott gemäß darauf reagieren. Sie lehnen sich nicht auf und gebrauchen keine ungerechten Mittel. Das sind die Kennzeichen für alle Gläubigen; in der Praxis sind oft bestimmte Kennzeichen bei den Einzelnen vorherrschend.
Die vier Charakterzüge des Bösen sind:
die Verdorbenheit des Ichs
der völlige Verfall um uns herum
das Land ist im Besitz von Gewalttätern
Ungerechtigkeit bestimmt das Handeln der Menschen.
Die ersten vier Charaktereigenschaften führen schließlich auch zu den weiteren drei Eigenschaften (V. 7–9).
Glückselig die Barmherzigen, denn ihnen wird Barmherzigkeit zuteilwerden: Barmherzigkeit ist das Ausströmen göttlicher Liebe und Gnade in Wohltätigkeit solchen gegenüber, die in Not und elenden Umständen sind. Der Beweggrund ist die Not. Bei Gnade ist der Beweggrund das Herz Gottes selbst. Wie oft wird im Alten Testament gesagt, dass Gott barmherzig ist! Barmherzigkeit ist ein hervorstechendes Kennzeichen solcher, die im Reich sind (Hos 11,8; Mt 9,13; 23,23; 2Mo 34,6). Gott ist „reich an Barmherzigkeit“.
Glückselig, die reinen Herzen {w. die Reinen von Herzen} sind, denn sie werden Gott schauen: Wer Barmherzigkeit übt, gewinnt ein tieferes Verständnis über die Gnade. Das wiederum führt zu vermehrter Heiligkeit. Ein reines Herz ist aktive Trennung vom Bösen. Ohne Heiligkeit wird niemand den Herrn schauen. Ein reines Herz überwindet das Böse und die Sünde. Ein reines Herz liebt Gott und ist mit Ihm in Übereinstimmung. Barmherzigkeit und aktive Trennung von Bösem ist für uns oft schwer vereinbar. Beides hat seinen Ursprung im Herzen, im innersten Kern des Menschen. Es kann eben keine äußere Sache sein.
Reines Herz: Ps 24,4; Ps 51,12; 73,1; Spr 22,11; 1Tim 1,5; 2Tim 2,22; Jak 4,8; 1Pet 1,22.
Denn sie werden Gott schauen: Allein mit dem Herzen kann Gott gesehen werden. Das ist das Organ des Sehens (vgl. Eph 1,18).
Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen: Friedensstifter werden Söhne Gottes heißen, also Gottes Natur und Wesen widerstrahlen. Der Friede ist neben der Gerechtigkeit und der Freude das dritte Kennzeichen des Reiches (Röm 14,17). Friedensstifter bewahren nicht nur Frieden, sondern jagen ihm nach und stiften ihn dort, wo Unfriede ist. Sie sind moralisch völlig in Übereinstimmung mit dem Reich, werden die Vorrechte des Reiches als Söhne Gottes genießen (vgl. 13,43). Im himmlischen Teil des Reiches, dem Reich des Vaters, werden sie Christus, der Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln, völlig entsprechen: Sie werden wie die Sonne leuchten.
Friede braucht eine gerechte Grundlage: Bekennen von Schuld und Vergebungsbereitschaft.
Glückselig, die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel: Es ist nicht die Frage, von wem jemand verfolgt wird, sondern warum. Um der Gerechtigkeit willen, also aus Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Dann ist Glückseligkeit die Folge.
Zuerst werden bestimmte Glückseligpreisungen genannt, danach erst Verfolgungen. Die vorherigen sind die Voraussetzung für die Folgenden. Wer die Charakterzüge, die Verhaltensweisen im Reich, offenbart, muss vonseiten einer sündigen Welt Feindschaft erwarten. Das Reich der Himmel wird ihnen verheißen. Was für eine Aussicht, in einem Reich verkehren zu dürfen, in dem die Grundsätze des Himmels verwirklicht werden. Sei es nun der irdische Teil des Reiches (im Tausendjährigen Reich) oder der himmlische Teil, das Reich des Vaters (Mt 13,43) oder der ewige Teil (1Kor 15,24; Off 22,5).
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und jedes lügnerische Wort gegen euch reden werden um meinetwillen: Jetzt Ablehnung und Verfolgung nicht allein wegen der Gerechtigkeit, sondern um Christi willen. Bemerkenswert ist die Änderung der persönlichen Anrede in den Versen 11 und 12: Ihr. Hier sieht der Herr die Jünger, wie sie einmal für Ihn leiden werden.
Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren: Nun kommt die größte Verheißung: Ihr Lohn würde groß sein in den Himmeln. Nicht mehr nur im Reich der Himmel, sondern in den Himmel selbst. Viele im Reich würden ihre Treue durch den Tod bezahlen, doch voller Lohn wartet auf sie im Himmel. Haben nicht schon im Alten Testament viele Propheten ihr Leben gelassen?
Wir finden hier die beiden Arten von Verfolgungen (a) um Christi willen und (b) um der Gerechtigkeit willen, die wir auch im 1. Petrusbrief finden.
Wo solche Charakterzüge offenbar werden, ist Salz und Licht vorhanden.
Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen und von den Menschen zertreten zu werden: Salz verhindert Fäulnis und Verderben. Nun spricht der Herr die Jünger persönlich an, wie Er es auch schon in den Versen 11 und 12 getan hatte. Die Jünger würden von ihren eigenen Volksgenossen Feindschaft erfahren. So wird es auch in der Zukunft sein: Die ärgsten Feinde des Überrestes werden die gottlosen Juden sein. Verstehen die Jünger ihre Stellung in der Welt? Sie sind das Salz der Erde. Wenn das Volk völlig von Gott abfällt und in Fäulnis übergeht, sind die Wiedergeborenen das einzige Mittel, das der Fäulnis entgegenwirken kann.
Erde: Der Bereich, wo Gottes Wahrheit bekannt ist; damals das Judentum, heute das Christentum. Die Christenheit erlebt den größten Verfall. Wir sind ein Teil davon, wir sind mittendrin. Unsere Hauptaufgabe: Dem Verderben entgegenwirken. Das trifft für alle Bereiche zu, in die Gott uns gestellt hat: Familie, Ehe, Beruf, Staatsbürger. Durch die Ausübung von Gerechtigkeit sind wir Salz.
Wenn die Gläubigen einmal von der Erde weggenommen sein werden, wird sich der völlige Abfall von Gott, das völlige Verderben Bahn brechen (2Thes 2). Wie schnell wurde das Judentum völlig verdorben. Und wie ist es heute?
Wenn aber das Salz kraftlos geworden ist, womit soll es gesalzen werden: Der Herr weist auf die Gefahr hin, dass Salz seine Kraft verlieren kann. Bekenner haben die Aufgabe, dem Verderben entgegenzuwirken. Einmal wird die gesamte Christenheit diese Kraft verlieren. Das Ende der abgefallenen Christenheit wird in Offenbarung 17 beschrieben. Das Schicksal Laodizeas wird im Ausspeien bestehen (Off 3,16). Das hat nichts mit dem Abfall eines wahren Christen zu tun.
Sowohl Ungläubige als auch Gläubige werden mit Salz gesalzen. Für die Ungläubigen bedeutet das Gericht. Doch auch das Fleisch der Gläubigen muss gerichtet werden. Sie sind es, die ihr Leben als Schlachtopfer darbringen wollen, also sollen sie auch gesalzen werden. Sie brauchen Salz in sich selbst. An anderen Stellen heißt es, dass sie selbst das Salz sind. Salz kommt an fünf Stellen im Neuen Testament vor (Mt 5,13; Mk 9,49.50; Lk 14,34, Kol 4,6). Unser Wort soll allezeit mit Salz gewürzt sein.
Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein: Das Salz ist die fäulnisverhütende Kraft der praktischen Gerechtigkeit (vgl. die ersten vier Glückseligpreisungen). Das Licht ist das helle Zeugnis der Gnade und Liebe Gottes (vgl. die 5.–7. Glückseligpreisung). Das Licht ist die Offenbarung und das Ausströmen der Liebe Gottes. Licht wird durch den Wandel des Gläubigen verbreitet: Wir sollen als Kinder des Lichts wandeln (Eph 5,8; 1Thes 5,5.6). Licht leuchten lassen, heißt Ihn darstellen (vgl. Phil 2,15). Das Licht kommt von Christus, der das Licht der Welt war (Joh 8,12). Ephesus hatte seine erste Liebe verlassen (Off 2,5).
Eine Stadt, die oben auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen sein: Das Licht der Welt erstreckt sich in Aktivität und Liebe zu einer armen Welt.
Man zündet auch nicht eine Lampe an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Lampenständer, und sie leuchtet allen, die im Haus sind: Salz kann fade werden, die Lampe unter dem Scheffel verschwinden. Es geht hier nicht um die Verkündigung des Evangeliums und die Errettung von Sündern, sondern um den Wandel der Gläubigen in der Welt. Das Licht kommt von Gott selbst. Es ist das Bekennen Gottes und Christi. Daraus kommen gute Werke hervor. In Markus spricht der Herr davon, dass man die Lampe auch unter das Bett stellen kann (Mk 4,21). Das Angesicht Moses leuchtete (2Mo 34,35; 2Kor 3,7).
Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen: Die Menschen erkennen, dass das gute Handeln von Gott gewirkt ist. Sie verherrlichen Ihn. Wenn sie Christus sehen, werden sie nicht sagen „was für ein guter Mensch“, sondern „was für ein großer Herr“!
Eure guten Werke: Gute Werke sind Frucht des Lichtes Christi in uns ‒ vor allem das Bekenntnis zu Christus. Die guten Werke sind zuvorbereitet, dass wir darin wandeln sollen (Eph 2,10) – Prüfkriterien sind in Epheser 5,3‒9 aufgezählt; es gibt für Gläubige ein einst und ein jetzt.
Denkt nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen: In dem jetzt folgenden Abschnitt (V. 17–48), geht es um das Verhältnis der Grundsätze des Reiches zum Gesetz. Die Verbindung zwischen V. 16 und 17 sind die „guten Werke“ und ihr Verhältnis zum Gesetz.
Manche meinten, Christus würde das Wort Gottes (Gesetz und Propheten) beiseiteschieben. Er zeigte die tiefere Bedeutung des Gesetzes. Das Erfüllen hier bedeutet nicht die Erfüllung des Gesetzes in seiner eigenen Person, sondern die wahre Bedeutung des Gesetzes deutlich zu machen. Wie sollte Er denn die Propheten erfüllen? Er wollte auch das, was die Propheten sagten, in vollem Ausmaß durch seine Lehre in seiner tiefen Bedeutung zeigen. Christus ist die Erfüllung des Gesetzes (Mt 5,17; Lk 24,27.44; Joh 5,39); damit ist nicht die Erfüllung des Gesetzes durch Ihn gemeint, sondern die Erfüllung aller Vorbilder in Ihm.
Erfüllen [plhrw`sai]: FN in JND: plhrw`sai bedeutet nicht, ein Gebot in der Weise des Gehorsams zu erfüllen, noch eine andere Sache durch Hinzufügung zu vervollständigen; sondern ein skizziertes System oder das, was in der erfüllten Sache zum Ausdruck kommt, als Ganzes auszufüllen. So hat die Lehre der Kirche das Wort Gottes vervollständigt, vollendet, was durch sie ausgedrückt wurde. Christus erfüllt hier nicht das, was gesagt ist, noch fügt er dem hinzu, was noch übrig war und in sich vollkommen war; sondern Er kam, um den ganzen Umfang von Gesetz und Propheten zu vollenden. Der Abschnitt hat nichts mit dem Befolgen des Gesetzes zu tun. Es geht hier auch nicht um die Erfüllung einer bestimmten Prophezeiung. Er kommt als die offenbarte Vollständigkeit der Gedanken Gottes, worauf das Gesetz und die Propheten hingewiesen hatten. Vers 18 verbietet den Sinn des Gehorsams als nicht zu erhalten, obwohl 19 beweist, dass derjenige zu verurteilen war, der, da er unter dem Gesetz war, die Gebote, von denen gesprochen wurde, brach. Aber das ist eine Folge; Christus spricht von ihrer Autorität. Alles sollte auf die eine oder andere Weise erfüllt, nicht aufgehoben werden.
Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist: Der Herr war kein Revoluzzer. Er stellte das nicht beiseite, was Gott gegeben hatte, sondern erfüllte es. Es war die Abweichungen der Juden, die Er ablehnte.
Solange der Himmel und die Erde bestehen, besteht auch das Gesetz. Himmel und Erde vergehen bei der Neuschaffung (Off 20,11; 21,1). Siehe in Offenbarung 21,6 den Ausdruck: „Es ist geschehen“. Im Friedensreich wird das Gesetz eindeutig wieder Gültigkeit haben und im Leben der Gläubigen zur Geltung kommen. Im ewigen Zustand gibt es kein Gesetz mehr.
Wer irgend nun eins dieser geringsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Geringste heißen im Reich der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reich der Himmel: Hier wird davon ausgegangen, dass die Lehrer Gläubige sind.
Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht bei weitem übersteigt, werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen: Dieser Vers ist der Schlüsselvers zum folgenden Vergleich zwischen dem Gesetz und den tiefer gehenden Grundsätzen des Reiches in den Versen 21–48.
Eure Gerechtigkeit: Dieser Ausdruck „hat nicht den geringsten Bezug auf die Rechtfertigung, sondern auf die Würdigung der rechten Beziehungen des Gläubigen zu Gott und zu Menschen und der Wandel in diesen Beziehungen“ (W. Kelly).
Bis Kapitel 12 wird vorausgesetzt, dass nur Gläubige in das Reich eintreten. Ab Kapitel 13 auch Ungläubige (13,24–30; 22,11–13; 25,1–13; gleich, „gleichgeworden“).
Die Pharisäer hatten eine Gerechtigkeit aufgebaut, die nicht der Heiligkeit Gottes entsprach. Sie schwächten das Gesetz ab und stellten es durch ihre Auslegungen beiseite. Die Pharisäer hatten weder ein Bewusstsein ihrer Sünde noch ein Verlangen nach der Gnade Gottes. Ihre Gerechtigkeit, ihr Handeln (nach dem Gesetz) entsprach durchaus nicht dem Charakter der Glückseligpreisungen.
In diesem Abschnitt geht der Herr auf drei Fragen ein
Was steht im Gesetz geschrieben?
Was hatten die Pharisäer und Schriftgelehrten hinzugefügt?
Was ist die tiefere Bedeutung des Gesetzes?
Dieser Abschnitt lässt sich in fünf Teile einteilen, der Hauptgedanke ist jeweils
Die sündige Natur – Hass und Mord: Gewalttat (V. 21–26),
Die sündige Natur – sittliche Verdorbenheit (V. 27–32)
Die sündige Natur – Unwahrhaftigkeit und Lüge (V. 33–37)
Reaktion bei zugefügtem Bösem (V. 38–42)?
Reaktion auf Feindschaft (V. 43–48)?
Der Herr wendet sich in den nun folgenden Beispielen gegen die falsche Auslegung oder Anwendung des Gesetzes seitens der Pharisäer und Schriftgelehrten:
Die Gebote, die Gott Israel gegeben hatte, beziehen sich nur auf das sichtbare Verhalten des Menschen.
Die Schriftgelehrten hatten durch ihre spitzfindigen Auslegungen die Anwendung dieser Gebote sehr stark eingeengt, so dass von ihrem wahren Sinn oft nicht viel übrigblieb.
Es kommt nicht nur auf das äußerliche Halten der Gebote als bloße Form an, sondern auf den Herzenswunsch, in Übereinstimmung mit den Gedanken Gottes und zu seiner Ehre zu leben.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber irgend töten wird, wird dem Gericht verfallen sein: Sechsmal sagt der Herr in diesem Abschnitt „Ihr habt gehört, dass [zu den Alten] gesagt ist“ und kein einziges Mal: „Es steht geschrieben“, obwohl Er zweimal ein Gebot des Alten Testamentes wörtlich wiedergibt. Es wendet sich gegen die falschen Auslegungen und Verdrehungen der Schriftgelehrten, die „Überlieferungen der Ältesten“.
Du sollst nicht töten: Das Gesetz hatte deutlich gesagt, dass nicht getötet werden durfte. Wer tötete, sollte ebenfalls getötet werden. Die Juden schwächten dieses Gebot ab, indem ein Mörder dem Gericht verfiel (dem „kleinen Synedrium“).8 Das stand nicht im Gesetz. Mit dem Gericht ist hier der jüdische Gerichtshof gemeint, der sich an jedem größeren Platz befand und aus 23 Mitgliedern bestand. Das große, nationale Gericht, das Synedrium, das 71 Mitglieder zählte und in Jerusalem seinen Sitz hatte, wurde nur dann in einen Mordprozess einbezogen, wenn ein Hoherpriester des Mordes beschuldigt wurde.
Gericht [krivsi"]: Das Wort krivsi" und kann folgendermaßen übersetzt werden: 1. Scheidung, Trennung: (a) Zwiespalt, Streit; Wettstreit (b). Wahl. ‒ 2. Entscheidung: (a) Erprobung, das Urteilen, Beurteilung, Untersuchung (b). gerichtliche Entscheidung oder Untersuchung, Gericht, Anklage, Prozess: Richterspruch, Urteil, Verurteilung, Strafgericht, Gerichtshof, Recht, Gerechtigkeit, Strafe.9 Wir sehen also, dass das Wort Krise ursprünglich ein breites Bedeutungsspektrum hatte.
Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder [ohne Grund] zürnt, wird dem Gericht verfallen sein; wer aber irgend zu seinem Bruder sagt: Raka!, wird dem Synedrium verfallen sein; wer aber irgend sagt: Du Narr!, wird der Hölle des Feuers verfallen sein: Der Herr spricht über eine ganz andere Gerichtsbarkeit. Und Er zeigt, dass Mord Vorstufen hat: (a) ohne Grund zürnen, (b) zum Bruder „Raka“ sagen und (c) du „Narr“.
Behandelter Abschnitt Mt 4,23-24
Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin, versöhne dich mit deinem Bruder; und dann komm und bring deine Gabe dar: Es geht hier um einen berechtigten Vorwurf (vgl. Lenski zu diesem Vers, auch MacDonald). Hier geht es um eine echte Verschuldung. Unversöhnlichkeit ist nicht vereinbar mit dem Dienst für Gott.
Behandelter Abschnitt Mt 4,25-26
Einige dich schnell mit deinem Widersacher, während du mit ihm auf dem Weg bist; damit nicht etwa der Widersacher dich dem Richter überliefert und der Richter [dich] dem Diener [überliefert] und du ins Gefängnis geworfen wirst. 26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Cent bezahlt hast: Ungeklärte Probleme in Beziehungen sollten schnell bereinigt werden.
Ich glaube, dass Israel sich genau dieser Torheit schuldig gemacht hat – Israel als Volk –, dass sie sich nicht schnell mit dem Widersacher geeinigt haben. Da war der Messias, und sie behandelten Ihn als ihren Widersacher und zwangen Gott durch ihren Unglauben, gegen sie zu sein. Die moralische Position Israels in den Augen Gottes war sehr ähnlich wie die, die uns hier gezeigt wird. Es war ein mörderisches Empfinden in ihrem Herzen gegen Jesus (W. Kelly).
Behandelter Abschnitt Mt 4,27-31
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen. 28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen in seinem Herzen. 29 Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder umkomme, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. 30 Und wenn deine rechte Hand dir Anstoß gibt, so hau sie ab und wirf sie von dir; denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder umkomme, als dass dein ganzer Leib in die Hölle komme. 31 Es ist aber gesagt: Wer irgend seine Frau entlässt, gebe ihr einen Scheidebrief: Die Pharisäer hatten das Gesetz bezüglich des Ehebrechens abgeschwächt, indem sie zugestanden, dass eine Frau um irgendeiner Sache willen mit einem Scheidebrief entlassen werden konnte. 5. Mose 24 sagt aber lediglich, dass man eine Entlassene nicht wieder zurücknehmen darf. Sie hatten aus dieser Vorschrift abgeleitet, dass man um irgendeiner Ursache willen seine Frau entlassen kann.
Ich aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlässt, außer aufgrund von Hurerei, bewirkt, dass sie Ehebruch begeht; und wer irgendeine Entlassene heiratet, begeht Ehebruch: Wenn ein Mann seine Frau entlässt, ist schuld daran, dass sie einen anderen Mann heiratet. Hat sie allerdings Hurerei begannen, ist sie der Hurerei schuldig. So darf auch niemand eine Entlassene heiraten. Siehe dazu auch meinen Artikel Entlassung und Ehebruch.
Behandelter Abschnitt Mt 4,33-37
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. 34 Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht; weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron; 35 noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs; 36 noch sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du vermagst nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen. 37 Eure Rede sei aber: Ja – ja; nein – nein; was aber mehr ist als dieses, ist aus dem Bösen: Das Gesetz schrieb vor, nicht falsch zu schwören, und vor allem nicht beim Namen Gottes (3Mo 19,12; 2Mo 20,7 = 3. Gebot). Es geht hier um das persönliche Leben, vor Gericht können und sollen wir schwören (Mt 26,63). Natürlich nicht falsch. Unser Wort soll im alltäglichen Leben ehrlich und zuverlässig sein.
Beim Haupt schwören: Ich möge sterben. Bei den Juden war es Sitte geworden, nicht bei Gott zu schwören, sondern beim Himmel bzw. der Erde, bei Jerusalem oder seinem eigenen Haupt. Wenn sie nur bei der Formel nicht den Namen Gottes gebrauchten. Der Herr macht deutlich, dass alles in Verbindung mit Gott steht. Der Himmel ist sein Thron usw. Wir dürfen keinen Unterschied zwischen gewöhnlichem Reden und besonderem Reden machen. Die Erde ist der Schemel seiner Füße, Jerusalem seine Stadt.
Behandelter Abschnitt Mt 4,38-42
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. 39 Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen, sondern wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin; 40 und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid. 41 Und wer dich zwingen will, eine Meile mitzugehen, mit dem geh zwei. 42 Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will: Das Gesetz schrieb als Rechtsspruch vor (vgl. 2Mo 21,23-25; 5Mo 19,18ff.), dass Gleiches mit Gleichem vergolten werden sollte. Die Juden hatten diesen Rechtsspruch der öffentlichen Gerichtsbarkeit auf das Privatleben angewendet, auf die Selbstjustiz. Das war ein falscher Gebrauch des Gesetzes. Man soll überhaupt nicht auf eigenen Rechten bestehen, sondern von sich aus einen geringen Platz einnehmen. Wir sind Nachfolger unseres großen Herrn (10,25).
Rechter Backen: Normalerweise schlägt jemand einen anderen mit der rechten Hand auf die linke Backe. Es muss also ein Schlag von hinten sind: starke Beleidigung, hinterhältig, missachtend.
Leibrock: Als Pfand. Der andere handelte damit gegen das Gesetz. Trotzdem soll der Benachteiligte sich nicht zur Wehr setzen.
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten
lieben und deinen Feind hassen: Dieses Gebot aus 3. Mose 19,18
ist einer der am häufigsten zitierte Vers im Neuen Testament (
Die Frage des Schriftgelehrten aus Lukas 10,29 „Und wer ist mein Nächster“ zeigt die unter den Juden übliche Praxis der Einschränkung. Sie hatten die Heiden davon ausgeschlossen, schließlich das einfache Volk (Joh 7,49) und dann die persönlichen Feinde. Übrig blieb nur ein enger Kreis Gleichgesinnter ... Statt den Nächsten zu lieben, verachtete man die Menschen und begegnete ihnen mit Hochmut und Hass.
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen: Das Alte Testament sagt bereits, dass man die Feinde lieben sollte (2Mo 23,4.5). Der Herr gibt also den Jüngern keine neuen Gebote.
Damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte: Gott liebt auch seine Feinde. Der Maßstab unseres Handelns gegenüber den Menschen ist Gott selbst, unser Vater. Gott macht allerdings Unterschiede in seiner Liebe; Er ist ein Erhalter, besonders der Gläubigen (1Tim 4,10).
Behandelter Abschnitt Mt 4,46-47
Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? 47 Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe: Das Verhalten der Pharisäer und Schriftgelehrten stand auf einer Stufe mit den ungläubigen Heiden.
Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist: Vollkommenheit ist hier weder die Stellung (Heb 10) noch geistlicher Fortschritt (1Kor 2,6; Phil 3,15), sondern Tadellosigkeit im Verhalten, Aufrichtigkeit (1Mo 6,9; Hiob 1,1; 1Mo 17,1). Auch Paulus hat die Epheser aufgefordert, Nachahmer Gottes als Geliebte Kinder zu sein (Eph 5,1). Achtung: Nicht in die Falle des Perfektionismus fallen!
Zusammenfassung
In den ersten drei Beispielen wird das Gesetz in der Weise erfüllt, dass der Herr nicht nur die sündige Tat an den Pranger stellt, sondern den Keim in dem bösen Herzen des Menschen offenlegt. Mord wurzelt in Hass, den Gott bereits verdammt. Ehebruch wurzelt in Begehrlichkeit, und Ehebruch ist bereits im Herzen begangen, wenn dieses Begehren vorhanden ist. Eine Bekräftigung der eigenen Aussagen zeigte, wie leicht man es gewöhnlich mit der Wahrheit nimmt. In den letzten zwei Beispielen zeigt der Herr, wie wir reagieren, wenn uns Unrecht oder Hass widerfährt. Dann sollen wir im Geist der Gnade handeln.
4 Es ist bemerkenswert, dass der Teufel dem Judas ins Herz gibt, den Herrn zu überliefern (Joh 13,2). Doch er ist es als Satan, der in Judas fährt, nachdem dieser den Bissen genommen hatte (Joh 13,27).↩︎
5 Aus Johannes 12 wissen wir, dass es die Herrlichkeit des Herrn Jesus war, die Jesaja sah.↩︎
6 5,16.45.48; 6,1.4.6.6.8.9.14.15.18.18.26.32; 7,11.21.↩︎
7 Siehe dazu http://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/2015/06/Eine-neue-Weltordnung-Mt-05-WM.pdf.↩︎
8 Roger Liebi, Der Messias im Tempel, S. 157.↩︎
9 Hermann Menge, Langenscheidts Taschenwörterbuch ‒ Griechisch-Deutsch, 1967.↩︎